Die Strietman CT2

Um es gleich vorwegzuschicken: Ich war wirklich glücklich mit meinen beiden La Pavoni Handhebelmaschinen, den Diven. Sie haben mir treu täglich allerleckersten Espresso kredenzt und ich habe sie dafür geliebt und gehegt und gepflegt. Win win.

Ich habe vor dem Kauf der CT2 überhaupt kein bisschen diese oder jene andere tolle, teure Espressomaschine alternativ in Betracht gezogen. 

Keine bezaubernde Bezzera Strega, keine coole Profitec Pro 800, keine aufregende Londinium R oder R24, keine kesse Olympia Cremina, keine verführerische, eingruppige Bosco. Zwar fand ich all diese Hebel-Primadonnen toll, aber ich hatte keine Sekunde lang vor, so viel Geld in eine Espressomaschine zu investieren. Schon allein, weil ich sie alle viel zu klobig fand für meine kleine Küche.

Außerdem war mir klar: Ich brauch viele Ausstattungsmerkmale nicht, die diese Maschinen mitbringen.

Ich trinke ausschließlich dunkel gerösteten Espresso, das erfordert wahrlich keine Raketentechnik.

Na gut, die Olympia Cremina ist nicht wirklich klobig. Und sie gehört als einzige der genannten Maschinen zum Stamme der Direkthebler, wie die Pavonis und die Strietman. Ich mag das Prinzip der Direkthebler, mit all den Möglichkeiten der unmittelbaren manuellen Beeinflussung des Bezuges. Und ja, ich gebe zu, ich habe mich eine zeitlang halbherzig nach gebrauchten Creminas umgesehen. So richtig überzeugt war ich nicht. Weder von der Optik, noch von ihren Vorzügen. Die Pavonis finde ich optisch um Längen ansprechender.

Es schien für mich sehr deutlich darauf hinauszulaufen, mit meinen beiden Diven, in trauter Einstimmung aufeinander, alt zu werden.

Wär auch sehr okay gewesen.

Dann erblickte ich sie eines Tages – und es war um mich geschehen: Zooooooooooosch! Die Strietman! Crash!!!! Schnappatmung!!!!! 

Es ging mir nicht um ein Upgrade, das sei hiermit klargestellt. 

Es ging mir um SIE!

Von einem Moment auf den nächsten war ich hoffnungslos verknallt in genau diese schlichte, rotschopfige, kerzengerade, unendlich lasziv dreinblickende, edle Direkthebler-Schönheit.

Ich fing also an, auf sie zu sparen, und ein paar Monate später saß ich, samt einer Sackkarre, im Zug nach Eindhoven, um MEINE Madame Strietman persönlich abzuholen. 

Ich war aufgeregt wie vor einem Schicksals-Date.  … Am nächsten Morgen wanderte ich vom seelenlosesten Hotel, in dem ich je genächtigt habe, ca. 5 km weit bis zu dem eindhovener Industrie-Areal, in dem sich die Wiege der Strietman-Espressomaschinen befindet.

Ich ließ mir von Wouter und seinem Assistenten Dorus alles ganz genau zeigen und erklären und durfte mich ausgiebig in der Werkstatt umschauen.

Es war wirklich nett und ich wurde durch und durch bestätigt in meinem Gefühl, dass die neue Espresso-Queen an meiner Seite aus sehr gutem Hause stammt.

Später fuhr Wouter mich und meine Eroberung in seinem alten Mercedes zurück zum Hotel, wo dann die Sackkarre, die ich dort gelassen hatte, zum Einsatz kam.

Am gleichen Abend trug ich sie über die Schwelle meiner Wohnung. Wir waren vereint.

Geigen.

Vorhang.

Okay. Kommen wir nun auf den Boden der Tatsachen: 

Was hab ich mir da eigentlich ins Haus geholt?

Und wie läuft es mit Frau Antje und Madame Strietman jetzt, wo der Honeymoon vorbei ist und wir seit Monaten Alltag miteinander leben? 

Soviel sei gleich verraten: Ich finde meine CT2 auch nach Monaten noch toll und freu mich jeden Tag wie eine Schneekönigin an ihr!

Was hat sie also, diese Maschine, was mir so sehr gefällt, dass ich sie auch nach dem Honeymoon und weiteren 6 Monaten der eingehenden Bewährungs-Prüfung nicht mehr missen möchte? 

Sie ist simpel. Sehr simpel. 

Nun mag ja simpel für manchereins mit allzu romantischen Vorstellungen vom einfachen, überschaubaren Leben verknüpft sein, die den realen Alltagsanforderungen des modernen Lebens und den individuellen Bedürfnissen nach Bequemlichkeit dann doch nicht standhalten. 

Mir fallen dazu spontan alte Wanderausrüstungen aus den 50ern und 60ern ein, die ich, so schön Vintage sie auch sein mögen, beileibe nicht mehr durch die Berge schleppen möchte. Ich hab’s allerdings getan. Lang ist’s her. 

Simple Dinge können sich als allzu fummelig, zeitintensiv, schwergängig, störanfällig und nervenaufreibend erweisen, um noch Spaß zu machen. Wobei das freilich nicht jeder gleich erlebt. 

Mein Gasherd, zum Beispiel, stammt vermutlich aus den 70ern. Könnte auch noch älter sein. Während ich bestens damit klar komme und viel darauf koche und im schrabbeligen Ofen, ohne Umluft und Oberhitze, schmore, findet meine Liebste, dass er eine Zumutung sei.

Zurück zur CT2. 

Für mich verkörpert diese Maschine eine Art von Einfachheit, die mich entspannt.

Eine Heißwassersäule wird mithilfe eines Kolbens und eines Handhebels durch gepresstes Kaffeemehl gedrückt. Das Wasser wird zuvor per integriertem Boiler auf die gewünschte Temperatur erhitzt. 

Das war’s. Frau Antje versteht alles, was da passiert und findet das gut.

Ich empfinde die Strietman weder als fummelig noch als zeitintensiv oder störanfällig in ihrer Handhabung, sondern als einfach und komfortabel zugleich. 

Nervenaufreibend ist ihre Handhabung schon gar nicht.

Sie ist ausgesprochen leicht zu bedienen, leichtgängig, leicht sauber zu machen und leicht instand zu halten. Frau Antje mag es simpel – aber nicht unnötig kompliziert.

Hinzu kommt, dass die Strietman wunderbar anzufassen ist. 

Ich mag jeden Handgriff, den es zu verrichten gilt, um der CT2 hervorragenden Espresso zu entlocken.

Sie ist überschaubar. Außer der Boiler-Heizung und dem Thermostat liegt bei der CT2 alles offen und ist somit einsehbar und im Falle eines Falles höchstwahrscheinlich leicht reparierbar. Das beruhigt mich. 

Sie ist schön.  Für mich jedenfalls. Ich kenne keine schönere Espressomaschine. Die drei verschiedenen Metalle mit ihren verschiedenen Farben, das Holz der Griffe und die Kombination der eckigen und runden Formen ergeben  in meinen Augen etwas ästhetisch Vollkommenes. 

Mein Blick verweilt heute noch so gerne auf diesem Schmuckstück in meiner Küche, wie am ersten Tag.

Sie verbraucht kaum Strom, verglichen mit anderen Espressomaschinen. Lief ihre Vorgängerin, die CT1, noch mit einer Leistung von 750 Watt, so sind es bei der CT2 nur noch 500 Watt. Ganz schön wenig. 

(Zum Vergleich:  Sowohl die La Pavoni Handhebelmaschinen Professional und Europiccola als auch die Olympia Cremina laufen mit einer Leistung von ca. 1000 Watt. 

Die Profitec Pro 800 hat eine Leistung von um die 1600 Watt.

Die Bezzera Strega startet mit 1450-1650 Watt durch.

Für die Londinium R24 werden gar 2400 Watt in die Waagschale geworfen.)

Die Strietman wird aus hochwertigen, massiven, ungiftigen Materialien in einer kleinen holländischen Manufaktur gebaut. 

Kupfer, Messing, Edelstahl, Holz.

Da trifft es sich gut, dass ich ein Faible sowohl für langlebige, wertige, massive Werkstoffe, als auch für gutes, solides, kreatives Handwerk habe.

Wenn ich etwas Schönes, Wertiges, das in geringer Stückzahl, in einem kleinen, selbstständigen Betrieb produziert wurde, kaufen kann, macht mich das nachhaltig froh.

Sie hat eine recht kurze Aufheizzeit:  Nach zwanzig Minuten ist die Strietman temperaturstabil und betriebsbereit. Ganz schön schnell. 

Wenn ich sie also während des Frühstückens einschalte, kann ich mir direkt nach dem Frühstück einen Espresso zubereiten. Falls mir danach ist, sogar einen zweiten. Und einen dritten. Das empfinde ich, nach der Zeit mit meinen beiden Diven der zweiten Generation, als echten Luxus. Denn nicht umsonst hatte ich zwei davon nebeneinander stehen. Zwei Bezüge hintereinander mit dergleichen Maschine fanden die Diven nämlich doof und überhitzten dann gleich mal in steter Zuverlässigkeit.

Klar, ein Temperaturmod hätte Abhilfe geschaffen. Aber dieses Ergänze und Rumgebastle fand wiederum ich doof.

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„The Strietman is probably the easiest lever to use/dial-in. But you should know first if you do like levers :-).“ 

„Die Strietman ist wahrscheinlich die am einfachsten zu bedienende /erschließbare Handhebelmaschine. Aber du solltest schon wissen, ob du Handhebel überhaupt magst 🙂 .“ 

(Zitat aus Home-Barista) 

Wer sich eine Strietman zulegen möchte, sollte folgende Ansprüche auf keinen Fall haben:

1. Milch damit aufzuschäumen. 

2. Den Output während des Bezuges zu wiegen. 

3. Mehr als 3 Espressi kurz hintereinander zu ziehen. 

4. Tasten zu drücken. 

5. Parameter von Displays ablesen zu wollen. 

6. Mit den üblichen 58mm- oder 54mm-Sieben zu arbeiten. 

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Zu 1.: Die Strietman hat keine Dampflanze.

Sie wurde einzig und allein für den Bezug von Espresso konzipiert.

(Natürlich gibt es für Leute, die irgendwann einen Sinneswandel durchmachen und dann plötzlich doch Cappuccino zubereiten wollen, die Möglichkeit, sich eine separate Dampfmaschine zuzulegen. Da gibt es einiges an eindrucksvollen Eigenbau-Beispielen im Internet zu finden. Außerdem gibt es, fertig zu kaufen, sogenannte Stove Top Milk Steamer, z.B. von Bellman oder von Belpasta. Von Vesubio wird ein Vintagemodell gelegentlich gebraucht angeboten).

Zu 2.: Unter den eingedrehten Siebträger passt entweder eine Tasse oder eine Baristawaage. Aber nicht beides. 

Ich habe, rein aus Neugier, Versuche mit einer ganz dünnen Münzwaage unternommen, über die ich, als Nässeschutz, ein Kondom gezogen habe. Geht. Ist nur irgendwie voll unelegant.

Die Strietman wurde also sehr offensichtlich für Menschen gebaut, die ihren Espresso gerne nach Sicht und Gefühl beziehen. Ohne Bezugs-Gewiege. Sozusagen für Menschen wie mich.

Update: Es gibt doch eine Waage, die genug Platz zwischen CT2-Siebträger und Tasse zum Zukucken beim Bezug lässt: Die 6,5×6, 5 cm winzige, 13mm flache ‚Pyxis‘ von Acaia. Teuer wie ein Juwel aus der Krone der Queen. Hypersensibel. Aber passt. Umso mehr noch, wenn man ein quadratisches Loch ins Abtropfgitter schneidet, so dass die Pyxis ein gute Stück weit darin versenkt werden kann. Dann bleiben nämlich üppige 2,2cm zum Espressoflow-Watching.

Ich persönlich nutze die Waage höchst selten. Mein Augenmaß reicht mir und ist sehr zuverlässig. Da ich ja aber Espresso verkoste und mich öffentlich darüber auslasse, werde ich öfter nach Bezugszeit und Output befragt. Also danach, in wieviel Sekunden sich wieviel g Espresso in der Tasse befanden. Solche Auskünfte kann ich jetzt geben, anstatt zu schreiben: „Tröpfelnder Bezug, im Kopf gezählte 50 Sekunden, 2 1/2 Schluck out.“ Falls ich daran denke, auf das Display zu kucken, bevor ich meinen Espresso genieße …

Zu 3.: Die Strietman hat einen relativ kleinen offenen Boiler. Da passen maximal 400ml rein. Laut Handbuch sollen sogar nur maximal 350ml eingefüllt werden. Wouter Strietman meinte auf meine Nachfrage hin („Why only 350ml?“), 400ml einzufüllen sei völlig okay und führe sogar zu noch mehr Temperaturstabilität. Die offizielle Angabe beinhalte eine Sicherheits-Pufferzone. Damit auch ein Mr. Bean die Küche nicht überflutet beim Befüllen. 

Nach 3 Shots inklusive kurzem Flushen war’s das jedenfalls mit Brühwasser. 

Es sollen auch schon Leute 4 Shots aus einer Boilerfüllung bezogen haben, hab ich im Internet gelesen. Na ja, vielleicht so ganz ohne Nachspülen, wer weiß. Oder sie haben den Boiler mit mehr als 400ml bis an den Rand gefüllt ….

Zu 4.: Die Strietman hat keine einzige Taste. Geschweige denn ein Touchpad. Was sie hat, ist ein kleines, metallenes An-/Aus-Hebelchen für Strom und einen analogen Temperaturregler, der per robustem Drehknopf eingestellt wird. 

Da es sich um eine Direkthandhebelmaschine handelt, ist sie natürlich mit einem Handhebel ausgestattet, mit welchem der Kolben in der Brühgruppe auf- und abwärts bewegt werden kann. Kurz vor dem eigentlichen Hochziehen des Hebels, dort, wo der Hebel ca. 1-2 mm Spiel hat, öffnet sich kurz das Ventil im Kolben, so dass etwas Wasser unten durch das Duschsieb in das mit Kaffeemehl gefüllte Sieb im Siebträger strömt, sofern der Bezug entsprechend vorbereitet wurde. Dies kann als passive Präinfusion gelten. Das leichte Ausströmen des Wasser wird gestoppt, sobald das eigentliche Hochziehen des Hebels beginnt, und setzt wieder ein, wenn das Hochziehen, wo auch immer auf der Strecke, gestoppt und der Hebel im oberen Spiel gehalten wird. Drückt man den Hebel runter, wird, solange der Hebel in der Abwärtsbewegung ist, der Puck geduscht und ausgepresst. Das Duschen stoppt, sobald die Abwärtsbewgung angehalten wird. So können die aktive Präinfusion und sowohl die Länge, als auch der Druck des Bezuges präzise gesteuert werden.

Alles manuell.

Zu 5.: Madame Strietman trägt keine Displays. Sie sagte mir, sowas stehe ihr nicht.

Wouter Strietman hatte bei der CT2 , die er in seiner Werkstatt zum Espressomachen benutzt, ein Milchthermometer oben im offenen Boiler hängen. So eins hab ich mir dann zuhause auch gekauft. 

Um das Thermometer auch zusammen mit dem Edelstahldeckel für den Boiler nutzen zu können, habe ich beherzt, mit einem entsprechend dicken Nagel, ein Loch in diesen getrieben. Der Thermometerfühler passt perfekt hindurch. Damit er die Wand des Boilers nicht berührt, habe ich mir die Holzknopf-Lösung (siehe Foto) einfallen lassen.

So wird tatsächlich ausschließlich die Temperatur des Wassers gemessen, ohne dass die Boilerwand die Messung verzerrt. 

Warum überhaupt ein zusätzliches Thermometer? 

War das nicht so, dass man die Temperatur einstellen kann?

Ja, kann man.

Es ist so: Die Maschine durchläuft Heizzyklen. Wenn sie die angestrebte Temperatur erreicht hat, was nach ca. 20 Minuten und 5 Heizzyklen der Fall ist, bleibt sie stabil innerhalb eines Spektrums von 1,5ºC unterhalb und maximal 1,5ºC oberhalb der Zieltemperatur. Sinkt die Temperatur darunter, wird der nächste Heizzyklus ausgelöst. Wenn man seinen Espresso punktgenau mit einer bestimmten Zieltemperatur beziehen möchte, und nicht nur Pi mal Daumen, hilft einem das Thermometer, diesen Zeitpunkt abzupassen. 

Allerdings werden die meisten Strietman-Besitzer*innen recht bald, wenn ihnen ihre Maschine geläufig geworden ist, auch ohne Thermometer, anhand der Phasen des Heizzyklus, wissen, wann der entsprechende Moment gekommen ist:

Stoppt die Maschine den Heizvorgang, dann springt mit einem leisen Klick das rote Lämpchen an, welches ihre Bereitschaft zum Bezug anzeigt.

Ab hier warte ich noch 10 gezählte Sekunden, während das Wasser im Boiler sich, dem Lämpchen etwas hinterherhinkend, vollends die ganze Heizwärme nimmt.

Dann erst stimmt die Temperatur genau.

Als weiteres Messinstrument gibt es von der Firma Naked (www.naked-portafilter.com) ein sogenanntes ‚Piston Pressure Kit‘ zum Nachrüsten, mit dem der Kolbendruck den man während des Bezuges anwendet, gemessen werden kann. Es gibt bei Naked sogar einen passenden Deckel für den Strietman-Boiler zu kaufen. Er ist mit einer Öffnung versehen, durch die sich die Kolbendruck-Anzeige auf und ab bewegen kann. Insgesamt sicherlich ein cooles Teil, das ich bisher jedoch nicht käuflich erworben habe. 

Reguliert wird der Kolbendruck so oder so manuell, ob man ihn nun währenddessen misst oder nach Gefühl vorgeht.

Zu 6.: Die Siebe, die in den Strietman-Siebträger passen, haben einen Durchmesser von 49mm. Genauso, wie die Siebe der alten La Pavoni Handhebelmaschinen und die der Olympia Cremina. 

Die zur Strietman gehörigen Präzisions-Siebe werden von der Firma IMS gefertigt. 

Das kleinere Strietman-Sieb ist, bis auf das fehlende Pavoni-Logo am Boden, identisch mit dem 49er La Pavoni-Doppelsieb von IMS. 

Die maximale Füllmenge beträgt 14,5g (dunkle Röstung).

In das große Strietman-Sieb können allerhöchstens 18,5g Mahlgut (dunkle Röstung) gefüllt werden. Bei mittleren bis hellen Röstungen dürften es jeweils 1-3g mehr sein. 

Für die, die es ganz genau von mir wissen wollen –

Meine Routine für einen Doppio Ristretto sieht folgendermaßen aus:

Flushen und mit dem heißen Flush-Wasser die Tasse vorwärmen.

14,5g Mahlgut (kleines Sieb) oder 16g (großes Sieb) + Pucksieb

Hebel zu ca. 2/3 anheben

(die Zeit des Hebelhochziehens sollte bereits als passive Präinfusionszeit gerechnet werden, da sofort mit dem Anheben Wasser auf das Mahlgut im Siebträger strömt),

Hebel senken (Ausströmen des Brühwassers stoppt, sobald der Hebel nicht weiter nach oben bewegt wird), bis ein feiner Widerstand spürbar wird. Ab hier beginnt entweder die aktive Präinfusion, solange in dieser Position verweilt wird, oder der Bezug, sobald der Kolben gegen den Widerstand weiter nach unten gedrückt wird.

Ich beende den Bezug, wenn der Espresso in der Tasse meinen Vorstellungen entspricht („2 1/2 – 3 Schluck out“). Der Hebel ist zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig nach unten gedrückt, sondern hat noch einiges an Strecke vor sich. Ich zieh die Tasse unter dem Siebträger raus, lass den Hebel auf Halbmast stehen, stell ein Henkeltöpfchen zum Tropfen-Auffangen drunter, und geh in Ruhe meinen Espresso genießen. …

Der Siebträger kann – anders als bei den unter Druck stehenden La Pavoni Handhebelmaschinen – auch bei hochgezogenem Hebel ausgespannt werden, was sehr zeitsparend ist, vor allem wenn kurz nach dem ersten ein zweiter Bezug erfolgen soll.

In punkto Bezug von zwei Espressi gleichzeitig, unter Zuhilfenahme des Doppelauslaufes, wünsche ich mir von Wouter Strietman eine elegantere Lösung! Sprich: Einen eigens konstruierten Siebträger aus Messing, mit formschönem, gut funktionierendem Doppelauslauf, dem Adel der Maschine angemessen! 

Der einklickbare Doppelauslauf aus Stahlblech funktioniert zwar ganz gut, aber er wirkt wie die Plastik-Ketchupflasche beim Dinner im Sterne-Restaurant.

Meine Doppelauslauf-Routine gestaltet sich wie folgt:

Tassen mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher vorwärmen.

Kurzes (!) Flushen.

18-18,5g Mahlgut (großes Sieb, Headspace gegen Null),

Hebel maximal nach oben,

aktive Präinfusion je nach Bohnen (nach der längeren Hebel-Hochzieh-Zeit eher keine, da die passive PI ja auch ihre Wirkung hat),

Abbruch des Bezuges, wenn beide Tassen je einen annehmbaren Ristretto in sich bergen. Der Hebel ist zu diesem Zeitpunkt fast ganz unten. Zwei normal lange Espressi gingen so grade eben.

Fazit bezüglich des Doppelauslaufes: Ja, die Strietman kann zwei auf einen Streich. Auch wenn sie dafür ursprünglich nicht gebaut wurde.

(Inzwischen habe ich zur Wasserwaage gegriffen und die Position der Maschine so gerichtet, dass die beiden Tassen nahezu gleichmäßig gefüllt werden. 🙂 )

Das Fließverhalten ist hierbei natürlich etwas zögerlicher als beim bodenlosen Bezug. Der Espresso muss die beiden Stanzlöcher im Blech erstmal finden, was so seine 1-2 zusätzlichen Sekunden dauert, wobei er minimal an Temperatur verliert (> Tassen heißer vorwärmen als beim Einerbezug!). Dann kommt er schließlich geflossen, wie er soll, und mit gutem Ergebnis in den Tassen.

Thema Support: Top! Wouter antwortet schnell und ist mit Rat und Tat zur Stelle. Das konnte ich erleben, als ganz zu Anfang der Siebträger zu viel Spiel hatte und es drüber raus suppte beim Bezug. Innerhalb von wenigen Tagen wurde per Express ein neuer geliefert.

Noch was?

Nö.

Die Strietman CT2 ist goldrichtig für mich. Und vielleicht auch für manch andere*n Espresso-Freak. Frau Antje ist jedenfalls restlos begeistert, wirklich ganz ohne Abstriche – bis auf den armseligen, blechernen Behelfs-Doppelauslauf.

Ich geh mir jetzt mit Madame S. einen perfekten Espresso machen und viel Spaß dabei haben.

The End.