Heute möchte ich euch eine sehr leckere, dunkle Mischung (55% Arabica/45% Robusta) von der Rösterei „Kaffee-Engel“ in Düsseldorf vorstellen:
Die „Edition Platin“.
Es sei angemerkt, dass ich diese Bohnen nicht, wie ich das sonst grundsätzlich tu, selbst gekauft habe. Ihr wisst: Ich nehme keine Gratis-Bohnen von Röstereien oder Kaffeevertrieben an. Doch diese hat mir ein Freund geschenkt, der sie wiederum selbst gekauft hat. Das lass ich mal gelten …
Die Bohnen sind matt-dunkel und haben die Farbe von geöltem Wengeholz.
Warm-röstiger Duft, sehr verlockend.
15,2g, mit eher gröberem Espresso-Mahlgrad gemahlen, 94ºC, Bezug tröpfelt im ersten Drittel und läuft dann in vorbildlich gebündeltem Sirupfluss in die Tasse. Bei ca. 2 1/2 Schluck out, noch vor der Blondingphase (spätestens beim allerersten Anzeichen von Blonding!), stoppe ich den Bezug.
Seriöser, dunkelkaramelliger Antritt, gefolgt von kräftigen, eher unverspielten, herb-weichen Schokoaromen, die mich an guten Forastero-Kakao erinnern. Dann ist da ein feines Zestchen Mandarinenschale mit einem winzigen, warmen, süß-fruchtigen Tropfen Mandarinensaft anbei. Eine zarte, kaum wahrnehmbare Säure-Sternschnuppe, huscht für einen Sekundenbruchteil über das Firmament.
Im nächsten Moment stellt mein sensorischer Spürsinn die Ohren auf. Hey, was ist das?! Etwas Pilziges, ganz leicht Pfeffriges, präsentiert sich auf meiner Zungenspitze und verliert sich alsbald wieder nach hinten Richtung Zungengrund. Eine unerwartete Note, die mich unweigerlich an Pfeffermilchling denken lässt.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Langstieliger_Pfeffer-Milchling
Als Kinder haben wir gerne mit einer Fingerspitze in die scharfe Milch dieser Täublingsart gestippt und vorsichtig an dem Tropfen geleckt.
Wohlgemerkt: Der Pfeffermilchling ist ungiftig, gilt in unseren Breitengraden jedoch, wegen seiner brennenden Schärfe, als ungenießbar. Wohldosiert einem Mischpilz-Gericht beigegeben, kann er allerdings durchaus für einen zart-spitzen, wachmachenden geschmacklichen Pfiff sorgen.
So ähnlich ist das mit der pilzigen Schärfe in der ‚Edition Platin‘. Sie stört überhaupt nicht, im Gegenteil. Stellt euch bitte keine explizite Schärfe vor, sondern so etwas wie ein flüchtiges, winziges Aufflackern von Pfeffrigkeit. Diese gibt der insgesamt warmen, weichen Mischung eine avantgardistische, sehr kurz aufleuchtende, grell pointierte Überraschungskomponente, die mir ausnehmend gut gefällt.
Der ‚Platin‘ überzeugt des Weiteren mit schönem, geschmeidig-sämigem Körper und samtiger Crema.
Im Abgang ist er sehr angenehm dunkelschoko-warm, rund und langanhaltend.
Chapeau an die Kaffee-Engel nach Düsseldorf!
Hätte ich eine Tazzina d’Argento zu vergeben: Sie wäre hier wohlverdient! (Eigentlich eine gute Idee!)