Heute im Test: „Caffè Espresso Linea Bar“ von Mondial. „Bio Organic“ steht auf der Packung. 90% Arabica-Anteil, MHD 6/21, liegt seit zwei Wochen bei mir. Über Holzfeuer geröstet im Hause Morettini (Torrefazione S. Francesco S. A. S.) in der Provinz von Perugia/Umbrien.
Auf der Website der Rösterei ist zu lesen, dass dort auch Getreidekaffee hergestellt wird. Die Kaffeezentrale bewirbt diesen Kaffee mit „besser geht nicht, nur anders“. Der Maßstab ist also hoch angesetzt. Ich erwarte einen besonders leckeren Espresso, etwas Herausragendes, keinen Durchschnitt. Möchte ich mich von diesen Erwartungen wirklich lenken lassen und von vorneherein daran messen? Nein! Ich werde mich ganz auf mein Sinneserleben konzentrieren. Hier und Jetzt. Alle Voreingenommenheit bitte zurücktreten!
Der Duft der Bohnen ist mild. Ganz zarte Noten von dunkler, jedoch nicht schwarzer Schokolade. Helle, reife Weintrauben. Ein Hauch noch nicht ganz reife Haselnuss.
Aussehen: Pekannussschalenbraun. Also nicht ganz dunkel. Vorerst null Bruch. Matt glänzend.
12,2g. 16 Klicks (Comandante mit RedClix-Tool). BG-Temperatur 92ºC (was nicht gleich Brűhtemperatur ist! Aber mein Referenzwert bei der Diva. Die Brűhtemperatur dűrfte einige Grad höher sein). Läuft gut, könnte evtl. noch einen Tick sämiger sein. Schöne, recht blonde Crema. 20 Sek. Bezugszeit.
Erster Schluck: Was ich sofort assoziiere, ist helle, reife Weintraube. Schokolade kommt in zweiter Reihe. Ich muss an diese De Beukelaer-Kekse meiner Kindheit denken: Oben runde, leicht sűße Keksplatte, unten dasselbe, in der Mitte Schokolade. Ausgesprochen mild das Ganze. Weich. Sehr zarte, perfekt eingebundene, fast etwas moussierend erscheinende Säure.
Der zweite, dritte, vierte Schluck bestätigen das.
Und dann der Nachklang: Wie ein Harfenkonzert im spätsommerlichen Weinberg bei milder Nachmittagssonne. Helle Weintraube, mitteldunkle Schokolade mit Keks … und in den Schlussakkorden űberraschend eine Ahnung von Marzipan, die sich mit dem Bisherigen vermengt. Ganz lang anhaltend. Schön.
Zweiter Versuch des Tages:
Gleiche Parameter bis auf den Mahlgrad, den habe ich einen Klick feiner gestellt, in der Hoffnung, dass diese Bohnen sich in der Tasse noch mit etwas mehr Körper zu zeigen vermögen.
Die Hauptwirkung zeigt sich im oberen Gaumen, sickert von dort sehr sanft durch die Kehle und in zwei weiteren Wirkbahnen beidseitig durch die Ohrenregion (im Ohr und hinter dem Ohr entlang) in den mittleren Brustbereich und die Brustkorbseiten. Von dort sinkt sie in den Oberbauch, sinkt mehr und mehr … , zentriert sich schlussendlich um’s Sonnengeflecht.
Geschmacklich verstärkt sich das Schokokeksige, der Espresso bekommt ein klein wenig mehr Wärme im Mund, die helle Weintraube huscht in die zweite Reihe, bleibt von dort aus jedoch prägend für die frűhherbstlich-mildsonnige Gesamtstimmung.
Erneut Anklänge von Marzipan im fortgeschrittenen Abgang.
Ich weiß, welchen meiner Gäste dieser Espresso richtig gut gefallen wird!