„Espresso Crema Napoli“ von VEE

Heute im Test: „Espresso Crema Napoli“ von der Rösterei VEE aus dem bayrischen Taufkirchen.

Die Rösterei VEE wurde sowohl 2014 als auch 2018 von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ empfohlen.

‚Vee‘, so habe ich gelesen, spreche man ‚Wie‘, wie das englische ‚V‘. Es stehe für ‚Victory‘, also ‚Sieg‘.
An anderer Stelle las ich, dass es Kusaya „Vee“ Tismer und ihr Mann Hans-Wolfram seien, zwei studierte Physiker, die die Rösterei seit 1999 betreiben.

Ich hatte jedenfalls damit zu kämpfen, die 250g-Tűte, die ich direkt im Rösterei-Vertrieb bestellt hatte, noch 2 Wochen liegen zu lassen, damit die offenbar ganz frisch gerösteten Bohnen Zeit zum Ausgasen und Nachreifen haben. Denn aus dem Aromaschutzventil entwichen feine Wölkchen des allerleckersten Kaffeearomas, das wohl je meine Nase erreicht hat! Meine Selbstbeherrschung hat dann letztlich űber den „Ich will Genuss! Jetzt! Sofort!“-Impuls gesiegt. Es war nicht leicht, kann ich euch sagen! Die warmen, betörenden Duftschwaden in meiner Wohnung, die neben Kaffee-Röstaromen ein bisschen was Armagnac-Artiges hatten, waren ein einziges, großes, lockendes Versprechen … ✌

Nach ein paar Tagen hat sich dieser Duft dann etwas verloren.

Auf der goldenen Packung steht, wie ihr auf dem Foto erkennen könnt, „Feinster Grand Cru-Kaffee – Gourmet-Kaffee aus selektiertem Anbaugebiet“.
Der Begriff ‚Grand Cru‘ kommt ursprünglich aus dem Weinanbau und heißt „große (Anbau-)Lage“. Er bezeichnet dort Weinanbaugebiete, in denen besonders edle Reben wachsen.
Soweit ich weiß, gibt es in der Kaffeebranche
keine verbindliche Regelung darüber, wie ein Grand Cru-Kaffee beschaffen sein muss. Dem Aufkleber auf der goldenen Verpackung ist zu entnehmen, dass die Espresso-Mischung Bourbon-/Blue Mountain-Arabica enthält. Und dann steht da noch „Superiore“, das italienische Wort für „herausragend“. Sowie „wuchtige Kaffees vom Indopazifik und aus Lateinamerika in perfekter Balance“. Auf der Website des Hauses Vee wird nichts űber die genaue Zusammensetzung geschrieben. Im Online-Shop von Roastmarket lese ich zu diesem Blend: „95%Arabica/5%Robusta“. Der „Espresso Crema Napoli“, lässt VEE wissen, sei eigens für die anspruchsvollste Art der Kaffeezubereitung, der des Espresso, kreiert worden.

Nach all diesen Superlativen (leider ohne wirklich genaue Angaben) und nach dem anfänglichen wunderbaren Duft, rechne ich mit großem sinnlichem Vergnügen beim Trinken. Und räume ein, dass der Espresso, der direkt nach dem „Marrone“ von Blasercafé von mir verkostet wird, es ein wenig schwerer haben könnte, höchstes Lob von mir zu bekommen.

Ok – nun der Test:
Die Bohnen duften beim Öffnen der Packung nach feinstem Haselnuss-Nougat. Dazu kommt eine winzige Spur herber Stumpfheit, ähnlich wie von grűner Bananenschale. Kein sonnig-sűffiger Armagnac mehr. Trotzdem lecker und besonders.

Schönes tiefdunkles Braun, keinerlei Bruch, verschiedene Bohnentypen und – größen.
12, 3g, den Mahlgrad lasse ich erstmal bei 15 Klicks, die noch vom Marrone eingestellt sind (also sehr fein!). Sattes, gleichmäßiges Mahlgefűhl ohne Krachen und Rumpeln. 12 Sekunden Präinfusion. 83,6ºC auf meinem BG-Thermometer zu Beginn des Bezugs. Ich muss ordentlich Pressdruck am Hebel aufbauen, nach den ersten Tropfen läuft es schön sämig. Allein der Anblick in der Tasse gefällt mir schon sehr. Bezugszeit 20 Sekunden. Dichte mittelblonde Crema.
Sehr angenehmer Duft, der etwas Dunkelschokoladig-Beeriges mit einem kleinen bisschen was Grűnem hat.
Ich bin wirklich neugierig auf’s Schmecken!

Da ist beim ersten Schluck sofort edle, tiefdunkle Schokolade. In diese webt sich reife, gelbe Stachelbeere samt zart-pelziger Beerenhaut. Dadurch fließt auf harmonische Weise eine Melange aus filigran-säuerlicher Sűße mit einer Nuance von etwas  Adstringierendem (Zusammenziehendem) in den dunklen, feinbitter-herben Schokoladenton. Das Adstringierende bremst sanft die Geschmeidigkeit im Mund. Es ist wie ein kleines Ausrufezeichen, das kurz wachsam innehalten lässt. Ein winziges, vorűbergehendes, samtiges, die Schleimhaut zusammenziehendes Reiben im oberen Gaumen, wie es z.B. vom Beißen auf – da ist sie wieder! – unreife Bananenschale ausgelöst wird (Nein, der Kaffee schmeckt NICHT nach unreifer Bananenschale! Es ist nur eine Note im Mundgefűhl!). Hinzu kommt, spätestens beim zweiten Hinschmecken, eine minimale, die Gesamtkomposition ausbalancierende, gut eingebundene Spur Salzigkeit.
All das bleibt im Abgang und lange darűberhinaus erhalten. Allem voran die tolle, schmelzende Bitterschokoladigkeit.

Insgesamt habe ich den „Espresso Crema Napoli“ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 6 mal, wie beim ersten Mal zubereitet, getrunken. Das oben Genannte hat sich jedes Mal bestätigt. Der sehr feine Mahlgrad und eine mittlere Brűhtemperatur bei (an der BG-Temperatur von 83,5ºC orientierten) 93-94ºC sind genau richtig, um diesen Bohnen das Beste zu entlocken.

Ein sehr herausragender, interessanter, edler und leckerer Espresso, der alle Geschmäcker gut ausgewogen in sich vereint. Ich kann ihn uneingeschränkt allen empfehlen, die wuchtige Schokoladigkeit mit viel zusätzlicher, individueller Aromenfűlle zu schätzen wissen!

„Marrone“ von Blasercafé

Einen wunderschönen Samstagmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio❣️

Frau Antje ist schockverliebt! 

Es ist ja so: Jeder gute, langsam geröstete Espresso aus hochwertigen Bohnen, die einigermaßen frisch sind, hat seine Reize. Aber manch einer trifft einfach VOLL meinen persönlichen Geschmack. In diesem Fall ein Espresso aus der Schweiz. 

Blasercafés „Marrone“ ist eine Komposition aus 70% Arabica und 30% Robusta-Bohnen. (Und zwar: Brasil Arabica natural, Honduras Arabica washed, India Arabica monsooned Malabar, India Arabica washed Plantation, India Robusta washed Parchment, Indonesia Robusta washed Java)

Die Blaser Café AG, mit Sitz in Bern, ist űbrigens unlängst vom Crema-Magazin zum „Schweizer Röster des Jahres 2019“ gekűrt worden. Zum Gesamtunternehmen gehört die Abteilung für Direkt-Import von Rohkaffee vom jeweiligen Erzeuger, die Blaser Trading AG. Rohkaffee-Import und Rösterei liegen hier sozusagen in einer Hand, was sicherlich ein großer Vorteil für die Qualität der gerösteten Bohnen ist, die schließlich in den Handel kommen. 

Ich habe diese Espressopackung bereits vor einer Woche aufgemacht und den „Marrone“ seither täglich mit gleichbleibender Wonne getrunken. Er ist mir heute, zum Zeitpunkt der offiziellen Verkostung, folglich nicht mehr ganz neu. Ich werde dennoch alles daran setzen, ihn mir sinnlich zu erschließen, als wäre es das erste Mal. 

Ich sehe: Satt und gleichmäßig dunkel geröstete Bohnen verschiedener Größen (logisch, da es sich ja um eine Bohnenmischung handelt). Null Bruch.

Sie duften verlockend nach richtig gutem, frischem Kaffee mit deutlicher Kakaonote. MHD 02/05/20 (Blasercafé gibt ab Röstdatum 12 Monate Mindesthaltbarkeit an!).

Der „Marrone“ braucht eine feine Mahlung, das habe ich inzwischen herausgefunden (Comandante mit RedClix-Tool: 15 Klicks). 12,3g Bohnen. Und er mag es nicht zu heiß. Auf meinem BG-Thermometer (damit habe ich die Temperaturstreifen ersetzt!) passe ich 82ºC ab, das dűrften ca. 10º mehr an tatsächlicher Brűhtemperatur sein: 92ºC, wie von Blasercafé empfohlen. Präinfusion 15 Sek., Bezugszeit 20 Sek. 

Bei so feiner Mahlung habe ich zu Beginn einiges zu drűcken – aber auf diese Weise erziele ich bei DIESEM Espresso die allerleckersten Resultate. Es läuft dickflűssig. Schöne, dichte, mittelblonde Crema. 

Schokoladig-herzöffnend-weicher betörender Duft.

Erster Schluck: Ein eleganter, gleichmäßiger, enorm cremig-samtiger Schmelz dunkler Spitzen-Schokolade. So schokoladig, dass sich in den heißen Espresso etwas Kűhl-Fließendes mischt, das mich an edlen, dunklen Schokoladen-Likör erinnert. Soviel zur Grundnote. Die Aromen-Mitte hat etwas von bestem Marzipan, von gerösteter Mandel. Sűß, einnehmend, die Brust wärmend. Und dann, weiter oben, eine fruchtig-sűße Ahnung von Apfelkompott mit Rosinen, was eine sehr zarte, geradezu anschmiegsame, perfekt sich einfűgende Säure mit sich bringt. 

Dem fűgen die weiteren Schlucke nichts hinzu und ziehen nichts ab. Der „Marrone“ kommt ohne Verzögerung, ist sofort voll da in seiner ganzen Pracht. 

Und er geht mit laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanger Nachklangs-Schleppe. So lang hab ich das nur beim ‚Barbera Mago‘ erlebt bisher. Noch eine Stunde später bin ich erfűllt vom Echo verfeinerter, bratapfeliger Dunkelschokoladigkeit in ihrer höchsten Perfektion! Unglaublich!


Somit bekommt dieser Espresso Frau Antjes höchste Auszeichnung verliehen: 

Das goldene Tässchen, „la tazzina d’oro“!

Espressolution

‚Espressolution‘ (Juliusstr. 12 im Schanzenviertel) ist ein kleines Ladengeschäft für Espresso aus Sűditalien (Saicaf, Passalacqua und Molinari). Außerdem kann man dort Bialetti-Herdkännchen kaufen und Zubehör dafür, und es gibt einen Kaffeeausschank, eine kleine Auswahl an italienischem Gebäck und Sűßigkeiten, frisch zubereiteten Toast und hausgemachtes Pesto Genovese. Der Laden wird inhabergefűhrt von Stefan Marvulli und Antonio Fiammingo, zwei Hamburgern mit apulischen Wurzeln.

Hier treffen sich v.a. Anwohner zum frűhen oder späten Frűhstűck oder zum Nachmittags-Kaffee und Berufstätige vor der Arbeit und in ihrer Mittagspause. Viel Stammkundschaft. Man steht zwischen Kartons, voll mit Kaffeebohnen in Kilopacks und gemahlenem Kaffee in Originaldosen, an einem der zwei langen Stehtische. Oder man sitzt bei gutem Wetter auf Stűhlen oder Treppenstufen vor der Tür.

Die Chefs in diesem Laden wissen, wie man guten Espresso macht – und sie stehen selber an der Espressomaschine.

Der „Miscela Oro“ von Saicaf (80% Arabica/20% Robusta) im Ausschank ist ein anständiger, aromatischer, wenig eigenwilliger Espresso. Nicht zu wuchtig, nicht zu mild. Nur mäßig schokoladig, dafür deutlich nussig. Dicht und einigermaßen cremig im Mundgefűhl. Zu vernachlässigende Säure, kaum Bitterstoffe. Langes, angenehm nussartiges, ganz leicht karamelliges Geschmacks-Echo. Einen ordentlichen Ristretto kriegen die beiden Männer problemlos hin. Und schon ist Frau Antje sehr zufrieden.

Im ‚Espressolution‘ gibt es also Espresso, der diesen Namen wirklich verdient, und der nicht nur in Milchgetränken zu ertragen ist.
An manchen Tagen ist er besonders rund, fast sämig und lecker. Gut genug ist er immer.

Top Adresse!

Kopiba

Kaffeerösterei und Café am Neuen Pferdemarkt in Hamburg .

Im Ausschank: ‚Vivace‘. 70% Arabica/ 30% Robusta. Ausgewiesen als „kräftig und wűrzig“. Gibt’s auch mit EG-Bio-Siegel. Zum Mitnehmen oder Online-Bestellen kosten 250g 6,50 €. Bio 6,90€.

Die Kellnerin stellt mir mit distanzierter Miene die Tasse hin.

Ein Blick auf das Getränk meldet mir: Der bestellte Ristretto ist eher als Lungo zu mir gekommen. Wobei ich befürchte, dass der normale Espresso noch länger geworden wäre …

Schnell dahinschwindende, blasse Crema. Das Ganze macht mir schon optisch einen deutlich unterextrahierten Eindruck.

Na gut – dann nipp ich mal daran: Sauer ist er nicht. Das finde ich schonmal gut.

Darüberhinaus kommt allerdings nicht mehr viel. Null Sämigkeit. Wenig Geschmackskörper.  Die evtl. in den Bohnen geborgene Aromenvielfalt geht in diesem Extraktionszustand in Labberigkeit unter. So gut wie keine Schokoladigkeit. Fad-nussiger Grundgeschmack. Eine wässrige Ahnung von dunklem Karamell. Ein Hauch Pappkarton-Flavour. Schal. Flach.

Immerhin ist er mir gut bekommen.

Schade, dass dem Personal eines Rösterei-Cafés nicht beigebracht wird, wie man aus den Bohnen des Hauses einen anständigen Espresso zubereitet. Ich vermute, der ‚Vivace‘ kann mehr. 

Divenkauf und Divenzubehör

Divenkauf:

Meine erste Diva habe ich bei Ebay ersteigert. Ich hatte Glűck: Sie war in einem sehr guten Zustand. 

Falls ihr űberlegt, euch eine gebrauchte La Pavoni Handhebelmaschine zu kaufen, vielleicht sogar eine alte, und wenn ihr sie nicht bei Ebay ersteigern und dann gegebenenfalls selbst dran rumfrickeln wollt, sondern eine sucht, die, mit Garantie, top űberarbeitet und sofort betriebsfertig ist – dann empfehle ich euch als gute Bezugsadresse den Max Haunstetter in München . Seine Firma heißt „max.macchina.a.leva“. Bei ihm habe ich meine kleine Diva (Bj. 1996) gekauft und bin total zufrieden damit. 

Meine Zubehörs-Liste:

1. Drei Zweiersiebe von Edesia – Anfang 2020 ersetzt durch IMS-Siebe von Strietmann (18g und 14g) inkl. IMS-Duschsiebe. Eine sehr lohnende Investition, wobei die Edesia-Siebe schon ein lohnendes Upgrade im Vergleich zu den Originalsieben waren. 

2. Tamper: JoeFrex (ø 49mm), druckverstellbar zwischen 8 und 20kg

 

3. Leveler von Scarlet (ø 49mm)

4. Einfülltrichter aus Alu (www.bplus.biz)

5. Eine aufgebogene Büroklammer bzw. ein selbstgebasteltes WDT (Weiss Distribution Tool) 

6. Temperaturstreifen für die Brühgruppe aus Taiwan (www.bplus.biz) – gibt’s so ähnlich auch bei www.pavoni-hamburg.de, der Preis kommt auf’s Gleiche raus,  trotz der hohen Shippingkosten von Taiwan nach Deutschland 

7. (ersetzt 6.) Heatsink (sieht aus wie eine mittelalterliche Halskrause, siehe Foto) mit digitalem Thermometer für die Brühgruppe – verhindert ein Überhitzen (gilt nur für La Pavoni Handhebelmaschinen, die vor der Jahrtausendwende gebaut wurden, die sogenannten „Premills“ = Premillenniums. Seit dem Jahr 2000 wird serienmäßig ein Überhitzungsschutz eingebaut.)

Das digitale Thermometer im Alurahmen wird mitgeliefert.

Ich habe den Heatsink eine Weile ausprobiert und dann wieder abgebaut. Er funktioniert – doch ohne gefällt mir die Diva besser. Und ich komme ohne ihn wunderbar klar. 

Bezugsquelle: Imsung Yoo in Süd-Korea (limamike03@gmail.com)
Kostet 120 USD + 40 USD Versandkosten

8. Ein Einer-Auslauf für den Siebträger

(Ich habe es bisher nicht geschafft, dass der Espresso gleichmäßig auf beiden Seiten des Doppelauslaufes herausfloss. Entweder es floss sehr ungleichmäßig, d.h. viel auf einer Seite, kaum was auf der anderen. Oder es floss űberhaupt nur auf einer Seite heraus. Daran hat auch eine Ausrichtung der Diva mithilfe von Wasserwaage und Unterlegmaterial nichts geändert.

Espressobezüge mit dem Doppelauslauf bleiben vorerst ein Projekt, das ich auf die lange Bank geschoben habe 🙂 )

Update: Seit einiger Zeit arbeite ich nur noch mit dem gerade geschnittenen (!) bodenlosen Siebträger, den ich von Max Haunstetter erstanden habe. Macht meinfach mehr Spaß, weil ich besser sehen kann, wie der Espresso herausläuft. 

9. Ein Sprűhfläschchen, mit dem ich die Bohnen etwas besprűhe, bevor ich sie mahle. Das sorgt dafür, dass die Műhle ziemlich sauber bleibt und nicht verklebt (was v.a. bei dunklen, öligen Espresso-Bohnen sonst schnell passiert.

10. Zuhause: Eine Espresso-Waage von Hario

Auf der Arbeit: Eine Műnz-Waage von Leuchtturm

11. Ein grűner Murano-Glas-Aschenbecher, der mir als Siebträgerhalter dient (der Einer-Auslauf kann ohne Stűtze nicht stehen! 

12. Eine abgeschnittene Plastikdose, in der ich die Bohnen abwiege. Update: Inzwischen benutze ich zum Abwiegen ein Shotglas. 

13. Die Kaffeeműhle! Señora Comandante, auch genannt „die rote Sonja“. Eine Handműhle, die es, was die Mahlergebnisse angeht, spielend mit  elektrischen Műhlen im mittleren Preissegment aufnimmt. Genauer gesagt: Ich hab zwei davon. Señora Comandante 1 und 2. Eine fűr zuhause  eine für die Arbeit.

Für Espresso ist das „RedClix-Tool“ wichtig. Damit sind Mahl-Zwischenschritte möglich, die der Feinabstimmung auf die jeweiligen Bohnen dienen. Ein Klick mehr oder weniger mit dem Red-Clix-Tool kann statt eines nur mäßig interessanten Espresso eine geschmackliche Offenbarung bewirken. Echt wahr!

14. Nach und nach haben zwei weitere Handmühlen bei mir Einzug gehalten: Eine BPlus Apollo und eine Kinu M47 Phoenix. Mehr dazu unter „Die Handmühlen“. 

 

„Caffè Espresso Linea Bar“ von Mondial

Heute im Test: „Caffè Espresso Linea Bar“ von Mondial. „Bio Organic“ steht auf der Packung. 90% Arabica-Anteil, MHD 6/21, liegt seit zwei Wochen bei mir. Über Holzfeuer geröstet im Hause Morettini (Torrefazione S. Francesco S. A. S.) in der Provinz von Perugia/Umbrien.

Auf der Website der Rösterei ist zu lesen, dass dort auch Getreidekaffee hergestellt wird. Die Kaffeezentrale bewirbt diesen Kaffee mit „besser geht nicht, nur anders“. Der Maßstab ist also hoch angesetzt. Ich erwarte einen besonders leckeren Espresso, etwas Herausragendes, keinen Durchschnitt. Möchte ich mich von diesen Erwartungen wirklich lenken lassen und von vorneherein daran messen? Nein! Ich werde mich ganz auf mein Sinneserleben konzentrieren. Hier und Jetzt. Alle Voreingenommenheit bitte zurücktreten!

Der Duft der Bohnen ist mild. Ganz zarte Noten von dunkler, jedoch nicht schwarzer Schokolade. Helle, reife Weintrauben. Ein Hauch noch nicht ganz reife Haselnuss.
Aussehen: Pekannussschalenbraun. Also nicht ganz dunkel. Vorerst null Bruch. Matt glänzend.

12,2g. 16 Klicks (Comandante mit RedClix-Tool). BG-Temperatur 92ºC (was nicht gleich Brűhtemperatur ist! Aber mein Referenzwert bei der Diva. Die Brűhtemperatur dűrfte einige Grad höher sein). Läuft gut, könnte evtl. noch einen Tick sämiger sein. Schöne, recht blonde Crema. 20 Sek. Bezugszeit.

Erster Schluck: Was ich sofort assoziiere, ist helle, reife Weintraube. Schokolade kommt in zweiter Reihe. Ich muss an diese De Beukelaer-Kekse meiner Kindheit denken: Oben runde, leicht sűße Keksplatte, unten dasselbe, in der Mitte Schokolade. Ausgesprochen mild das Ganze. Weich. Sehr zarte, perfekt eingebundene, fast etwas moussierend erscheinende Säure.
Der zweite, dritte, vierte Schluck bestätigen das.

Und dann der Nachklang: Wie ein Harfenkonzert im spätsommerlichen Weinberg bei milder Nachmittagssonne. Helle Weintraube, mitteldunkle Schokolade mit Keks … und in den Schlussakkorden űberraschend eine Ahnung von Marzipan, die sich mit dem Bisherigen vermengt. Ganz lang anhaltend. Schön.

Zweiter Versuch des Tages:

Gleiche Parameter bis auf den Mahlgrad, den habe ich einen Klick feiner gestellt, in der Hoffnung, dass diese Bohnen sich in der Tasse noch mit etwas mehr Körper zu zeigen vermögen.

Die Hauptwirkung zeigt sich im oberen Gaumen, sickert von dort sehr sanft durch die Kehle und in zwei weiteren Wirkbahnen beidseitig durch die Ohrenregion (im Ohr und hinter dem Ohr entlang) in den mittleren Brustbereich und die Brustkorbseiten. Von dort sinkt sie in den Oberbauch, sinkt mehr und mehr … , zentriert sich schlussendlich um’s Sonnengeflecht.

Geschmacklich verstärkt sich das Schokokeksige, der Espresso bekommt ein klein wenig mehr Wärme im Mund, die helle Weintraube huscht in die zweite Reihe, bleibt von dort aus jedoch prägend für die frűhherbstlich-mildsonnige Gesamtstimmung.

Erneut Anklänge von Marzipan im fortgeschrittenen Abgang.

Ich weiß, welchen meiner Gäste dieser Espresso richtig gut gefallen wird!

„Caffè Crema“ von Maria Sole/Caffè Cultura

(Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 6. Juni 2019 in der Fb-Gruppe „Espressospezialisten und Kaffeeliebhaber  veröffentlicht)

Einen wunderschönen Donnerstag-Urlaubsmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio❣️

Heute im Test: Der „Caffè Crema“ von Maria Sole. 80% Arabica/20 % Robusta „űber Holzfeuer geröstet“. Dass die Rösterei in Catania auf Sizilien exzellenten Espresso nach meinem Geschmack herstellen kann, hat vor Wochen bereits der „Linea Verde“ unter Beweis gestellt – der rangiert für mich ebenbürtig neben meinem Liebling, dem Mago (an manchen Tagen ziehe ich den Linea Verde tatsächlich vor, vor Allem, wenn es draußen sehr warm ist).

Nun also die orange Packung von Maria Sole. MHD 30/4/2021.

Toller, warmer, schokoladiger Duft beim Packung-Aufschneiden.

Die Bohnen sind dunkel, jedoch nicht ölig.

12,3g (meine Standardmenge für einen leichten Ristretto nach gezählten 20 Sekunden Durchlaufzeit).

Ich mahle sie beim ersten Versuch wie den „Linea Verde“ zuletzt (bei dieser Comandante mit RedClix-Tool sind das 17 Klicks).

Der Durchlauf ist etwas zu schnell. Schätzungsweise um einen Klick.

Zu Beginn der Blondphase ziehe ich die Tasse raus. Hätte ich länger laufen lassen, hätte ich natürlich mehr Crema bekommen – aber auf viel Crema kommt es mir nicht an. Dennoch: Die Crema ist auch so ordentlich.

Duft: Sűß. Schokoladig. Und erstaunlicherweise sehr fein und klar.

Auch der erste Schluck hat zu meiner Verwunderung eher die Klarheit einer 100% Arabica-Mischung. Vielleicht waren bei den 12,3g keine oder fast keine Robustabohnen dabei – kann ja passieren …

Feiner Geschmack. Bitterschokoladig, leicht süß-herb. Ein Hauch hell gerösteter Walnüsse. Eine winzige, ätherische Spur Akazienblűte. Sanft. Sehr wenig apfelminzige Säure. Walnussig-bitterschokoladig-sűß-herb und dabei klar im Nachklang. Ein Echo von beeindruckender, warmer Klarheit.

Mal abwarten, was ein etwas feinerer Mahlgrad noch an Körper bringt …

So, der zweite Versuch folgt auf dem Fuße – und dann geht’s ab auf die Kulturelle Landpartie https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kulturelle_Landpartie

Ein Klick feinerer Mahlgrad, ansonsten alle Parameter gleich. Ach ja, BG-Temperatur hatte ich vergessen, zu nennen: Geschätzte 92ºC (der Streifen war zwischen 90º und 95ºC bereits 3 Sek lang voll eingefärbt).

Geschmack: Voller. Die geröstete Walnuss tritt mehr in der Vordergrund. Etwas deutlichere und dennoch sehr gut eingebundene, fein-sűße Säure von Akazienhonig (ja, Honig hat Säure im Geschmacksprofil! ) und Apfelminze. Weiterhin Bitterschokoade – nunmehr mit einer Nuance dunklem Karamell. Weich im Mund. Langer Nachhall, dem alle Geschmackskomponenten erhalten bleiben. Ein toller Espresso – wenngleich er für mein Erleben nicht an den „Linea Verde“ heranreicht.

Dritter Versuch:          Weiterhin in seiner Klarheit nah an einem hochwertigen 100% Arabica! Trotz mehr Körper nach feinerem Mahlen …

Vierter Versuch: Ich finde den ja so hammer-lecker! Nein, er steht dem „Linea Verde“ in nichts nach. Ein Espresso, der mir immer wieder das Herz aufgehen lässt❣️

 

„Diamante Millesimato“ von Torrisi

(Dieser Beitrag wurde zuerst am 27. April 2019 in der Fb-Gruppe „Espressospezialisten und Kaffeeliebhaber“ veröffentlicht)

Torrisi diamante millesimato – erster Versuch. Mahlgrad muss feiner sein, der lief noch ein bisschen schnell durch. Aber es ist ein sehr leckerer, vollmundiger, aromenreicher Espresso, das kann ich jetzt schon sagen. Die Bohnen sind dunkel, aber nicht sehr dunkel geröstet (zum Vergleich: Der Mago ist deutlich dunkler). Toller Duft, als ich die Tűte geöffnet habe. Ein Hauch (!) Säure, angenehm. Schokoladig, doch er hat (bei diesem etwas zu groben Mahlgrad) weniger von der ganz hintergrűndigen Fruchtigkeit, die der Mago hat. Eher „butterkeksig“, falls euch das was sagt … Fortsetzung folgt

Zweiter Versuch: Mahlgrad 14 statt zuvor 16 (Comandante mit RedClix-Tool). BG-Temperatur (LP Professional) hat gerade 90ºerreicht. Deutlich körperreicher als beim ersten Mal. Der Hauch Säure ist fast völlig zurückgewichen. Statt butterkeksig schmeckt er nun ein wenig mehr zwiebackig oder eiswaffelig. Dabei ein bisschen pinienkernig vielleicht. Könnte für meinen Geschmack etwas bitter-schokoladiger sein. Wenn, dann erinnert er mich eher verhalten an Vollmichschokolade.
Ein wirklich guter, solider Espresso bis jetzt.
Beim nächsten Versuch werde ich mit der BG-Temperatur etwas hoch gehen. Ich vermute, dieser Espresso kann NOCH leckerer sein

Dritter Versuch: Mit etwa 95º bei gleichem Mahlgrad (14) kann der T. d. m. sogar bitterschokoladig

„Caffetteria“ von Salimbene

Einen schönen Samstagmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio!❣️

Heute teste ich eine 100%ige Arabica-Mischung: „Caffetteria“ von Salimbene aus Neapel.

Die 250g, die ich bestellt habe, kommen in einer stabilen Metallschraubdose, wie auch der „Superbar“ von Salimbene, den ich vor kurzem hier im Test hatte.

Tiefdunkle, ölige Bohnen in sehr verschiedenen Größen, die frisch und karamellig duften. Lecker !

Ich wiege meine Standardmenge für einen Single-Ristretto ab: 12,2/12,3g.

Mahlgrad 16 (mit MEINER Comandante mit RedClix-Tool zuhause. Bei meiner Comandante auf der Arbeit, ebenfalls mit RedClix-Tool, wäre es vermutlich Mahlgrad 22. Baugleiche Műhlen, sehr unterschiedliche Mahleinstellungen! Wer mit einer Comandante mahlt: Verlasst euch nicht auf meine Angaben!).

Also recht fein, wie es bisher für alle Arabica-Mischungen nötig war, um einen sämigen Ristretto hinzubekommen, wie ich es mag.

Brűhtemperatur … okay, glaubt es oder glaubt es nicht, aber ich hab die abgewogenen Bohnen angekuckt und beschnuppert und dann nochmal die gemahlenen – und dachte: 92ºC (bei den meisten Arabica-Mischungen bisher hab ich 95 oder 96ºC gebraucht, um ein optimales Ergebnis zu erzielen).

PI 12 Sekunden.

Läuft top!

Bezugszeit: 20 Sekunden.

Erstaunlich helle Crema für so dunkle Bohnen.

Duft: Klar, frisch, karamellig.

Umgerűhrt.

1. Schluck: Leicht. Klar. Mitteldunkles Karamell, hell geröstetes Weizen-Toastbrot, gaaaaaaaanz entfernt am Geschmacksfirmament eine Spur Nana-Minze und ein Hauch Orangenblűte. Mjammmmm.

2. Schluck: Ja, auch Bitterschokolade. Unaufdringlich und etwas versteckt hinter der Karamell-Grundnote.

Abgang: Zarte Karamell-Bitterschoko, der Hauch Minze hält sich, die Orangenblűte auch. Das Toastbrot war nur am Anfang mittenmang und hat sich nahezu dem Karamell untergeordnet. Eine Ahnung davon ist noch da.

Sehr langanhaltend.

Toller Espresso!

Dritter Versuch:                      Der schmeckt sogar mit leichtem Channeling! Alle oben beschriebenen Geschmacksnoten zeigen sich weiterhin – das Ganze nur eine Spur weniger sämig.

„Superbar“ von Salimbene

Guten Samstagmorgen allerseits aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio

Heute im Test:
Salimbene Superbar aus Bella Napoli. „Acht Kaffeesorten aus sieben Herkunftsländern: Brasilien, Honduras, El Salvador, Äthiopien, Indien, Indonesien und Uganda“ gibt es im Internet űber diese Mischung aus 80% Arabicabohnen und 20% gewaschenem Robusta zu lesen. 250g werden originalverpackt in einer Dose geliefert. Na dann … Find ich das jetzt gut? Solange ich noch Dosen gebrauchen kann, okay. Aber danach? …
MHD bis Ende 3/22. Prima!
Dunkel geröstete, ölige Bohnen in verschiedenen Größen und Formen. Was für ein Duft beim Dose-Aufmachen!
Ich entscheide mich beim ersten Versuch für Mahlgrad 16 Klicks (bei MEINER Comandante), also exakt zwischen dem Mahlgrad, den ich derzeit für den Mago nehme (17) und dem fűr Quarta Avio und Barocco, Passalacqua Harem und Torrisi Diamante Millesimato (15).
Beim Mahlen entfaltet sich der Duft der Bohnen in meiner Kűche warm, samtig und einhűllend! SO lecker schonmal!
Hinsichtlich BG-Temperatur (meiner La Pavoni Handhebelmaschine ohne PID aber mit Temperaturstreifen, falls jemandem das entgangen sein sollte) passe ich gerade eben 95º ab (der Mago wűrde hier schon anfangen, die Krise zu kriegen).
Läuft gut. Ich bin erstaunt űber die haselnuss-sahne-farbene Crema – so hell trotz so dunkler Bohnen!
(Beim nächsten Versuch nehm ich mal 15 Klicks)
Duft jetzt: Zart noisette.
Der erste Schluck: Hmmmm!
Wow, ist der fein, leicht und rund! Űberhaupt nicht wuchtig. Und dennoch voller Aromen.
Hat Noten von Haselnuss, Karamell, Lakritz, sűßer, vollreifer Birne, Butter. Auch Bitterschokolade, aber sehr im Hintergrund.
Nix Saures, das ist mir wichtig. Super!
Der Nachhall hat was von Karamell-Lakritz-Butterkeks. Lecker und lang anhaltend.
Gleich nach der ersten Tasse schon ein dickes Lob an Röstmeister Carlo Grenci

2. Versuch – alle Parameter gleich: 12,2 g, Mahlgrad 16, 95º, 20 sek … Ich find den klasse! Zickt űberhaupt nicht (bisher). Und ich finde ihn auch beim zweiten Mal alles andere als flach. Bin aber weiterhin gespannt darauf, wie er sich bei etwas feinerem Mahlgrad zeigen wird. Morgen dann …

3. Versuch, heute ein bisschen feiner gemahlen (15 Klicks statt 16) – und siehe da: Der Salimbene Superbar kann deutlich bitterschokoladiger sein! Dabei finde ich ihn weiterhin wunderbar aromenreich: Vollreife Birne, Karamell, Lakritz, Butter, Haselnuss – alles noch da! Dabei durchaus sűß. Das Karamell-Lakritzig-Butterkeksige im Nachgeschmack hat sich ein wenig mehr dem Lakritzigen zugeneigt und ebenfalls Schoko dazugewonnen. Noch mehr meins!