„Impossibile“ von Martermühle

„Impossibile“ (100% brasilianischer Robusta „Conillon Robusta Tropical“) – punktgenau dunkel geröstet von der Rösterei Martermühle.

Meiner Einschätzung nach ist der Röstgrad bei French Roast einzustufen.

Zunächst ein kleiner Exkurs zum Thema „Robusta und Aromenfülle“:

Es ist oft zu lesen, dass Arabicas ein nuancierteres, irgendwie tolleres Geschmackspotential hätten – mir ist das allerdings so bisher nicht aufgefallen. Arabicas sind anders. Ich würde sie als tendenziell aufgespreizter bezeichnen. Die Aromen von Robustabohnen liegen meistens dichter beieinander, sind oft gebündelter. Eine dunkle Röstung wird natürlich einen weiteren Teil zur Bündelung der Aromen beitragen. Dadurch mag für Menschen mit weniger ausgeprägter sensorischer Wahrnehmungsfähigkeit möglicherweise der Eindruck entstehen, es seien in hochwertigem Robusta weniger Aromen vorhanden, als in hochwertigem Arabica, und die Vielfalt sei geringer. Dabei würde ich, im Falle vieler hochwertiger Robustas, eher von eng geschnürten Aromen-Paketen sprechen, innerhalb derer sich ganze Aromen-Universen abbilden können. Weswegen ich in einer guten, dunklen 100% Robusta-Röstung, wie der hier beschriebenen, sehr schwelgen kann. 

Wir haben es erneut mit einem wundervoll weichen, kraftvollen Espresso aus Aßling zu tun, der wirklich dazugewinnt, wenn er ein paar Wochen ruht.

Die Rösterei Martermühle hat zur Herkunft dieses sortenreinen Robusta-Espresso folgendes geschrieben:

‚Die Robusta Bohnen „Conillon Robusta Tropical“ für unseren Espresso Impossibile kommen aus Brasilien aus der Nähe von Espiritu Santo unweit von dem Verschiffungshafen Vittoria und sind das großartige Ergebnis eines einzigartigen Projekts.

Ein Professor – el professore – hat die Vision, dass er Kleinbauern vor Ort in Brasilien durch sein Kaffee-Wissen unterstützen, fördern und mit Kaffee-Knowhow versorgen kann. Sein Ziel: Die Bauern sollen direkt profitieren. Er setzt sich dafür ein, dass sie für ihre Robusta Bohnen deutlich mehr erzielen können. Das Geheimnis? Qualität. Der Plan geht auf und wir finden: Das ist ein Projekt genau nach unserem Geschmack‘

Zur Verkostung:

Dunkelnussbraune, seidenmatte, recht kleine Bohnen, die warm und süß nach dunklem Kakao, gerösteten Haselnüssen, Butter und, ein ganz kleines Bisschen, nach Rosinen duften.

8 Wochen nach dem Röstdatum sind die warmen, vielschichtigen Aromen auf dem Olymp ihrer Reife angelangt:

Buttrige, edle Dunkelschokoladen-Noten, haselnussige Röstaromen, eine Spur dunklen Karamells, ein Klecks dunkles, lange, zusammen mit Rosinen gekochtes, Pflaumenmus.

Warm, komplex, singend, voller aromatischer Obertöne.

Ein Traum!

Besonderheit: Dieser Espresso verträgt auch eine deutliche Hochextraktion (meist „Überextraktion“ genannt) ausgesprochen gut. Was sich zunächst beim Mahlgradeinstellen ungewollt ergeben hatte, habe ich deswegen noch einige Male wiederholt, weil es SO köstlich und dicht war:

14g, Apollo Mahlgrad 7’2“ (sehr fein), Tröpfelzeit 64 Sek. (alla napoletana) > Premium-giga-schokoladig-samtigweich-aromenwuchtig-lecker!

Frau Antje verleiht hiermit die dritte Tazzina d‘ Oro an einen Espresso aus dem Hause Martermühle! Chapeau !

7 Antworten auf „„Impossibile“ von Martermühle“

  1. Ach Antje, deine Nase und Dein Geschmacksempfinden sind ja schon eine tolle Gabe. Und dazu noch das Talent, alles wunderbar in Worte zu fassen. Unnachahmlich.
    Das Tröpfeln über 50 oder 60 sec schätze ich auch sehr, da kann die Bohne so richtig zeigen was sie drauf hat. Ich freue mich jetzt auf den Impossible, ist schon unterwegs. Dann muss er natürlich noch ausgasen und reifen. Jetzt bin ich am Cioccolato, auch aus Aßling. Ist schokoladig, ja, aber milder. Habe noch nicht das optimale Verhältnis von Mahlgrad und Brühtemperatur gefunden. Da steckt jedenfalls noch etwas mehr Potenzial drin.

    1. Guten Abend Harald!
      Du wirst den „Impossibile“ lieben – er kommt ganz nach ‚unserem‘ Geschmack. Den Cioccolato fand ich hingegen nicht schlecht – aber etwas blass um die Bohne. Dem fehlt das Furiose 🙂
      Herzliche Grüße,
      Antje

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