„Bar Fragasso“ in Berlin/Prenzlauer Berg

Für eine Liebhaberin von dunklem, sűditalienischem Espresso ist sie ein Highlight in Berlin: Die kleine, schlichte, angenehm unstylische „Bar Fragasso“ in der Greifswalder Straße 210/ Prenzlauer Berg.

Heute im Ausschank: „Barocco“ von Quarta. Jippieh! Ein Sechser im Espresso-Lotto!

Der Ristretto hätte für mich etwas kűrzer und sämiger sein können, auch beim zweiten Mal – und dennoch ist er geschmacklich ein Hochgenuss! Florian, der freundliche, sehr zugewandte Barista aus Wien verspricht mir, sich beim nächsten Mal wirklich zu trauen, ihn mir mit noch weniger Wasser zuzubereiten. Kommt wahrscheinlich nicht so häufig vor, dass jemand das will …

Später tauschen wir uns sehr angeregt und beiderseits voller Leidenschaft űber Espresso aus – und die Welt, die drum herum kreist. 

Im Verkaufsregal steht der ganze Reigen von Passalacqua- und Quarta-Blends. Sowie Tre Forze. Crastan aus Ligurien. Bontadì vom Gardasee. New York.

Alle Bohnen, die es von den Röstereien originalverpackt nur ein- oder dreikiloweise gibt, sind auch – von Fragasso abgepackt – in 250g-Packungen zu bekommen.

Des weiteren gibt es eine űberschaubare Auswahl an Siebträgermaschinen, Herdkännchen, Műhlen und Kaffeemaschinen-Zubehör.

Falls man was essen möchte, werden hier diverse Toasts und Panini, Bircher Műesli und Tiramisù angeboten. Bestimmt lecker. Das Apfel-Törtchen, das ich zum Abschluss noch verzehrt habe, war jedenfalls köstlich.

Alles in allem eine Oase! Wo auch immer ihr in Berlin seid – zieht auf jeden Fall einen Ausflug ins „Fragasso“ in Betracht, wenn ihr tollen, sűditalienischen Espresso trinken wollt!

Tornqvist – Hamburg/Schanzenviertel

Frau Antje hat heute in ihrer Mittagspause, die länger war als sonst, ihren Horizont erweitert. Ich erzähl euch jetzt mal, wie.

Zuerst war ich in einem ehemaligen Hamburger Pförtnerhäuschen, das jetzt ein „Coffeekiosk“ ist. Draußen hing ein Pascucci-Schild und ich dachte: ‚Pascucci kann ja lecker sein‘. War aber nicht lecker. Ich meine: Der Kaffee an sich war nicht eklig oder so. Der erste war halt viel zu lang, obwohl ich um einen Ristretto, gebeten hatte. Den hab ich zurückgehen lassen. Zur zweiten Tasse sagte die Frau hinter dem Tresen: „Da ist ja fast nichts drin“, aber das wenige, was drin war, war so schnell durchgelaufen und demzufolge so labberig, dass ich es zwar bezahlt, aber stehen lassen habe.

Und dann war Frau Antje mutig. Echt mutig! Sie ist nämlich zu „Tornqvist“ gegangen.

Draußen auf der Scheibe von „Tornqvist“ steht in unűbersehbaren, weißen Lettern ‚It‘ s a fruit‘.

Vor dieser Scheibe standen einige Leute mit kleinen, weißen Schalen in der Hand.

Drin sah es ein bisschen aus, wie in einem Science Fiction-Raumschiff. Als ich mich in dem űberschaubar ausgestatteten Raum umsah, entdeckte ich eine wirklich abgespacete Espressomaschine in mattschwarz. Auf der gegenűberliegenden Seite der mittig gelegenen Treseninsel war die Drip Brew-Abteilung. Und dann waren da vier schwarze Designobjekte, die sich bei genauerer Betrachtung als Kaffeeműhlen entpuppten. Zwei fűr Espresso und zwei für „Drip Coffee“. Das stand nicht dran – ich habe es geschlussfolgert. Bestimmt waren all diese Geräte ganz schön teuer gewesen in der Anschaffung.
Wenige, recht puristisch wirkende Sitzmöbel standen in dem Raum rum. Dennoch wirkten die Menschen darauf, als ob sie unendlich viel Zeit hätten und tiefenentspannt säßen. Viele knabberten langsam an interessant aussehendem Gebäck und manche schauten sich gegenseitig tief in die Augen während sie knabberten. Es gab auch Tische. Geműtlich wirkte das alles nicht auf mich.

Hinter dem Raumschiff-Tresen waren zwei sanft aussehende, lieb dreinblickende, hűbsche junge Männer mit ganz sanften Stimmen und sanften Bewegungen in Zeitlupe ein bisschen mit Diesem und Jenem beschäftigt. Sie haben hier gepinselt und da mit der Hand streichelnd drűbergewischt und haben dann nochmal ganz genau gekuckt auf das, was sie gewischt hatten – und haben dann nochmal drűbergestreichelt. Das, was sie gewischt und gestreichelt haben, waren Siebträger. Die wurden vor dem Wischen gewogen. Und dann anders hingelegt und nochmal gewogen. Und nochmal anders hingelegt, gestreichelt – und erneut gewogen.

Alle Getränke werden bei „Tornqvist“ auf randlosen, schwarzen Brettchen serviert, in denen jeweils ein Zettel in einer Vertiefung steckt, auf dem steht, dass Kaffee ganz viele Aromen hat, und dass man dem in diesem Établissement gerecht werden wolle. Die Tassen auf den Brettchen sahen, wenn sie von hier nach da balanciert wurden, äußerst absturzgefährdet aus. Das schien allerdings nur ich zu befürchten. Bei „Tornqvist“ wird mit traumwandlerischer Sicherheit balanciert.

Espresso reicht man hier in kleinen Matcha-Schalen. Und er heißt auch gar nicht Espresso, sondern ‚Shot‘. Das ist sicherlich konsequent. Denn wozu sollte man sich sprachlich an etwas anlehnen, das dem, was man zubereitet nicht im Entferntesten ähnelt?

Einer der sehr sanft wirkenden Männer hat mir nach vielen Minuten des Wartens und Beobachtens ganz lieb erklärt, was für Shot-Sorten es gibt. Nämlich eine mit ganz viel Frucht aus Äthiopien. Himbeere und Grűntee und noch irgendwas, meine ich zu erinnern. Und eine aus El Salvador, mit Noten von Walnuss, Karamell und Spuren von Birne. Ich hab dann letztere Sorte bestellt. Um einen „Ristretto“ zu bitten wäre mir hier unangebracht vorgekommen.

Ab dem Moment meiner Bestellung war es mir vergönnt, 20 Minuten lang fasziniert dem Workflow der beiden jungen Männer beiwohnen zu können, der mich an den zweier sanfter, wiederkäuender Kűhe irgendwo auf einer friedlichen, futuristischen Alm erinnerte. Trotzdem hat es mit der Latte Art nicht immer ganz geklappt, was ich sympathisch fand. Einmal sah das Milchschaumgemälde aus wie „Birne“. Ja, wie DER Birne. Erinnert ihr euch? Ist ja jetzt auch schon tot.
Es dauerte alles sehr, sehr lange. Gras braucht eben seine Zeit, bevor es sieben Mägen passiert hat.

Allmählich wurde ich ein wenig schläfrig.
Kurz bevor mir im Stehen am Tresen endgültig die Augen zufielen, bekam ich schließlich doch noch mein Getränk. Ich habe es auf dem schwarzen Brettchen zu einem der spartanischen Sitzplätze balanciert. Dabei wurde ich wieder wach, was auch deswegen gut war, weil meine heute verlängerte Mittagspause sich dem Ende zuneigte.
Puh! Geschafft!

Crema? Vergesst es!
*schnupperschnupper*
Mmmh.
Roch wie sehr feiner Tee. …
*nipp*
„Oh!   … OH!  …  OH!
*schwenk*
*schmatz*
Leute, was soll ich sagen?
*schlűrf*
Es war hammer-lecker! Wirklich!
Äonen entfernt von sűditalienischem Espresso. Was ich allerdings nicht anders erwartet hatte.
Leicht. Mild. Ein bisschen säuerlich, ohne auch nur eine Spur ätzend dabei zu sein. SO angenehm säuerlich! Und es hat tatsächlich nach Walnuss, Karamell und Spuren von Birne geschmeckt! Außerdem ein bisschen nach Pflaume und Pfirsich und nach einem winzigem Hauch Maté und nach griechischem Bergtee und nach einem Echo ( … Echo … Echo … ) von Kaffeewasser – auch wenn all das in der Beschreibung so nicht stand.

Mein Körper räkelte sich innerlich. Da war sowas wie ein warmer, belebender innerer Windhauch. Eine klärende Brise im Kopf, vor allem hinter den Augen. Entspannung im Leberbereich. Ein Empfinden von Genährtwerden mit purer Leichtigkeit und Aromenvielfalt. Wenn ich jetzt ketzerhaft schreiben wűrde ‚mit sowas wie einem allerleckersten, warmen, eindeutig koffeinhaltigen Fruchtsaft-Kräutertee-Mischgetränk‘ wűrde ich dem Trank aus El Salvador in der weißen Matcha-Schale nicht gerecht werden. Es schmeckte einfach anders.

Vor lauter fasziniertem Beobachten und vor lauter Wonne habe ich es völlig versäumt, den Laden von innen und den ‚Shot‘ zu fotografieren. Wenigstens habe ich, als ich wieder draußen war, noch ein Foto von der Scheibe mit den weißen Lettern geknipst.

2,80 € űbrigens.

Da will ich wieder hin!
Irgendwann mal. Vielleicht bald. Dann gibt’s auch die weiteren Fotos.

Neapel | „Bar-Konditorei Luciano Mazzone“

Lokale, in denen man guten, dunklen, sämigen Espresso bekommt, muss man in Neapel nicht lange suchen. Dennoch gibt es einige, die als Highlights in einschlägigen Reiseführern empfohlen werden – oft, weil es sich um Traditions-Lokalitäten mit schönem, altem Interieur, uniformierten Kellnern und illustren Gästen im Auf und Ab der Geschichte handelt, in denen auch heute noch viel Wert auf qualitativ höchstwertigen Kaffee gelegt wird. Was in Neapel allerdings die Regel ist.

Dazu gehören:

1. Das „Gran Caffè Gambrinus“ (Via Chiaia 2), wo die ‚Gran Miscela Bar‘ von Caffè Moreno kredenzt wird (ausführlicher beschrieben unter Verkostungen > Caffè Moreno ‚Gran Miscela Bar‘)
2. Die Passalacqua-Bars namens „Mexico“ (dreimal vertreten in Neapel: Piazza Garibaldi, 72 | Piazza Dante, 86 | Via Scarlatti, 69), in denen die superleckeren 100%-Arabica-Blends ‚Moana‘ und ‚Harem‘ ausschließlich am Tresen getrunken werden.
3. „Il Caffè del Professore“ an der Piazza Trieste e Trento, 2, wo es natürlich den allerköstlichsten ‚Caffè del Professore‘ gibt,
4. Die „Bar Augustus“ in der Via Toledo, 147, wo ‚Moana‘ von Passalacqua zubereitet wird.

Das sind die Lokale, in denen ich bisher Gast war. Der Ristretto war űberall top.

(Ferner werden auf einer italienischen Caffè-Feinschmeckerseite noch erwähnt: 

Das“ Cafè do Brasil“ in der Via Luca Giordana, 31

„Centrale del caffè“ in der Via Benedetto Croce, 16

Das „Gran Cafè Ciorfito“ in der Via San Biagio dei Librai, 90/91

Die „Bar Gianni“ in der Via Platania, 6

Das „Gran Caffè La Caffettiera“ an der Piazza dei Martiri, 26

Frau Antje hat noch einiges vor in Neapel – das nächste Mal!) 

Die Bar-Pasticceria „Luciano Mazzone“ jedoch steht, soweit ich weiß, in keinem Reiseführer. Auch in keinem italienischen.

Die kleine Bar und Konditorei befindet sich in der Piazza Pignasecca, 20, in den Quartieri Spagnoli – einer Querverbindung zwischen Via Toledo und Piazza Municipio, wo an allen Tagen, außer Sonntag, bis zum Nachmittag Wochenmarkt-Getűmmel herrscht (Il Mercato della Pignasecca).

Wenn man einen der wenigen Tische vor der Tür ergattern konnte, kann man von dort aus wunderbar dem Einkaufstreiben zuschauen. Ebenso wie den vielen vorbeischlängelnden, knatternden Mopeds, auf denen sich nicht selten bis zu 5-köpfige Familien samt Hund und Geműse-Kisten oder ganzen Wassermelonen stapeln.

Das allerwunderbarste bei Mazzone ist jedoch der Espresso: Hier kommt Caffè Partenope in die Tässchen – fűr Frau Antje war das, trotz vieler richtig toller Espressi an den Tagen zuvor, eine echte Offenbarung! Was dazu geführt hat, dass sie an allen verbleibenden Tagen in der Stadt, in der Caffè Kult ist, mindestens einen Espresso dort getrunken hat – denn Caffè Partenope gab es nirgendwo sonst in Neapel.

Am letzten Tag konnte ich den Chef dazu bringen, mir eine Kilopackung Caffè Partenope „Atena“ aus seinem Bar-Vorrat zu verkaufen, was einiges an Űberredungskunst bedurfte, denn er meinte zunächst hartnäckig, ich solle doch eine der Touristen-Geschenkpackungen mitnehmen, in der sich 250g gemahlener „Atena“ nebst zwei Partenope-Tässchen befanden. Letztendlich ließ er sich zum Glück erweichen.

Die offizielle Verkostung wird demnächst hier zu lesen sein, wenn ich mit meiner Bohnen-Trophäe wieder in Hamburg bin!

Turin | Gelateria ‚Peter Pan‘

Frau Antje mag keinen labberigen Espresso. Auch keine hellen bis mittelhellen Röstungen. In Norditalien, so auch in Turin, wird in den meisten Bars und Eiscafés leider eine für mich enttäuschende Kombination aus beidem serviert.

Eine löbliche Ausnahme ist die winzige Turiner Gelateria „Peter Pan“ von Mike und Antonella in der Via Bertola, 5 (Kreuzung XX Settembre), zwischen Piazza San Carlo und Piazza Castello.

“Den Namen ‚Peter Pan‘ haben wir gewählt, weil man nie aufhören sollte, zu träumen“, erzählt die freundliche Wirtin.

Hier wird Caffè Izzo aus Neapel serviert – zubereitet wie ebendort: Dickflűssig, heiß und stark. Der bestellte Ristretto ist wirklich ein Ristretto. Ein Traum!

Dazu bekommen wir zwei esslöffelgroße Probierportionen mit hausgemachtem Eis aus eindeutig hochwertigen Zutaren. Köstlich!

Um zum Klo zu gelangen, wird das Eingangsportal nebenan aufgeschlossen. Dann eine Tür, die in einen Gang um die Ecke fűhrt. Und eine weitere, um von diesem in den Hinterhof zu kommen. Dort wird mit einem vierten Schlűssel eine Tűr zu einem Kabűffchen geöffnet, hinter der sich ein kleiner, blitzsauberer Toilettenraum auftut. Wohlgemerkt: Mit ausreichend  Toilettenpapier, Waschbecken, Seife und Papierhandtűchern. Warum ich das betone? In italienischen Lokalitäten sind Toiletten, aus mir unerfindlichen Gründen, auch heute noch oft trostlose, schmuddelige, stinkende Verließe mit wackelnden, halbierten oder fehlenden Klobrillen – wenn es sich nicht um unsägliche Stehklos handelt, die man seinen Schuhsohlen gerne ersparen würde. So oder so fast immer ohne Klopapier und Seife, geschweige denn mit Handtűchern – als wolle man mit menschlicher Notdurft außerhalb der eigenen vier Wände nur sehr widerwillig etwas zu tun haben. Selbst in Restaurants, die vornerum gepflegt erscheinen. Hier ist das zum Glück nicht so. Das Örtchen in der Gelateria Peter Pan ist ein Ort zum Wohlfűhlen!

Alles in allem: Eine wunderbare Entdeckung für eine Liebhaberin von sűditalienischem Espresso, die mindestens zweimal pro Jahr nach Turin kommt, weil ihre Lebensgefährtin aus dieser Stadt stammt, und wir dort, auf dem Weg zu unserer Ferienwohnung am Lago Maggiore, Freunde besuchen.
Ich tu etwas, was ich nur selten mache: Ich bestelle mir einen zweiten Espresso.  …  Mmmmmmh, lecker!

„Gran Miscela Bar“ von Caffè Moreno

Wer nach Neapel reist und guten, dunkel gerösteten Espresso mag, wird sich sehr wahrscheinlich frűher oder später auf den Weg machen zum historischen ‚Gran Caffè Gambrinus‘ an der Piazza Tieste e Trento (Via Chiaia, 1). Frűher oder später, weil man sich nach diversen wunderbaren ersten Espressi an allen möglichen Ecken und Enden der Stadt vielleicht, so, wie ich, fragt, was jetzt noch an unerreichtem Espresso-Genuss kommen soll. 

Das ‚Gambrinus‘ wird in allen Reiseführern, ob in Buchform oder online, erwähnt. Es ist zweifelsohne ein Touristenmagnet: Pompöse, geschichtsträchtige, hohe Räumlichkeiten mit Marmor, Stuck, Lűstern, Spiegeln und Malereien wohin das Auge blickt. Eine Vergangenheit voller illustrer Persönlichkeiten aus Intellektuellen- und Kűnstlerkreisen oder mit gekrönten Häuptern.
In einer Vitrine befindet sich eine Angela Merkel-Reliquie in Form eines etwas ausgebleichten Fotos von ihr, neben einer unűbersehbar unabgespűlten, vergilbten Espressotasse, aus der die Cancelliera – laut Textkärtchen – vor Jahren ihren Kaffee geschlűrft haben soll.

Ein Extra-Raum voller űppiger, sűßer Patisserie-Leckereien aus Teig, Cremefűllungen, Schokolade, kandierten Frűchten, Sahne oder Eiscreme …

Und Caffè Moreno (nicht zu verwechseln mit der Aldi Nord-Eigenmarke Moreno!) – produziert von der 1970 gegründeten, mittelständischen Privatrösterei Moreno am Stadtrand von Neapel (in der Via Capri 1, direkt an der Autobahn Richtung Caserta).

Die Bohnen-Mischung thront, in einer eigens für das ‚Gambrinus‘ entworfenen, leuchtend blauen 3kg-Hopperdose, mit dem Logo des Cafés versehen, auf der vielbetriebenen Műhle. Neben der Espressomaschine Unmengen von Tassen im Kochendwasser-Bad.

Im Ausschank ist die „Gran Miscela Bar“ – wie mir der am wichtigsten aussehende Mann vom Personal später bestätigte.
Hätte der warme, nussig-karamellige Duft dieses Kaffees nicht den ganzen Raum erfüllt und mich sofort in Verzűcken versetzt, hätte vermutlich mein Fluchtimpuls gesiegt. So viele Menschen, die sich vor der Kasse und dem langen Tresen drängten!

Doch meine Geruchsrezeptoren gaben das Signal für den Großhirn-Befehl: Du bleibst!

So stellte ich mich also in die Schlange an der Kasse, löste dort den sogenannten ‚Scontrino‘ (einen kleinen Papierzettel, auf dem stand, dass ich einen Espresso bezahlt hatte), den ich anschließend, als ich einen Platz ergattert hatte, auf den spiegelnden Tresen legte, und bat, als der Bar-Mann danach griff, um einen Caffè ristretto.
Kurz und gut: Der Espresso war der Hit!

Ich war hin und weg und stellte mich erneut in die Schlange vor der Kasse, um ein Kilopaket der soeben genossenen Mischung zu erstehen.

In den kommenden 6 Tagen trank ich noch zwei weitere Male Espresso an diesem űberfűllten, duftenden Ort. Der letzte wurde von einem anderen Mann an der Espressomaschine bezogen als die ersten zwei. Er war leider ein bisschen hingeschludert und fűr meinen Geschmack etwas zu lang. In der bunten, lärmenden Masse der Leute um mich herum befand ich, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um mich zu beschweren …
Und ich hatte ja mein Kilopaket für unsere Ferienwohnung am See in Norditalien!

Zur Verkostung:

Die Bohnen sind von unterschiedlicher Größe, dunkel geröstet, einiges an Bruch.

Auf der insgesamt wenig aussagekräftigen Website von Caffè Moreno ist von einer „5 Länder-Mischung“ die Rede. Genaueres ist dort nicht zu erfahren. Der wichtig dreinblickende, uniformierte Mann vom Gambrinus-Personal sagte mir, die Mischung setze sich ungefähr zu 80% aus Arabica- und zu 20% aus Canephora(„Robusta“)-Bohnen zusammen.
Die Bohnen duften nach gerösteten Nűssen und tiefdunklem Karamell.
Ich nehme etwas űber 15g Bohnen. Mahlgrad mit meiner Comandante: 16 Klicks. Zubereitung mit der Aram (28 Umdrehungen hoch, 24 Umdrehungen runter, die letzten sind schwergängig, was bisher bei mir eine Voraussetzung war für Espressi mit sirupartiger Konsistenz).
Heraus kommt ein wunderbar dickflűssiger, dunkler, kurzer Espresso mit schöner Crema, der warm-nuss-karamellig duftet.

Warmes, schmelzend samtweiches, Mundgefűhl.
Das Tief-Dunkelkaramellige ist beim Schmecken die bittersűße Grundnote, in die sich ein, zwei Sekunden später Spuren von – mit etwas geriebener, herb-spritzig-fruchtiger Orangenschale – zu dunklem Konzentrat gekochtem Pflaumenmus mischen. Geröstete Walnuss gesellt sich dazu. Eine winzige Prise Salzigkeit rundet die Komposition elegant ab. Schokolade? Nein. Und sie fehlt auch nicht einen Moment lang. Alle Erwartungen an Schokoladennoten sind voll befriedigt durch etwas Anderes, das sich schmeichelnd warm im ganzen Körper ausbreitet. Und dann kommen sie doch noch um die Ecke. Verhalten, rabenschwarz und edel. Je feiner der Mahlgrad, desto deutlicher die dunklen Kakaonoten. Sie erinnern an die 80%ige „Extra Bitter“ von Guido Gobino, eine meiner Lieblingsschokoladen.
Am Ende hallt ein walnussig dunkelwűrziges Schoko-Karamell-Echo lange ganz weich nach. Ein Espresso mit hohem Glűckspotential!

Direktimport nach Deutschland und Vertrieb durch http://vero-gusto.de (STS Stumpf GmbH)

Achtung: Die Rösterei Caffè Moreno gibt 12 Monate Mindesthaltbarkeit auf ihren Packungen an! Wenn ihr also bestellt, und zunächst mit Schrecken und Verärgerung davon ausgeht, dass die Bohnen schon űber ein Jahr alt sind, weil ihr 24 Monate gewohnt seid, habt ihr vermutlich ziemlich frischen Kaffee vor euch  🙂

Nachtrag: Inzwischen nehme ich für die Zubereitung in der Aram 16,3 – 16,5g, das lässt den Moreno „Gran Miscela Bar“ als Ristretto noch sämiger und intensiver werden – ein Gedicht!

Wenn ich statt 3 Schlucken 4 Schlucke Ristretto möchte (was meistens der Fall ist), nehme ich 18g. Mahlgrad nach 2 1/2 Wochen Packungsanbruch: 15 Klicks mit RedClix-Tool (wobei jede Comandante anders zu sein scheint).

Espressolution

‚Espressolution‘ (Juliusstr. 12 im Schanzenviertel) ist ein kleines Ladengeschäft für Espresso aus Sűditalien (Saicaf, Passalacqua und Molinari). Außerdem kann man dort Bialetti-Herdkännchen kaufen und Zubehör dafür, und es gibt einen Kaffeeausschank, eine kleine Auswahl an italienischem Gebäck und Sűßigkeiten, frisch zubereiteten Toast und hausgemachtes Pesto Genovese. Der Laden wird inhabergefűhrt von Stefan Marvulli und Antonio Fiammingo, zwei Hamburgern mit apulischen Wurzeln.

Hier treffen sich v.a. Anwohner zum frűhen oder späten Frűhstűck oder zum Nachmittags-Kaffee und Berufstätige vor der Arbeit und in ihrer Mittagspause. Viel Stammkundschaft. Man steht zwischen Kartons, voll mit Kaffeebohnen in Kilopacks und gemahlenem Kaffee in Originaldosen, an einem der zwei langen Stehtische. Oder man sitzt bei gutem Wetter auf Stűhlen oder Treppenstufen vor der Tür.

Die Chefs in diesem Laden wissen, wie man guten Espresso macht – und sie stehen selber an der Espressomaschine.

Der „Miscela Oro“ von Saicaf (80% Arabica/20% Robusta) im Ausschank ist ein anständiger, aromatischer, wenig eigenwilliger Espresso. Nicht zu wuchtig, nicht zu mild. Nur mäßig schokoladig, dafür deutlich nussig. Dicht und einigermaßen cremig im Mundgefűhl. Zu vernachlässigende Säure, kaum Bitterstoffe. Langes, angenehm nussartiges, ganz leicht karamelliges Geschmacks-Echo. Einen ordentlichen Ristretto kriegen die beiden Männer problemlos hin. Und schon ist Frau Antje sehr zufrieden.

Im ‚Espressolution‘ gibt es also Espresso, der diesen Namen wirklich verdient, und der nicht nur in Milchgetränken zu ertragen ist.
An manchen Tagen ist er besonders rund, fast sämig und lecker. Gut genug ist er immer.

Top Adresse!

Kopiba

Kaffeerösterei und Café am Neuen Pferdemarkt in Hamburg .

Im Ausschank: ‚Vivace‘. 70% Arabica/ 30% Robusta. Ausgewiesen als „kräftig und wűrzig“. Gibt’s auch mit EG-Bio-Siegel. Zum Mitnehmen oder Online-Bestellen kosten 250g 6,50 €. Bio 6,90€.

Die Kellnerin stellt mir mit distanzierter Miene die Tasse hin.

Ein Blick auf das Getränk meldet mir: Der bestellte Ristretto ist eher als Lungo zu mir gekommen. Wobei ich befürchte, dass der normale Espresso noch länger geworden wäre …

Schnell dahinschwindende, blasse Crema. Das Ganze macht mir schon optisch einen deutlich unterextrahierten Eindruck.

Na gut – dann nipp ich mal daran: Sauer ist er nicht. Das finde ich schonmal gut.

Darüberhinaus kommt allerdings nicht mehr viel. Null Sämigkeit. Wenig Geschmackskörper.  Die evtl. in den Bohnen geborgene Aromenvielfalt geht in diesem Extraktionszustand in Labberigkeit unter. So gut wie keine Schokoladigkeit. Fad-nussiger Grundgeschmack. Eine wässrige Ahnung von dunklem Karamell. Ein Hauch Pappkarton-Flavour. Schal. Flach.

Immerhin ist er mir gut bekommen.

Schade, dass dem Personal eines Rösterei-Cafés nicht beigebracht wird, wie man aus den Bohnen des Hauses einen anständigen Espresso zubereitet. Ich vermute, der ‚Vivace‘ kann mehr.