Tornqvist – Hamburg/Schanzenviertel

Frau Antje hat heute in ihrer Mittagspause, die länger war als sonst, ihren Horizont erweitert. Ich erzähl euch jetzt mal, wie.

Zuerst war ich in einem ehemaligen Hamburger Pförtnerhäuschen, das jetzt ein „Coffeekiosk“ ist. Draußen hing ein Pascucci-Schild und ich dachte: ‚Pascucci kann ja lecker sein‘. War aber nicht lecker. Ich meine: Der Kaffee an sich war nicht eklig oder so. Der erste war halt viel zu lang, obwohl ich um einen Ristretto, gebeten hatte. Den hab ich zurückgehen lassen. Zur zweiten Tasse sagte die Frau hinter dem Tresen: „Da ist ja fast nichts drin“, aber das wenige, was drin war, war so schnell durchgelaufen und demzufolge so labberig, dass ich es zwar bezahlt, aber stehen lassen habe.

Und dann war Frau Antje mutig. Echt mutig! Sie ist nämlich zu „Tornqvist“ gegangen.

Draußen auf der Scheibe von „Tornqvist“ steht in unűbersehbaren, weißen Lettern ‚It‘ s a fruit‘.

Vor dieser Scheibe standen einige Leute mit kleinen, weißen Schalen in der Hand.

Drin sah es ein bisschen aus, wie in einem Science Fiction-Raumschiff. Als ich mich in dem űberschaubar ausgestatteten Raum umsah, entdeckte ich eine wirklich abgespacete Espressomaschine in mattschwarz. Auf der gegenűberliegenden Seite der mittig gelegenen Treseninsel war die Drip Brew-Abteilung. Und dann waren da vier schwarze Designobjekte, die sich bei genauerer Betrachtung als Kaffeeműhlen entpuppten. Zwei fűr Espresso und zwei für „Drip Coffee“. Das stand nicht dran – ich habe es geschlussfolgert. Bestimmt waren all diese Geräte ganz schön teuer gewesen in der Anschaffung.
Wenige, recht puristisch wirkende Sitzmöbel standen in dem Raum rum. Dennoch wirkten die Menschen darauf, als ob sie unendlich viel Zeit hätten und tiefenentspannt säßen. Viele knabberten langsam an interessant aussehendem Gebäck und manche schauten sich gegenseitig tief in die Augen während sie knabberten. Es gab auch Tische. Geműtlich wirkte das alles nicht auf mich.

Hinter dem Raumschiff-Tresen waren zwei sanft aussehende, lieb dreinblickende, hűbsche junge Männer mit ganz sanften Stimmen und sanften Bewegungen in Zeitlupe ein bisschen mit Diesem und Jenem beschäftigt. Sie haben hier gepinselt und da mit der Hand streichelnd drűbergewischt und haben dann nochmal ganz genau gekuckt auf das, was sie gewischt hatten – und haben dann nochmal drűbergestreichelt. Das, was sie gewischt und gestreichelt haben, waren Siebträger. Die wurden vor dem Wischen gewogen. Und dann anders hingelegt und nochmal gewogen. Und nochmal anders hingelegt, gestreichelt – und erneut gewogen.

Alle Getränke werden bei „Tornqvist“ auf randlosen, schwarzen Brettchen serviert, in denen jeweils ein Zettel in einer Vertiefung steckt, auf dem steht, dass Kaffee ganz viele Aromen hat, und dass man dem in diesem Établissement gerecht werden wolle. Die Tassen auf den Brettchen sahen, wenn sie von hier nach da balanciert wurden, äußerst absturzgefährdet aus. Das schien allerdings nur ich zu befürchten. Bei „Tornqvist“ wird mit traumwandlerischer Sicherheit balanciert.

Espresso reicht man hier in kleinen Matcha-Schalen. Und er heißt auch gar nicht Espresso, sondern ‚Shot‘. Das ist sicherlich konsequent. Denn wozu sollte man sich sprachlich an etwas anlehnen, das dem, was man zubereitet nicht im Entferntesten ähnelt?

Einer der sehr sanft wirkenden Männer hat mir nach vielen Minuten des Wartens und Beobachtens ganz lieb erklärt, was für Shot-Sorten es gibt. Nämlich eine mit ganz viel Frucht aus Äthiopien. Himbeere und Grűntee und noch irgendwas, meine ich zu erinnern. Und eine aus El Salvador, mit Noten von Walnuss, Karamell und Spuren von Birne. Ich hab dann letztere Sorte bestellt. Um einen „Ristretto“ zu bitten wäre mir hier unangebracht vorgekommen.

Ab dem Moment meiner Bestellung war es mir vergönnt, 20 Minuten lang fasziniert dem Workflow der beiden jungen Männer beiwohnen zu können, der mich an den zweier sanfter, wiederkäuender Kűhe irgendwo auf einer friedlichen, futuristischen Alm erinnerte. Trotzdem hat es mit der Latte Art nicht immer ganz geklappt, was ich sympathisch fand. Einmal sah das Milchschaumgemälde aus wie „Birne“. Ja, wie DER Birne. Erinnert ihr euch? Ist ja jetzt auch schon tot.
Es dauerte alles sehr, sehr lange. Gras braucht eben seine Zeit, bevor es sieben Mägen passiert hat.

Allmählich wurde ich ein wenig schläfrig.
Kurz bevor mir im Stehen am Tresen endgültig die Augen zufielen, bekam ich schließlich doch noch mein Getränk. Ich habe es auf dem schwarzen Brettchen zu einem der spartanischen Sitzplätze balanciert. Dabei wurde ich wieder wach, was auch deswegen gut war, weil meine heute verlängerte Mittagspause sich dem Ende zuneigte.
Puh! Geschafft!

Crema? Vergesst es!
*schnupperschnupper*
Mmmh.
Roch wie sehr feiner Tee. …
*nipp*
„Oh!   … OH!  …  OH!
*schwenk*
*schmatz*
Leute, was soll ich sagen?
*schlűrf*
Es war hammer-lecker! Wirklich!
Äonen entfernt von sűditalienischem Espresso. Was ich allerdings nicht anders erwartet hatte.
Leicht. Mild. Ein bisschen säuerlich, ohne auch nur eine Spur ätzend dabei zu sein. SO angenehm säuerlich! Und es hat tatsächlich nach Walnuss, Karamell und Spuren von Birne geschmeckt! Außerdem ein bisschen nach Pflaume und Pfirsich und nach einem winzigem Hauch Maté und nach griechischem Bergtee und nach einem Echo ( … Echo … Echo … ) von Kaffeewasser – auch wenn all das in der Beschreibung so nicht stand.

Mein Körper räkelte sich innerlich. Da war sowas wie ein warmer, belebender innerer Windhauch. Eine klärende Brise im Kopf, vor allem hinter den Augen. Entspannung im Leberbereich. Ein Empfinden von Genährtwerden mit purer Leichtigkeit und Aromenvielfalt. Wenn ich jetzt ketzerhaft schreiben wűrde ‚mit sowas wie einem allerleckersten, warmen, eindeutig koffeinhaltigen Fruchtsaft-Kräutertee-Mischgetränk‘ wűrde ich dem Trank aus El Salvador in der weißen Matcha-Schale nicht gerecht werden. Es schmeckte einfach anders.

Vor lauter fasziniertem Beobachten und vor lauter Wonne habe ich es völlig versäumt, den Laden von innen und den ‚Shot‘ zu fotografieren. Wenigstens habe ich, als ich wieder draußen war, noch ein Foto von der Scheibe mit den weißen Lettern geknipst.

2,80 € űbrigens.

Da will ich wieder hin!
Irgendwann mal. Vielleicht bald. Dann gibt’s auch die weiteren Fotos.

„Bar“ von Torrisi

Einen wunderschönen, herbstlichen Samstagvormittag aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio ❣️
Heute im Test:
Die Miscela „Bar“ von der sizilianischen Rösterei Torrisi, mit Sitz in Catania.


Das Mischungsverhältnis wird vom deutschen Vertrieb Espresso-Revolution mit „unter 50% Arabica“ beschrieben. Genaueres ist vermutlich, wie in Sűditalien űblich, „Familiengeheimnis“.
Die Charge ist frisch: Vom angebenen MHD zurűckgerechnet maximal 5 Wochen alt.
Schon der Duft, der der ungeöffneten Packung entströmt, ist köstlich.
Die Bohnen sehen mehrheitlich gut aus. Gleichmäßig rosskastanienbraun. Ein paar wenige Ausreißer dazwischen (heute, beim 6. Bezug mit dieser Mischung ist zum ersten Mal eine etwas gefleckte Bohne dabei gewesen). Wenig Bruch.


Wunderbar knackig beim Mahlen – macht wirkkich Spaß mit der Comandante!
13,2g

Mahlgrad: 16 Klicks.
Ich spanne den Siebträger mit hochgezogenem Hebel bei knapp 92ºC ein, gieße die Tasse mit dem heißen Leerbezug aus, wische sie kurz trocken > 12 Sekunden Präinfusion. Bei exakt 94ºC beginne ich den Bezug, es tröpfelt kurz und läuft dann sämig bei einer Bezugszeit von (gezählten!) 20 Sekunden.
Sehr schöne, feineporige, űppige Crema, was bei frischen Bohnen mit mehr als 50% Robusta-Anteil natürlich zu erwarten ist.
Es duftet nach Butterkeks und heißer, dunkler Schokolade.
Der erste Schluck hält, was der Duft versprochen hat:
Gute, bodenständige, tiefdunkle Schokolade – ich fűhle mich ein bisschen an die 70%ige ‚Arriba‘ von Domori erinnert (Equadorianischer Criollo-Kakao von der Hacienda Victoria … nicht meine Lieblingsschokolade von Domori, weil mir die Fruchtnoten z.B. einer ‚Sambirano‘ fehlen, aber schon sehr lecker).

Und Butterkeks, von den guten. Eine winzige Spur frisch geröstete Haselnuss. Eine noch winzigere Spur Jasminblűte.
Weiches, schmelzend-sahniges, sanftes, warmes Mundgefűhl.
Null, wirklich null Säure.
Die ‚Miscela Bar‘ wärmt nachhaltig Brustraum und Bauch, vermittelt etwas Einhűllendes, Beschűtzendes, Beruhigendes. Und öffnet Sekundenbruchteile später deutlich spürbar auf herzverbundene Weise den Blick. Die Augen entspannen sich. Mir fällt spontan der berűhmte Aphorismus von Antoine de Saint Exupery ein: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Etwas abgegriffen, leider. Aber: Ja, passt.

Ein wirklich leckerer, erfreulicher, herzwärmender Espresso !

Und der ist mit derzeit 19,50€ pro Kg noch nichtmal hochpreisig angesiedelt …

Neapel | „Bar-Konditorei Luciano Mazzone“

Lokale, in denen man guten, dunklen, sämigen Espresso bekommt, muss man in Neapel nicht lange suchen. Dennoch gibt es einige, die als Highlights in einschlägigen Reiseführern empfohlen werden – oft, weil es sich um Traditions-Lokalitäten mit schönem, altem Interieur, uniformierten Kellnern und illustren Gästen im Auf und Ab der Geschichte handelt, in denen auch heute noch viel Wert auf qualitativ höchstwertigen Kaffee gelegt wird. Was in Neapel allerdings die Regel ist.

Dazu gehören:

1. Das „Gran Caffè Gambrinus“ (Via Chiaia 2), wo die ‚Gran Miscela Bar‘ von Caffè Moreno kredenzt wird (ausführlicher beschrieben unter Verkostungen > Caffè Moreno ‚Gran Miscela Bar‘)
2. Die Passalacqua-Bars namens „Mexico“ (dreimal vertreten in Neapel: Piazza Garibaldi, 72 | Piazza Dante, 86 | Via Scarlatti, 69), in denen die superleckeren 100%-Arabica-Blends ‚Moana‘ und ‚Harem‘ ausschließlich am Tresen getrunken werden.
3. „Il Caffè del Professore“ an der Piazza Trieste e Trento, 2, wo es natürlich den allerköstlichsten ‚Caffè del Professore‘ gibt,
4. Die „Bar Augustus“ in der Via Toledo, 147, wo ‚Moana‘ von Passalacqua zubereitet wird.

Das sind die Lokale, in denen ich bisher Gast war. Der Ristretto war űberall top.

(Ferner werden auf einer italienischen Caffè-Feinschmeckerseite noch erwähnt: 

Das“ Cafè do Brasil“ in der Via Luca Giordana, 31

„Centrale del caffè“ in der Via Benedetto Croce, 16

Das „Gran Cafè Ciorfito“ in der Via San Biagio dei Librai, 90/91

Die „Bar Gianni“ in der Via Platania, 6

Das „Gran Caffè La Caffettiera“ an der Piazza dei Martiri, 26

Frau Antje hat noch einiges vor in Neapel – das nächste Mal!) 

Die Bar-Pasticceria „Luciano Mazzone“ jedoch steht, soweit ich weiß, in keinem Reiseführer. Auch in keinem italienischen.

Die kleine Bar und Konditorei befindet sich in der Piazza Pignasecca, 20, in den Quartieri Spagnoli – einer Querverbindung zwischen Via Toledo und Piazza Municipio, wo an allen Tagen, außer Sonntag, bis zum Nachmittag Wochenmarkt-Getűmmel herrscht (Il Mercato della Pignasecca).

Wenn man einen der wenigen Tische vor der Tür ergattern konnte, kann man von dort aus wunderbar dem Einkaufstreiben zuschauen. Ebenso wie den vielen vorbeischlängelnden, knatternden Mopeds, auf denen sich nicht selten bis zu 5-köpfige Familien samt Hund und Geműse-Kisten oder ganzen Wassermelonen stapeln.

Das allerwunderbarste bei Mazzone ist jedoch der Espresso: Hier kommt Caffè Partenope in die Tässchen – fűr Frau Antje war das, trotz vieler richtig toller Espressi an den Tagen zuvor, eine echte Offenbarung! Was dazu geführt hat, dass sie an allen verbleibenden Tagen in der Stadt, in der Caffè Kult ist, mindestens einen Espresso dort getrunken hat – denn Caffè Partenope gab es nirgendwo sonst in Neapel.

Am letzten Tag konnte ich den Chef dazu bringen, mir eine Kilopackung Caffè Partenope „Atena“ aus seinem Bar-Vorrat zu verkaufen, was einiges an Űberredungskunst bedurfte, denn er meinte zunächst hartnäckig, ich solle doch eine der Touristen-Geschenkpackungen mitnehmen, in der sich 250g gemahlener „Atena“ nebst zwei Partenope-Tässchen befanden. Letztendlich ließ er sich zum Glück erweichen.

Die offizielle Verkostung wird demnächst hier zu lesen sein, wenn ich mit meiner Bohnen-Trophäe wieder in Hamburg bin!

Turin | Gelateria ‚Peter Pan‘

Frau Antje mag keinen labberigen Espresso. Auch keine hellen bis mittelhellen Röstungen. In Norditalien, so auch in Turin, wird in den meisten Bars und Eiscafés leider eine für mich enttäuschende Kombination aus beidem serviert.

Eine löbliche Ausnahme ist die winzige Turiner Gelateria „Peter Pan“ von Mike und Antonella in der Via Bertola, 5 (Kreuzung XX Settembre), zwischen Piazza San Carlo und Piazza Castello.

“Den Namen ‚Peter Pan‘ haben wir gewählt, weil man nie aufhören sollte, zu träumen“, erzählt die freundliche Wirtin.

Hier wird Caffè Izzo aus Neapel serviert – zubereitet wie ebendort: Dickflűssig, heiß und stark. Der bestellte Ristretto ist wirklich ein Ristretto. Ein Traum!

Dazu bekommen wir zwei esslöffelgroße Probierportionen mit hausgemachtem Eis aus eindeutig hochwertigen Zutaren. Köstlich!

Um zum Klo zu gelangen, wird das Eingangsportal nebenan aufgeschlossen. Dann eine Tür, die in einen Gang um die Ecke fűhrt. Und eine weitere, um von diesem in den Hinterhof zu kommen. Dort wird mit einem vierten Schlűssel eine Tűr zu einem Kabűffchen geöffnet, hinter der sich ein kleiner, blitzsauberer Toilettenraum auftut. Wohlgemerkt: Mit ausreichend  Toilettenpapier, Waschbecken, Seife und Papierhandtűchern. Warum ich das betone? In italienischen Lokalitäten sind Toiletten, aus mir unerfindlichen Gründen, auch heute noch oft trostlose, schmuddelige, stinkende Verließe mit wackelnden, halbierten oder fehlenden Klobrillen – wenn es sich nicht um unsägliche Stehklos handelt, die man seinen Schuhsohlen gerne ersparen würde. So oder so fast immer ohne Klopapier und Seife, geschweige denn mit Handtűchern – als wolle man mit menschlicher Notdurft außerhalb der eigenen vier Wände nur sehr widerwillig etwas zu tun haben. Selbst in Restaurants, die vornerum gepflegt erscheinen. Hier ist das zum Glück nicht so. Das Örtchen in der Gelateria Peter Pan ist ein Ort zum Wohlfűhlen!

Alles in allem: Eine wunderbare Entdeckung für eine Liebhaberin von sűditalienischem Espresso, die mindestens zweimal pro Jahr nach Turin kommt, weil ihre Lebensgefährtin aus dieser Stadt stammt, und wir dort, auf dem Weg zu unserer Ferienwohnung am Lago Maggiore, Freunde besuchen.
Ich tu etwas, was ich nur selten mache: Ich bestelle mir einen zweiten Espresso.  …  Mmmmmmh, lecker!

„Gran Miscela Bar“ von Caffè Moreno

Wer nach Neapel reist und guten, dunkel gerösteten Espresso mag, wird sich sehr wahrscheinlich frűher oder später auf den Weg machen zum historischen ‚Gran Caffè Gambrinus‘ an der Piazza Tieste e Trento (Via Chiaia, 1). Frűher oder später, weil man sich nach diversen wunderbaren ersten Espressi an allen möglichen Ecken und Enden der Stadt vielleicht, so, wie ich, fragt, was jetzt noch an unerreichtem Espresso-Genuss kommen soll. 

Das ‚Gambrinus‘ wird in allen Reiseführern, ob in Buchform oder online, erwähnt. Es ist zweifelsohne ein Touristenmagnet: Pompöse, geschichtsträchtige, hohe Räumlichkeiten mit Marmor, Stuck, Lűstern, Spiegeln und Malereien wohin das Auge blickt. Eine Vergangenheit voller illustrer Persönlichkeiten aus Intellektuellen- und Kűnstlerkreisen oder mit gekrönten Häuptern.
In einer Vitrine befindet sich eine Angela Merkel-Reliquie in Form eines etwas ausgebleichten Fotos von ihr, neben einer unűbersehbar unabgespűlten, vergilbten Espressotasse, aus der die Cancelliera – laut Textkärtchen – vor Jahren ihren Kaffee geschlűrft haben soll.

Ein Extra-Raum voller űppiger, sűßer Patisserie-Leckereien aus Teig, Cremefűllungen, Schokolade, kandierten Frűchten, Sahne oder Eiscreme …

Und Caffè Moreno (nicht zu verwechseln mit der Aldi Nord-Eigenmarke Moreno!) – produziert von der 1970 gegründeten, mittelständischen Privatrösterei Moreno am Stadtrand von Neapel (in der Via Capri 1, direkt an der Autobahn Richtung Caserta).

Die Bohnen-Mischung thront, in einer eigens für das ‚Gambrinus‘ entworfenen, leuchtend blauen 3kg-Hopperdose, mit dem Logo des Cafés versehen, auf der vielbetriebenen Műhle. Neben der Espressomaschine Unmengen von Tassen im Kochendwasser-Bad.

Im Ausschank ist die „Gran Miscela Bar“ – wie mir der am wichtigsten aussehende Mann vom Personal später bestätigte.
Hätte der warme, nussig-karamellige Duft dieses Kaffees nicht den ganzen Raum erfüllt und mich sofort in Verzűcken versetzt, hätte vermutlich mein Fluchtimpuls gesiegt. So viele Menschen, die sich vor der Kasse und dem langen Tresen drängten!

Doch meine Geruchsrezeptoren gaben das Signal für den Großhirn-Befehl: Du bleibst!

So stellte ich mich also in die Schlange an der Kasse, löste dort den sogenannten ‚Scontrino‘ (einen kleinen Papierzettel, auf dem stand, dass ich einen Espresso bezahlt hatte), den ich anschließend, als ich einen Platz ergattert hatte, auf den spiegelnden Tresen legte, und bat, als der Bar-Mann danach griff, um einen Caffè ristretto.
Kurz und gut: Der Espresso war der Hit!

Ich war hin und weg und stellte mich erneut in die Schlange vor der Kasse, um ein Kilopaket der soeben genossenen Mischung zu erstehen.

In den kommenden 6 Tagen trank ich noch zwei weitere Male Espresso an diesem űberfűllten, duftenden Ort. Der letzte wurde von einem anderen Mann an der Espressomaschine bezogen als die ersten zwei. Er war leider ein bisschen hingeschludert und fűr meinen Geschmack etwas zu lang. In der bunten, lärmenden Masse der Leute um mich herum befand ich, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um mich zu beschweren …
Und ich hatte ja mein Kilopaket für unsere Ferienwohnung am See in Norditalien!

Zur Verkostung:

Die Bohnen sind von unterschiedlicher Größe, dunkel geröstet, einiges an Bruch.

Auf der insgesamt wenig aussagekräftigen Website von Caffè Moreno ist von einer „5 Länder-Mischung“ die Rede. Genaueres ist dort nicht zu erfahren. Der wichtig dreinblickende, uniformierte Mann vom Gambrinus-Personal sagte mir, die Mischung setze sich ungefähr zu 80% aus Arabica- und zu 20% aus Canephora(„Robusta“)-Bohnen zusammen.
Die Bohnen duften nach gerösteten Nűssen und tiefdunklem Karamell.
Ich nehme etwas űber 15g Bohnen. Mahlgrad mit meiner Comandante: 16 Klicks. Zubereitung mit der Aram (28 Umdrehungen hoch, 24 Umdrehungen runter, die letzten sind schwergängig, was bisher bei mir eine Voraussetzung war für Espressi mit sirupartiger Konsistenz).
Heraus kommt ein wunderbar dickflűssiger, dunkler, kurzer Espresso mit schöner Crema, der warm-nuss-karamellig duftet.

Warmes, schmelzend samtweiches, Mundgefűhl.
Das Tief-Dunkelkaramellige ist beim Schmecken die bittersűße Grundnote, in die sich ein, zwei Sekunden später Spuren von – mit etwas geriebener, herb-spritzig-fruchtiger Orangenschale – zu dunklem Konzentrat gekochtem Pflaumenmus mischen. Geröstete Walnuss gesellt sich dazu. Eine winzige Prise Salzigkeit rundet die Komposition elegant ab. Schokolade? Nein. Und sie fehlt auch nicht einen Moment lang. Alle Erwartungen an Schokoladennoten sind voll befriedigt durch etwas Anderes, das sich schmeichelnd warm im ganzen Körper ausbreitet. Und dann kommen sie doch noch um die Ecke. Verhalten, rabenschwarz und edel. Je feiner der Mahlgrad, desto deutlicher die dunklen Kakaonoten. Sie erinnern an die 80%ige „Extra Bitter“ von Guido Gobino, eine meiner Lieblingsschokoladen.
Am Ende hallt ein walnussig dunkelwűrziges Schoko-Karamell-Echo lange ganz weich nach. Ein Espresso mit hohem Glűckspotential!

Direktimport nach Deutschland und Vertrieb durch http://vero-gusto.de (STS Stumpf GmbH)

Achtung: Die Rösterei Caffè Moreno gibt 12 Monate Mindesthaltbarkeit auf ihren Packungen an! Wenn ihr also bestellt, und zunächst mit Schrecken und Verärgerung davon ausgeht, dass die Bohnen schon űber ein Jahr alt sind, weil ihr 24 Monate gewohnt seid, habt ihr vermutlich ziemlich frischen Kaffee vor euch  🙂

Nachtrag: Inzwischen nehme ich für die Zubereitung in der Aram 16,3 – 16,5g, das lässt den Moreno „Gran Miscela Bar“ als Ristretto noch sämiger und intensiver werden – ein Gedicht!

Wenn ich statt 3 Schlucken 4 Schlucke Ristretto möchte (was meistens der Fall ist), nehme ich 18g. Mahlgrad nach 2 1/2 Wochen Packungsanbruch: 15 Klicks mit RedClix-Tool (wobei jede Comandante anders zu sein scheint).

„TRE FORZE!“ von Caffè Cultura

 

Einen glutheißen guten Sommermorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio!

Ich warne euch jetzt schon mal: Dieser Bericht wird lang! Denn ich bin bei den Recherchen auf einen richtigen Krimi gestoßen. Der musste einfach mit rein! Wer nur wissen will  wie mir der Espresso geschmeckt hat, möge bitte nach unten scrollen  🙂

In der vergangenen Woche habe ich einen weiteren Giganten unter den Espressi getestet:

Den „TRE FORZE!“ – für Manche unangefochten an der Spitze des Olymps der dunklen Röstungen, von Vielen zumindest hoch gelobt – aber auch „űberbewertet“ und „zu Unrecht gehypt“ habe ich häufiger im Hinblick auf diese Espresso-Mischung aus Sizilien gehört und gelesen. 

Vom renommierten Brüsseler Institut „International Taste & Quality Institute (iTQi)“ wurde der Tre Forze! in den Jahren 2009 und 2010 mit dem Superior Taste Award ausgezeichnet. Darűberhinaus erhielt er in der Weltauswahl die Goldmedaille für herausragende Qualität. Sowie noch mindestens eine Goldmedaille, verliehen durch die DLG (Deutsche Lebensmittel Gesellschaft). 

Das Unternehmen selbst schreibt auf seiner Website, die es űbrigens in weit űber 50 Sprachen (!) zu lesen gibt: 

„Um die Jahrtausendwende wurde TRE FORZE! Espresso als erster Caffè weltweit über Olivenbaumholz geröstet. Diese traditionelle Form der Röstung hatten wir für TRE FORZE! in optimierter Form wieder zum Leben erweckt.“

Großbuchstaben und knallrotes Ausrufezeichen.

Es ist das gleiche Knallrot mit Signalwirkung, in dem auch die Tűten daherkommen, die die Bohnen in sich bergen.

“ Tre Forze“ heißt zu deutsch: Drei Kräfte.

Auf der eben schon genannten Website ist zu lesen, welche drei Kräfte gemeint sein sollen – nämlich „Kraft“, „Energie“ und „Leben“.

Diese werden symbolisiert durch die drei Beine der sogenannten „Trinacria“, die um das geflűgelte Haupt der Gorgonin Medusa laufen – mitten auf dem goldgerandeten weißen Querbalken, der das Knallrot der Tűte in oben und unten aufteilt.

Die Trinacria ist das Wahrzeichen von Sizilien (und interessanterweise auch der Isle of Man). Natürlich ranken sich unzählige Mythen und Deutungen um das Symbol. 

Das Wort „Trinacria“ stammt vom altgriechischen „trinacrios“, was sich zusammensetzt aus „treis“ (drei) und „àkra“ (Vorsprűnge).

„Trinacria“ ist auch der alte Name der Insel, die heute Sizilien heißt.

Sizilien hat, von oben gesehen, drei Ecken:

Capo Peloro bei Messina im Nordosten, Capo Passero bei Syrakus im Süden, sowie Capo Lilibeo bei Marsala im Westen. 

Im Sűdosten der Insel, bei Catania, soll sich der Sitz der Rösterei des TRE FORZE! befinden.

Vertrieb, Verwaltung und Lizenzvergabe erfolgen hingegen über die CAFFÈ CULTURA GmbH von Deutschland aus: Diese steuert Marketing und Design – und vertreibt neben dem „TRE FORZE!“ auch die Marken „Maria Sole“ und „Mille Soli“. Die Espressosorten, die unter den letztgenannten Labels vermarktet werden, werden laut Angabe űbrigens auch in Catania geröstet. 

Ein bisschen verwirrend, fand ich … 

Frau Antje konnte nicht umhin, Detektivin zu spielen! 

Und hat einigen Stoff für Klatsch und Tratsch aufgespürt, den sie euch keinesfalls vorenthalten möchte:

Was die Lizenzen für die Markennamen „TRE FORZE!“ und „Maria Sole“ betrifft, hat es offenbar jahrelange erbitterte Fehden, Lűgen- und Betrugs-Bezichtigungen und juristisches Gerangel gegeben. Ziemlich undurchschaubar für Außenstehende. Die vorherige Lizenzhalterin Maria Krebs und ihr Mann wurden bis vor kurzem vom Inhaber des in Deutschland ansässigen Unternehmens „Caffè Cultura“ öffentlich als unlauter dargestellt. Inzwischen scheinen sie aus dem Rennen zu sein. D.h. sie mussten offenbar alle Rechte an den Marken „TRE FORZE!“ und „Maria Sole“ an „Caffè Cultura“ abtreten (oder haben diese Rechte noch nie bzw. schon lange nicht mehr besessen, wer steigt da schon durch … ). 

Klickt man http://www.mariasole.de/ an, öffnet sich nun (am 23.7.19) jedenfalls die Website der Marke „Mondial“.  Ah! Kuck an! …

Die Website der Marken „Mariasole“ und „Millesoli“ findet sich nunmehr unter https://mariasole-millesoli.com/.

Die Website von TRE FORZE! kann man erstaunlicherweise ganz simpel unter  https://treforze.com/ finden …

Bis vor kurzem (als ich űber den „Linea Verde“ von Maria Sole recherchierte) , fand sich im Netz noch eine Erklärungsschrift, in der die o.g. Auseinandersetzung in aller epischen Breite zur Darstellung gebracht worden war. Diese ist im WWW mittlerweile nicht mehr auffindbar. 

Zurück zum TRE FORZE! 

Also Marketing und Design haben die schon mal drauf! Knallrot. Ausrufezeichen. Symbolik. Hatte ich erwähnt, dass auch gűldene Olivenzweige auf der Tűte zu sehen sind? Und Caffè Cultura GmbH steht da auch. Direkt unter TRE FORZE!

Macht was her. Wozu kleckern, wenn man auch klotzen kann?! …

Das Unternehmen wurde Anfang der 1990er Jahre von Cevdet Emeç gegrűndet, der sich in Catania mit zwei Röstmeistern zusammentat. Emeç ist … ähm, ja … er ist, wenn ich das richtig verstehe, seit 2011 Geschäftsführer des Unternehmens „Caffè Cultura GmbH“ mit Sitz in Düsseldorf. Diese hieß zuvor auch schonmal „TRE FORZE! Handel GmbH“ und „TRE FORZE! Gastronomie GmbH“ und „K&E Gastronomie GmbH“ und „Maria non vuole GmbH“ und „Maria Sole GmbH“ und „K&S Gastronomie GmbH“ und „Caffè Cultura Sicilia GmbH“. Es gab Liquidationen und Neueintragungen und Löschungen in Serie. Geschäftsfűhrer waren: 

Maria Krebs, Benedikt Krebs, Philip Carty, Antonio Laudani, Vedat Emeç, Cevdet Emeç. Mehrfach hin und her und her und hin. … Und dann hatten die irgendwie Krach. Und die Krebsens waren in den Augen von Emeç und co. die Bösen. Oder so. Zwischendurch waren sogar mal Espresso-Packungen auf dem Markt aufgetaucht, die aussahen, wie die von Maria Sole. Aber mit anderem Namen.

Wer im Internet nachlesen möchte, findet fadenspielartig verschlungene Pfade von einer Firma zur nächsten – und viele Totenkreuze für dahingeschiedene Firmen unter https://www.northdata.de/Emec,+Cevdet,+Düsseldorf/lho. Da kann man dann fast endlos weiterklicken. Das Verwirrspiel nimmt seinen Lauf …

Wir werden es jetzt allerdings nicht weiter verfolgen, sondern wenden uns ENDLICH! (knallrotes Ausrufezeichen) dem Kaffee selbst zu:

Seit 2001 gibt es die Espresso-Mischung, die jetzt den Namen TRE FORZE! trägt. 

Die exakte prozentuale Mischung der Espresso-Bohnen wird vom Unternehmen nicht preisgegeben. Soll aber in etwa 90-95% Arabica und 5-10% Robusta entsprechen. Wie oben bereits zitiert, soll die geheime Mischung den letzten, entscheidenden Kick an Geschmacks- und Aromenvielfalt durch das traditionelle Röstverfahren űber offenem Olivenbaumholz-Feuer erfahren.

Zum Test:

Nach meiner ersten Tasse TRE FORZE! vor einer Woche hatte ich in den Facebook-Gruppen „Espressospezialisten und Kaffeeliebhaber“ und „Kaffeefreunde“ kund getan:

„Habe gerade zum ersten Mal den Star-Espresso „TRE FORZE!“ getrunken. Klar, ein wirklich toller Vertreter der dunklen, sűditalienischen Röstung. Gar keine Frage. Bei mir tritt er gegen den Mago von Barbera an. Und ich muss sagen: Er hält sich ganz gut. Aber in einem Punkt schwächelt er für mich: Ihm fehlt das „Gutwetterwölkchen Orangenmarmelade“, in all seiner durchaus űberzeugenden, cremigen Bitterschokoladigkeit, das den Mago für mich so besonders macht. Da schwingt auch keine andere warme, kandierte oder marmeladierte Frucht mit. Oder sonst eine interessante Eigennote, die sich zeigen darf.

Der „TRE FORZE!“ ist sehr auf seine Schokoladigkeit konzentriert. Narzisstische Schokoladigkeit nenn ich das vorläufig mal. ‚Es darf kein anderes prägendes Aroma neben mir geben!‘ Punktabzug in der ersten Runde!“

Da kam dann unter anderem ein Kommentar, in dem sinngemäß geäußert wurde, der TRE FORZE! schmecke eh nach verbrannten Autoreifen und verbrannten Olivenbäumen. Einen Espresso später hatte ich genau sowas in der Tasse: Er schmeckte nach Holzkohle. Vielleicht sogar nach verbrannten Gummireifen (ich konnte mich bisher zurückhalten, welche zu probieren). Das ist mir dann nochmal passiert – und ich fragte mich: Hm. Hat der schmähende Kommentator tatsächlich Recht? 

Ja, hat er. Aber nur, wenn man den TRE FORZE! űberextrahiert!

Zu fein gemahlen und daher zu lange gebrűht zu werden, verträgt diese Espressomischung gar nicht!

Hätte ich an dieser Stelle aufgegeben und mein Fazit gezogen, hätte der TRE FORZE! ohne Umschweife „La Tazzina di Latta“, das blecherne Tässchen für Espressofrust von mir verliehen bekommen.

Zum Glück habe ich mich jedoch zum Einen an die erste Tasse voller schmelzender Schokoladigkeit erinnert. Und zum Anderen konnte ich nicht glauben, dass diese kurze Spanne zwischen selbstverliebter Schokoladigkeit und Verkohltheit alles gewesen sein soll.

Alsdann wurde die Handműhle gröber gestellt (um zwei Klicks, von 16 auf 18) – und Frau Antje landete punktgenau im Espresso-Nirvana … 

Eins nach dem anderen, Frau Antje! Du neigst heute etwas zur Sprunghaftigkeit!

So, ich nehme 12,4g Bohnen.

Die sehen schön gleichmäßig maronenbraun aus. Unterschiedliche Formen. Kein Bruch.

Samtig-warmer angenehmer Duft.

Mahlgrad 18 Klicks mit meiner Comandante – also nicht zu fein.

Präinfusion 12 Sekunden. BG-Temperatur zu Beginn der Präinfusion 87ºC. Zu Beginn des Bezugs 92ºC. 19 Sekunden Bezugszeit. Es läuft weich und sirupartig.

Schöne, haselnussbraune Crema. Zart-warmer Schokoduft.

Und dann: Wow! Der hat einen Schmelz im Mund, der seinesgleichen nur bei wenigen findet. (Mir fallen da ein: Der „Marrone“ von Blasercafé. Der „Mago“ von Barbera. Der „Linea Verde“ von Maria Sole, der allerdings gleichzeitig spritziger ist.)

Eine Sahnigkeit, die so unglaublich geschmeidig űber Zunge und Gaumen gleitet, dass es einfach nur Wonne verbreitet – und zwar im ganzen Körper! Der TRE FORZE! hat, richtig zubereitet, Wärme und Kűhle zugleich. Das geht durch bis zu den Füßen. Und in die Breite. Schokolade und flűssige Sahne. Allerdings nicht irgendeine Schokolade! Was ich nach der ersten Tasse geschrieben hatte, muss ich revidieren. Es ist keine narzisstische Schokoladigkeit, sondern eine der richtig guten, aromengeselligen, die mannigfaltige Nuancen in sich bergen: Den schon erwähnten Rahm. Gelbe, wirklich sonnengereifte Honigmelone – dieses leicht Bittere, welches alle Gurkengewächse haben, das sich hier saftiger Sonnensűße hingibt. Eine Ahnung von Macadamianuss. Eine Spur dunkler Marmelade – ja! Pflaumenmus! So richtig langgekocht! Dicht und eher schwer und geschmacksbreit als zugespitzt sűß zum aromatischen Konzentrat eingedickt. Da sind tatsächlich Anklänge von Herbheit, von Salzigkeit, von schmeichelnder Säure, von Sűße natürlich auch – und von etwas minimal Zusammenziehendem: Ganz ganz in der Gaumenferne eine Erinnerung an etwas Zart-Rauchiges. Als hätte das Pflaumenmus kurz offen am Lagerfeuer gestanden. Das Röstaroma lässt ganz dezent grüßen und rundet die Komposition erstmal schön ab …
Habt ihr schonmal eine Porcelana-Schokolade gegessen?

Ich hab mich für euch geopfert und mir zur Sicherheit eine Tafel „Piura Porcelana 75%“ von „Original Beans“ gekauft – und rein testweise daran geknabbert. Nebst noch zwei anderen hochwertigen Criollo-Schokoladen. Die Piura Porcelana kommt – wenn man sich den Rohrohrzuckeranteil darin mal wegdenkt – der aromenfűlligen Schokoladigkeit und vor allem auch dem unglaublichen Schmelz des TRE FORZE! sehr nahe.

Am Ende, im Abgang, hallt mir die Rauchigkeit im TRE FORZE! ein wenig, wirklich nur ein winziges bisschen, zu sehr nach. Sehr dezent. Nicht störend – jedoch bringt sie im letzten Nachklang die Gesamtkomposition etwas aus der Balance. Finde ich.

Punktestand zum Mago? Das Gutwetterwölkchen Orangenmarmelade des Mago schwebt unerreicht am Espressohimmel. Der Mago bleibt auch im Nachklang für mich perfekt abgerundet. Er bezieht seine Spur Adstringenz aus der Orangenschale, die er in sich birgt. Was mir letztlich doch lieber ist als ein noch so zurűckhaltendes Odeur von Lagerfeuer.  …  Auch mein zweiter Liebling, der Marrone von Blasercafé bleibt bis zum allerletzten Nachhall durch und durch rund.

Fazit: Der TRE FORZE! ist superlecker. Extrem weich im Mund. Vielfältig. Frau Antje verleiht hiermit die Goldene Untertasse. Fűr die komplette „Tazzina d’Oro“ reicht’s nicht ganz.

Nachtrag zu meinen Krimi-Recherchen (27.5.20):
An einem sonnigen Frühlingstag hatte ich das Vergnügen, ausführlich mit dem Geschäftsführer von Caffe Cultura, Herrn Cevdet Emeç, und dem Head of Sales der Firma, Herrn Engin Olguner, von Bildschirm zu Bildschirm zu plaudern. Es war ungeheuer unterhaltsam und sehr nett. Frau Antje weiß nun ALLES über dreisteste Machenschaften und perfideste Winkelzüge in der Wirtschaftskriminalität, worunter die Caffè Cultura, so wurde mir berichtet, über mehrere Jahre zu leiden gehabt habe. Caffè Cultura sei nichts anderes übrig geblieben, als sich mit allen Kräften und allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln dagegen zu wehren. Während der Zoom-Konferenz hat Frau Antje ganz oft große Augen bekommen und Bauklötze gestaunt. Es wurde auch herzlich gelacht. Schade fand sie nur, dass sie zwischendurch keinen Espresso serviert bekommen konnte. Daran könnten die Macher des virtuellen Kosmos vielleicht noch feilen.
Fakt scheint jedenfalls zu sein:
Die Caffè Cultura GmbH hat mittlerweile mehrere Gerichtsverfahren (z.B. Unterlassungsverfügungen) gewonnen, unter anderem gegen Benedikt und Maria Krebs, sowie gegen deren Firmen, die zusammen zu deren Firmen- und Privat-Insolvenz geführt haben. Außerdem, so Herr Emeç und Herr Olguner, laufe aktuell gegen die Rösterei „Torrefazione San Francesco SAS (Mondial Caffè)“ und die Kaffeezentrale GmbH noch eine Schadensersatzklage. Der Rösterei Torrefazione San Francesco SAS wurde außerdem, aufgrund ihres, offenbar bis vor kurzem immer noch anhaltenden Beitrages zu dem Krimi, im Februar 2020 der Negativ Award Plagiarius 2020 verliehen.
Klickt man http://www.mariasole.de/ an, öffnet sich weiterhin (am 6.6.2020) die Website www.mondialcaffe.it der Marke “Mondial Caffè”. Das erscheint mir schon sehr unlauter, und es legt nahe, dass die Darstellungen auf der Website www.kaffeemarken-plagiate.com Sinn machen. Ich frage mich, wie es denn sein kann, dass die Marken wohl nachweislich Caffè Cultura gehören, aber eine Domain www.mariasole.de nach so langer Zeit immer noch, für jeden auffindbar, auf den ehemaligen (!) Röster „Torrefazione San Francesco SAS (Mondial Caffè)“ verweist? Was sonst könnte wohl dahinterstecken, als kriminelle, auf Zeit und langsam mahlende gerichtliche Mühlen spielende Dreistigkeit? Nicht schön! Frau Antje wurde von einem ganz kühlen Hauch angeweht. Sie hat sich ein bisschen gegruselt und etwas in ihr wollte wegrennen …
Die Geschichte könnt ihr in aller Ausführlichkeit nachlesen, wenn ihr die folgenden Links anklickt: http://kaffeemarken-plagiate.com und http://kaffeemarken-plagiate.com/plagiarius-award-2020/.

Frau Antje bedankt sich herzlich bei Herrn Emeç und Herrn Olguner. Sie fand das Gespräch sehr spannend und informativ, und ihr Weltbild hat einige rabenschwarze Ausschmückungen bekommen. Hinterher brauchte sie dringend einen  Doppio Ristretto, um ihr Herz aus den Klauen der Finsternis zu erlösen.

 

Die Diva ist wieder gesund!

Meine große Diva war letzte Woche krank.
Sie brauchte ewig, um aufzuheizen …

Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass die Heizspirale kaum noch sichtbar war, so verkalkt war sie. Dabei benutze ich grundsätzlich gefiltertes Wasser!

Bei „Pavoni Hamburg“ tippte der Inhaber auf eben diese Heizspirale als Űbeltäterin. Vielleicht sei Entkalken ausreichend. Wenn ich Pech hätte, würde irgendein Ersatzteil nicht in die alte Fűhrung, oder so ähnlich, passen – und dann sei leider, neben einer neuen Heizspirale, der ganze Boiler fällig. Das läge dann bei … „warten Sie … ich schau eben nach …“ *scroll* … „also das wären dann doch 267,-€“.

Ich kaufte, wie ich es vorgehabt hatte, erstmal einen neuen Kolben aus Messing. Denn ich hatte zu meinem Unbehagen festgestellt, dass meine Diva einen Plastekolben in sich trug. „Der hat vielleicht einen Haar-Riss“, hatte Kai, ein anderer Diven-Spezialist aus der Facebook-Espressospezialisten-Gruppe gemeint.

Und ich kaufte mit schlechtem Gewissen fiesen Unöko-Entkalker, denn der freundliche Herr Pavoni-Hamburg sagte: „Zitronensäure können Sie vergessen, wenn die Heizspirale nicht mehr sichtbar ist vor lauter Kalkablagerung.“

Max aus München rätselte rum und machte sich Gedanken. Nach einigen Ausschlűssen meinte er „Vielleicht ist es der Presso“. Bzw. sei vielleicht das Rohr vom Boiler zum Presso(staten) verkalkt und der Presso könne nur noch ungenau messen. So vereinbarten Max und ich, dass er mir gegen PayPal-Űberweisung einen neuen Pressostaten zuschickt.

Ich habe die Diva gemäß der Anleitung auf der Flasche entkalkt. Die Brűhgruppe wurde dafür abmontiert. Danach hab ich den Boiler mindestens 8 x durchgespűlt.

Zu meinem großen Glück nahm Kai sich am gleichen Abend die Zeit, mich via Facebook-Messenger stundenlang (!) mit gezielten Fragen, Fotobeurteilungen  und Anleitungen beim Auseinanderbauen, Prűfen,

Mit-der-Taschenlampe-Reinleuchten,

Testläufe starten, Splinte checken,

und schließlich beim Wieder-Zusammenbauen sachkundig zu begleiten.

Am Ende hatte meine Diva einen neuen Messingkolben. Samt neuen Dichtungen. Obwohl der alte Plastikkolben ja erst vor ein paar Tagen neue Dichtungen gekriegt hatte. Das ist echt ein Gefrickel mit diesen Lippen, die mal nach oben und mal nach unten zeigen sollen – stattdessen klappen sie sich natürlich so um, wie sie es eben nicht sollen. Und műssen, wenn dann doch endlich alles richtigrum sitzt, mit einen kleinen Schraubenzieher in die Brűhgruppenöffnung gestopft werden. Ringsum, stopf stopf stopf …  bis es schlussendlich reinflutscht.

Alles andere sei ganz offensichtlich top in Ordnung.

Kai hat mich wirklich systematisch ALLES prűfen lassen (zum Beispiel:  „Ok – halte mal das Löchlein in der Gruppe zu, in das Dein Steigrohr mündet, und blase nochmal rein… bisschen flöten … Ich suche noch nach einer Leckstelle im Steigrohr …  denn sonst sieht alles prima aus.“). <3 

Was soll ich sagen? Meine Diva ist wieder gesund! 

Ich habe jetzt, für den Fall der Fälle, einen Ersatz-Presso in der Schublade. Und ich kenne meine Diva um Längen besser als zuvor  🙂

1000 Dank an meine beiden Helfer in der Not!

An Max, der mir schon so oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.

Und diesmal ganz besonders an Kai, der mit mir eine Diven-Coaching-Nachtschicht eingelegt und mich mit meiner Unwissenheit und technischen Unversiertheit nicht allein gelassen hat …

Ihr seid toll!
Danke! Danke! Danke!

„Rosso e Nero“ von Blasercafé

Ein gutgelauntes Hallo aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio!

Heute im Test: „Rosso e Nero“ von Blasercafé. 80% Arabicabohnen (Indonesien, Brasilien, Kolumbien, Indien) und 20% gewaschener Robusta (Indien – washed Parchment und washed Java).

Nach dem „Marrone“ der zweite Dunkelgeröstete im Sortiment der Berner Rösterei, den ich verkoste. Und der erste Schweizer Espresso, der CSC-zertifiziert wurde. Dieses Zertifikat wird dem Rosso e Nero seit Jahren immer wieder erneut ausgestellt.

>Die italienische Organisation CSC (Caffè Speciali Certificati) wurde 1996 in Livorno gegründet. Sie verpflichtet ihre Mitglieder zu sehr hohen Qualitätskriterien, die einer strengen Kontrolle unterliegen. Diese Kriterien schließen Ernte und Aufbereitung des Rohkaffees, Transport, Lagerung und Endverarbeitung ein. Bei einem Kaffee, der CSC-zertifiziert wurde, handelt es sich mit Sicherheit um einen Spitzenkaffee. Im Jahr 2007 wurde die Firma Blasercafé als erstes Schweizer Unternehmen in die Organisation aufgenommen.

Weitere Mitgliedsunternehmen von CSC sind :

•Barbera 1870 – Messina

•Caffè Agust – Brescia

•Arcaffè – Livorno

•Mondicaffè – Rom

•DiniCaffè – Florenz

•Goppion Caffè – Preganziol (Provinz von Treviso)

•Le Piantagioni del Caffè – Livorno

 •Musetti Caffè – Pontenure (Provinz von Piacenza).

(Es sollen, laut CSC-Homepage 11 sein, aber ich habe nur diese 9, Blasercafé eingeschlossen, gefunden.)

Meine entsprechend hohen Erwartungen an den „Rosso e Nero“ möchte ich nun bewusst zurückstellen und ihn so unvoreingenommen wie möglich mit all meinen Sinnen erleben.

Die Bohnen, die ich erhalten habe, sind leider nicht so frisch, wie erhofft: Röstdatum 15.3.19, also etwas űber 2 Monate alt – das ist sehr hart an der Grenze dessen, was ich für eine Verkostung für tauglich halte, denn die Aromen dűrften bereits etwas an Fűlle verloren haben. Nun gut. Sollte ich diese Espressomischung irgendwann einmal frischer bekommen, werde ich ein Update ertesten  🙂

Aussehen der Bohnen: Samtig esskastanienbraun, verschiedene Größen, kein erkennbarer Bruch.

Duft: Intensiv und warm, herzöffnend, unmittelbar den gesamten Rumpf ausfűllend, vom Brustraum bis hinab in die Beckenschale. Dunkelbeerig, samtig, voll, feurig, schokoladig. Schmeichelnde, geschmeidige, einladende Röstaromen. Wow! Wie der wohl geduftet hat, als er zwei Wochen alt war?!

12,4g. Feiner Mahlgrad (15 Klicks bei meiner Comandante zuhause), das BG-Thermometer zeigt zu Beginn der Präinfusion 76ºC (was wohl einer Brűhtemperatur von 82ºC nahekommt, jedenfalls hat der Rosso e Nero sich bei diesem Anzeigewert toll entfalten können). Präinfusion 12 Sekunden. Bezugszeit ab Hebeldruck: Gezählte 20 Sekunden.

Die ersten Tropfen kommen unter recht kräftigem Druck, danach fließt es schön gleichmäßig und sämig.

Leuchtend karamellbraune Crema.
Es duftet warm dunkelbeerig-schokoladig.

Der erste Schluck bringt sofort das Dunkelbeerige im Bitterschokoladenmantel auf die Zunge. Ich wiege mich zwischen wilder Brombeere und Waldheidelbeere, finde mich eher beim halbschattigen, hochsommerlichen Heidekrautgewächs Heidelbeere ein als beim Rosengewächs Brombeere mit seiner langen Erntezeit. Das Dunkelbeerige, das ich schmecke, hat mehr die fruchtig-herbe, saftig-waldkrautige Frische der Heidelbeere als die warme, erdige, likörige, fast schon am Rand des Modrigen balancierenden Schwere der Brombeere.
Also Waldheidelbeere. Mit ungesűßter, cremiger, dicker Sahne, wie sie sich direkt auf frischer Milch absetzt. Ein Hauch geschälte, geröstete Mandel. Ein Traum! Alle drei Schluck lang.

Im Abgang kommt eine Spur vollreifer, eher sűßer Apfel hinzu. Ein Quäntchen warmes, helles Karamell, das kurz in den Vordergrund tritt, um die Bűhne dann wieder der dunklen Schokolade mit Heidelbeer-Sahne zu űberlassen.

Ich habe den „Rosso e Nero“ mittlerweile 6 mal getrunken. Es ist im ersten Moment kein Kaffee, der meinem Sehnsuchtsschema entspricht, so wie vor kurzem der Marrone.
Und dennoch merke ich zu meinem Erstaunen: Je öfter ich den Rosso e Nero trinke, desto mehr verspűre ich ein kleines Verlangen nach genau diesem Espresso. Er erinnert mich an Wanderungen bei Sommerhitze im Schatten von piemontesischen Maronenwäldern. Es ist hűgelig. Die gleißende Helligkeit des Tages wird gemildert durch den Wald. Bis auf das Knacken unter meinen Füßen, und hier und da Insektengesumm, ist es still. Es duftet nach zerfallenden, warm dahinbröselnden Baumstűmpfen. Nach rötlicher Erde. Nach langsam zerkochenden Frűchten. Ich halte inne. Bűcke mich. Frisch gepflűckte, saftig-warme Heidelbeeren finden sich in meinem Mund ein. Ein Vogel ruft. Da hinten noch einer. Und meine Seele ist einfach nur weit  …

„Linea“ von Zicaffè

Einen wunderschönen Montagmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio bei trüb-kühlem Wolkenwetter❣️
Heute im Test eine Robusta-Bombe: „Linea“ von Zicaffè.

Die Rösterei Zicaffè in Marsala/Sizilien wurde 1929 von Vito Zichittella gegründet und befindet sich nach wie vor in Familienhand.
Die Mischung „Linea“ wurde als kräftige und dennoch gefällige Barmischung kreiert. Das Verhältnis von Robusta zu Arabica wird von den meisten Kaffeevertrieben mit 80%/20% angegeben. Zicaffè selbst hält sich jedoch bedeckt. Die Angabe des Unternehmens lautet: „Zicaffè Linea Espresso è composto da una miscela di Arabica e Robusta. Si tratta di caffè accuratamente selezionati e di prima qualità.“ (Zicaffè Linea Espresso setzt sich zusammen aus einer Mischung von Arabica und Robusta. Es handelt sich um einen erlesenen Kaffee von höchster Qualität). 

Die Bohnen sind satt dunkelbraun geröstet. Angenehmer Röstaromenduft. Kaum Bruch. MHD 5/21.

12,2g. Feiner Mahlgrad (mit meiner Comandante mit RedClix-Tool 16 Klicks). BG-Temperatur zu Beginn des Bezuges: 83ºC, d.h. eine Brühtemperatur, die um 10ºC höher liegen dürfte.
(Diese Werte sind, wie immer, mit Vorsicht zu genießen! Es handelt sich ausschließlich um MEINE Referenzwerte im von MIR mit meinem billigen BG-Thermometer gemessenen Bereich, innerhalb dessen ICH aus Bohnen mit MEINEM Set-up das Optimum raushole. Reproduzierbare Genauigkeit sieht anders aus  :-).)

Präinfusion 12 Sekunden.
Der Espresso braucht viel Hebeldruck zu Beginn, bis er schließlich gut läuft.
Wie bei soviel Robusta zu erwarten, bildet sich eine appetitliche, dicke, hellbraune Crema.
Angenehmer, wenig extravaganter Duft. Halt eine Barmischung, die vielen schmecken soll.

Was ich vom ersten Schluck an schmecke:
Schokolade! Schokolade! Schokolade! … Keine Domori oder Idilio oder Zotter, also keine Schokolade von der aller-exquisitesten Sorte, aber gute, dunkle, weich und warm im Mund dahinschmelzende Bitterschokolade allemal.
Dazu kommt ein feines, unaufdringliches, leicht dunkelkaramelliges Röstaroma. Etwas geröstete Walnuss. Ein winziger Hauch fruchtig-herbe Zitronat-Zitronenschale („Cedro“ auf Italienisch). So bleibt es vom ersten bis zum letzten Schluck.
Der Nachhall ist mittel-lang. Dunkles, weiches Schoko-Karamell. Lecker!

Dieser Espresso wärmt sofort den Raum vom Mund bis hinab in den gesamten Brustkorb. Er wärmt sanft Herz und Lunge. Und mit etwas Verzögerung sinkt die Wärme allmählich bis hinunter zum Beckenboden und fűllt samtig-weich den Beckenraum.

Er ist intensiv in seiner Bitterschokoladigkeit und dabei ganz rund und weich. Viel weniger wuchtig als erwartet. Ich mag den sehr. Ein wirklich guter, geschmeidiger, süditalienischer Espresso, der mit 14,90 € pro Kilo dazuhin noch günstig ist.

Klare Empfehlung!

Dichtungswechsel Kolben und Duschsieb

Der erste Dichtungswechsel war fällig: Tröpfeln aus dem Duschsieb beim Aufheizen der Diva.

Ich dachte, das sei ganz einfach:  Anleitung zum Dichtungswechsel von www.kaffeemaschinendoctor.de runterladen, durchlesen, los geht’s  …  Die Lippen (das „v“ ) der Dichtungen jeweils zum Kolbenende, alles schön eingefettet – und dann standen die Dichtungskanten so űber, dass der Kolben nicht mehr in die Brűhgruppe passen wollte! Scheinbar jedenfalls. Mit dem freundlichen Fern-Support durch Max Haunstetter (bei Facebook „Max Selb“) habe ich es schließlich geschafft.

(Von Max Haunstetter in München habe ich meine kleine Diva – in einem von ihm perfekt űberarbeiteten und z.T. restauriertem Zustand – gekauft. Er ist nett, wirklich hilfsbereit und hat technisch voll den Durchblick, was La Pavoni Handhebelmaschinen angeht.)

Allen, die es nach mir versuchen, und die ähnlich technikunerfahren sind wie ich, möchte ich hiermut Mut zusprechen. Es geht! Auch wenn es anfangs unmöglich erscheint. Legt eure Diva auf die Seite, presst den Kolben an die Brűhgruppe   …  und dann drűckt die Dichtung mit einem kleinen Schraubenzieher Stűck fűr Stück rein, während ihr den Kolben etwas dreht. Irgendwann flutscht er rein. Wirklich wahr!