Einen wunderschönen Sommer-Samstagmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio❣️
Heute im Test: „Monaco“ von der Műnchener Rösterei Fausto. 100% Arabica. Dunkle Röstung – aber nach dem fast schwarzen „XO Fera“ von der Schleswig-Holsteinischen Rösterei Kaffeeleben wirken diese Bohnen fast schon hell. Also dunkelbraun.
Der Duft beim Tűteöffnen erinnert mich an … Rehbraten. Zart-wűrzig. Und langgekochtes Pflaumenmus. Mein Schokolade-Detektor springt nicht an.
12,2g. Mahlgrad 17 Klicks (Comandante mit RedClix-Tool), so, wie es für den „XO Fera“ gepasst hat. Schon beim Kurbeln merke ich: Das wird wohl ein bisschen zu grob sein. Samtiges Mahlgefűhl. Aber ich bin schnell fertig mit Mahlen.
Okay, ist jetzt so.
Die Rehbratenassoziation bleibt. Fein und zűnftig zugleich. Mit zart-herber Fruchtnote.
BG-Temperatur 92ºC (La Pavoni Professional Handhebelmaschine von 1998, ungepimpt – jedoch mit Temperaturstreifen).
Wie erwartet läuft der Espresso schneller als das bei mir űblich ist. (Ich bin Ristrettotrinkerin mit eher einer leichten Neigung zur Űber- als zur Unterextraktion – wenn es űberhaupt vom Optimum abweicht.)
Hell-haselnussbraune Crema.
Sehr zarter Duft. Ich weiß jetzt schon: Dieser Bezug hat nicht alles aus den Bohnen rausgeholt, was der „Monaco“ zu bieten hat. Und vermutlich werden die Säuren deutlicher herausragen als bei einem optimalen Bezug.
Erster Schluck: Weich. Gut eingebundene Säurenoten. Echt jetzt Leute – Rehbraten mit ganz dezenter, milder Schokobeigabe in der Soße und Rhabarberkompott.
Ich setz mir gleich den Jägerhut von meinem Opa auf!
Zweiter Schluck: Die ruhige wärmende Wirkung breitet sich űber den hinteren Gaumen und Rachen űber Stirn und Hinterkopf bis in die Brust und den Oberbauch aus. Am deutlichsten spűrbar im Herzraum. Ja, ruhig. Ein eher beruhigender als aufregender Espresso. Interessant. Er hat was von mild-warmem Balsam. Rehbraten mit Schokonibs und Rhabarberkompott bleibt.
Dritter Schluck: Nichts neues.
Nachklang: Nicht sonderlich lang und prägnant.
Ich bin außerordentlich gespannt auf das, was sich bei feinerer Mahlung entfalten wird.
Tag zwei, zweiter Versuch:
Mahlgrad um zwei Klicks feiner gestellt, alle anderen Einstellungen habe ich gleich gelassen.
Schöner, sämiger Fluss. Tolle Crema für einen 100%-Arabica-Blend. Erstaunlich hell für die dunklen Bohnen.
Geruch: Angenehm. Schoko tritt in den Vordergrund, Rehbraten weicht in die hinteren Ränge, eine zartherbe Pflaumenmusnote steigt mit in die Nase.
Erster Schluck: Deutlich schokoladiger als gestern. Ich wűrde sagen: 45% Zartbitter. Die feinherbe Fruchtnote erinnert auf der Zunge, wie gestern, eher an Rhabarberkompott (ohne Vanille oder andere Beigaben). Sie ist unaufdringlich und gut in den Gesamtgeschmack eingewoben. Ganz weit hinten im Gaumen bleibt ein Hauch von dem, was mich an Rehbraten erinnert: Aromatisch-wűrzig, ein bisschen so, wie Wildleder duftet, dazu ein winziges Quäntchen Wacholder. Sehr fein und mild. Insgesamt hat er die Klarheit, die hochwertigen 100%-Arabica-Mischungen generell zueigen ist.
Das bleibt auch bei den nächsten Schlucken.
Der Nachklang bleibt nicht lange prägnant.
Ein interessanter Espresso für Tage, die nach milder, entspannter Frűhherbstatmosphäre im Laubwald verlangen.
Tag drei, dritter Versuch: Comandante wieder zwei Klicks gröber gestellt (17), dafür 16g Bohnen. Es könnte etwas langsamer fließen.
In meiner Tasse befindet sich ein Konzentrat mit recht dicker, rehbrauner Crema, das kaum nach etwas duftet. Wenn ich den getrunken habe, kuck ich mir mal den Puck an.
Erster Schluck: Huh! Da schiebt sich Säure in den Vordergrund. Nicht beißend oder stechend – sondern mild aber dennoch deutlich. Weniger herb, erinnert mehr an Zwetschge als an Rhabarber. Ja, schokoladig. Aber irgendwie nicht so richtig rund. Hm.
Der Puck hat seitlich eine kleine Delle, vermutlich entstanden beim Siebträger-Eindrehen, die mich verschlagen angrinst. Na toll! Du hast mir den Espresso versaut, du gemeines Stück!
Okay … Der gilt nicht!
Morgen mehr.
Zum Glück war mein Nach-dem-Frűhstűck-Espresso heute früh richtig lecker …
Vierter Tag, vierter Versuch: 16g, BG-Temperatur >95ºC.
Kein Channeling diesmal. Durchfluss ok. Crema dick. Dennoch: Ich finde diesen Espresso ein wenig unrund. Die Säuren sind mir geschmacklich zu präsent, passen nur mäßig zum Schokoladenton des ‚Monaco‘. Mit 16g hat er mehr Körper – aber prägnanter und interessanter wird er dadurch nicht. Irgendwas fehlt in der Komposition. Etwas, was in die Breite geht, ein echtes Fundament bildet, von dem sich ein befriedigender, voller Nachklang abheben kann. Das Ledrige-Rehbratenartige ist dafür nicht geeignet. Das Herb-Fruchtige fűllt auch keinen Saal des Genusses. Das bisschen Sűße bleibt blass. Und die Schokoladennote geht mir zu sehr vor der Säure in die Knie, die zwar keinesfalls beißt – aber eben auch nicht schmeichelt. So, öfter werd ich den nun nicht mehr trinken.