Der „Villa Oriente“ ist eine der kapriziösesten Röstungen, die mir je untergekommen sind.
Die erste Packung habe ich vor Wochen von einem Mitglied meiner Espresso-Community, im Tausch gegen andere Bohnen, bekommen. Ein labberiges, vom Röster handbeschriftetes Papiertütchen, das über die Osterfeiertage im Post-Kosmos getrudelt hatte.
Der erste Bezug hat mich sehr begeistert. Danach erstmal keiner mehr. „Okay“ , dachte ich nach mehreren, weiteren, kläglichen Versuchen, „vielleicht haben die Bohnen in der fadenscheinigen Hülle und in der Osterwärme doch zu sehr gelitten. Ich bestell nochmal 250g – und dieses Mal, wie vom Röster angeboten, in der Unöko-Alutüte.“
Die zweite Charge schmeckte von Anfang an sehr anders als die erste. Nicht unbedingt besser.
Worauf ich das Päckchen erstmal in der Speisekammer hab ruhen lassen.
Bis gerade eben.
Dieses Mal habe ich nicht, wie bei den Malen davor, die Kinu, sondern die Apollo zum Mahlen gewählt. Sozusagen als Anti-Zauber, um den Bann zu brechen. Bohnen können ja starke Antipathien gegen Mühlen entwickeln, wenn diese sie zur Unzeit, mit der falschen Kante, links der Naht erwischen. Prinz Apollo verbeugte sich höflich und bat zum Tanz.
Und siehe da:
Madame Villa lüftete ihren Schleier. Und da trat er wieder in Erscheinung, der tolle, sehr eigene, leicht rauchig-karamellig-dunkelschokoladige, wirklich leckere Geschmack vom ersten Mal.
Puh! Manche Persönlichkeiten lassen sich wirklich bitten … Aber dann rauschen sie mit Pomp und Juwelen in der goldenen Kutsche herbei …