Die HG 1

 

Für alle, die das Teil zum ersten Mal zu Gesicht bekommen und sich fragen, um was es sich wohl handelt: Nein, es ist KEIN Schleifstein,

sondern eine handbetriebene Espressomühle. Genau genommen handelt es sich um eine handbetriebene Stand-Espressomühle für zuhause – im Gegensatz zu mobilen Handmühlen, die, auch wenn viele Kaffee-Enthusiasten sie zuhause für Single-Dosing verwenden, ursprünglich eher für Reisen und Outdoor-Freizeit konzipiert wurden.

Die HG1 ist eine Design Klassikerin und die Grande Dame der sehr hochwertigen, handbetriebenen Stand-Kaffeemühlen. Im Internet sind Sätze zu lesen wie: „Die HG one ist nicht einfach nur irgendeine Handmühle. Sie ist DIE Handmühle“.

Nun gibt es natürlich noch ein paar mehr sehr sehr tolle Handmühlen und einige wenige andere supertolle Stand-Handmühlen für Kaffeebohnen. An der HG1 jedoch messen sich nach wie vor alle High End-Stand-Hand-Kaffeemühlen (was für ein Bandwurm-Wort!), die nach ihr gebaut wurden. Mir fallen da aus dem Stegreif die Kinu M68 (68mm konisches Mahlwerk), die Malwani Livi (83mm konisches Mahlwerk) und die MG1 von Mahlgut (68mm konisches Mahlwerk) ein. Wahrscheinlich gibt es mehr als diese. Jede der eben von mir genannten Mühlen habe ich vor dem Kauf ernsthaft in Erwägung gezogen, wobei die MG1 mittlerweile gar nicht mehr produziert wird und nur noch gebraucht erhältlich ist.

Alle vier Mühlen liegen bzw. lagen preislich bei um die 1000 Euro (Stand Herbst 2020), gelten als technisch ausgereift und hochwertig – und garantieren tolles Mahlgut.

Bei der HG1, der einzigen der genannten Mühlen, die nicht in Deutschland gebaut wird, kommt noch einiges Geld für Versand, Steuern und Zollgebühren dazu.

Letztlich habe ich mich aus reiner Leidenschaft für die HG1 entschieden, obwohl sie sicherlich diejenige Kandidatin ist, die am meisten Muskeleinsatz von ihrem Menschen verlangt. 

Warum? Weil ihr ausladendes, konisches 83mm-Mahlwerk nicht, wie das der Malwani Livi, dreifach übersetzt ist, sondern direkt gewuchtet werden muss. Die 68er Mahlwerke der anderen beiden Mühlen sind, aufgrund ihrer geringeren Größe, sowieso leichter zu bewegen.

Aber für mich ist die HG1 nun mal die Mühle mit der ansprechendsten Persönlichkeit und Optik. Wo die Liebe eben hinfällt … Frau Antjes Home-Fitness-Studio ist dadurch um ein effektives Gerät erweitert worden.

Wer sich für die HG1 interessiert und rumstöbert, wird im Internet auf zwei Adressen stoßen, wo diese verkauft wird:

Die von ‚Craig Lyn Design Studio‘ und die von ‚Weber Workshops‘.

Ich fand das zunächst ein bisschen verwirrend und habe recherchiert.

Folgendes hat es mit den beiden Adressen auf sich:

Die Erfinder und ursprünglichen Konstrukteure der HG1 sind Craig Lyn (der zuvor für die Spezialeffekte-Firma ‚Industrial Light + Magic‘ in der Filmindustrie tätig war) und Paul Nahhas (zuvor klassischer Violinist an der San Francisco Opera). Zusammen gründeten sie im Jahre 2012 eine Firma, die so hieß, wie ihr Produkt: HG1. Paul Nahhas verkaufte allerdings recht bald seine Firmenanteile wieder an Craig Lyn, welcher sich ein Jahr später geschäftlich mit dem Apple-Designer Doug Weber zusammentat. Fortan nannte sich die Firma eine Zeit lang Lyn-Weber-Workshops. Inzwischen sind Lyn und Weber keine Geschäftspartner mehr und die HG1 ist sowohl über das ‚Craig Lyn Design Studio‘ (ansässig in den USA) als auch über ‚Weber Workshops‘ (ansässig in Japan) erhältlich.

Die Mühlen, die Craig Lyn herstellt und verkauft, haben als Seele das Mahlwerk, das auch in der großen, elektrisch betriebenen, wesentlich teureren Gastro-Mühle ‚Mazzer Robur‘ verwendet wird.

Die Mahlwerke in den HG Ones von Weber Workshops werden ebenfalls als denen der Mazzer Robur gleich beworben (was von einem Käufer im Internet angezweifelt wird) und obendrein mit einer lebensmittelechten, sogenannten TiN-Beschichtung versehen, die eine längere Lebensdauer garantieren soll.

Ich gehe davon aus, dass sowohl Craig Lyn als auch Doug Weber Top Qualität verkaufen. Der Preis ist der gleiche. Meine Mühle habe ich bei Craig Lyn bestellt. Bei zwei bis drei Espressi am Tag dürfte das reguläre, ungepimpte Mazzer-Mahlwerk mich überleben. Und wenn nicht, lass ich mir mit 107 oder so halt ein neues schicken …

Außerdem ist das TiN-Coating von Weber Workshops wohl eher bei helleren Röstungen nötig, weil die Bohnen viel härter sind. Sowas kommt Frau Antje ja eh nicht in die Mühle.

Und die Shippinggebühren aus Kalifornien sind geringer als die aus Asien.

Bis das gute Stück dann endlich da war, hat es ein Weilchen gedauert. Schuld war der Zoll. Aus irgendeinem Grund pendelte Gräfin Mahlzahn zweimal zwischen Deutschland und Kalifornien hin und her, wenn das stimmte, was die Zoll-Status-Updates mir kund taten.

Irgendwann zog sie schließlich doch noch bei mir ein.

Für die, die sich bereits eine HG1 zugelegt haben und sich mit dem englischen Text der Bedienungsanleitung schwer tun, habe ich hier zusammengefasst, wie die HG1 eingestellt wird (Keine Sorge, es klingt tüdeliger als es ist!):

1 (orange) = Verschlussring

2 (türkis) = Mahlwerkkragen

3 (magenta) = Mahlwerk

Den Verschluss-Ring – 1 – (das runde Alu-Ding, wo die Zahlen drauf sind) anheben, bis die Stiftchen auf dem Mahlwerk-Kragen – 2 – zu sehen sind und ganz frei liegen.

Den Verschlussring mit einer Hand angehoben halten. Währenddessen das darunter befindliche Mahlwerk – 3 – (das sehr wichtige Ding, das beweglich innerhalb dessen Mahlwerk-Kragens mit den Stiftchen liegt) im Uhrzeigersinn komplett schließen. D.h. drehen, bis die inneren und die äußeren Mahlzähne sich berühren. Hier befindet sich der Nullpunkt. Von diesem Nullpunkt ausgehend wird das Mahlwerk nun 1 1/4 ganze Umdrehungen (360º +90º) gegen den Uhrzeigersinn bewegt. An dieser Stelle angekommen, kann wahlweise entweder die Null (0) oder die 3 oder die 6 oder die 9 auf dem Verschlussring über den Punkt (•) gesetzt werden. Das ist tatsächlich frei wählbar! Was du dir ausgesucht hast, ist dann dein persönlicher Referenzwert.

Ich habe die 9 gewählt. Über dem • befindet sich bei meiner Mühle also der Mahlgrad 9’0“. Von hier ausgehend liegt das Spektrum, innerhalb dessen ich meine dunklen Bohnen für einen Espresso-Singleshot mahle, zwischen ca. 5’0 und 6’2.

Der Mahlgrad 6’0 auf meiner (!) HG1 entspricht dem Mahlgrad 8’0 auf meiner Apollo.

Zum Lieferumfang der HG1 gehört etwas, was mich sehr begeistert: Ein sogenannter ‚Blind Tumbler‘.

Ein geniales Werkzeug, wie ich finde!

Das Kaffeemehl fällt durch den magnetisch unter dem Mahlwerk angebrachten Trichter in den Blind Tumbler hinein. In diesem rühre ich das Mahlgut ein paarmal mit einem Essstäbchen um (es sollte nichts dünneres sein, damit es nicht zur unerwünschten Redistribution des Mahlgutes kommt), was dafür sorgt, dass die Kaffeemehl-Partikel sich gleichmäßig verteilen und das Mahlgutvolumen sich entflufft. Dann setze ich den Tumbler auf mein vorgewärmtes Sieb, hebe den Verschlusspfropfen an und schlage diesen ein paarmal wie ein Glöckchen gegen die Innenseite des Tumblers. Dieser Glöckchen-Sound gehört mittlerweile zu meinem Espresso-Zubereitungsritual!

Mit dem Tumbler noch auf dem Sieb klopfe ich das Ganze ein paarmal von oben nach unten senkrecht auf die Tischplatte, so dass das Mahlgut im Sieb schön zusammensackt, anstatt sich über dessen Rand hinauszuwölben.

Ich entferne den Trichter des Tumblers, levele gegebenenfalls, tampe, setze das präparierte Sieb in den warmen Siebträger – und spanne den Siebtrager fertig zum Bezug ein.

Da nicht alle Espressomaschinen mit den gleichen Siebdurchmessern arbeiten, ist der Blind Tumbler sinnvollerweise an der Unterseite, wo er auf das Sieb (oder direkt auf den Siebträger) gesetzt wird, mit unterschiedlich großen Halte-Rillen versehen, so dass er auf jede Siebgröße passt.

Frau Antjes Troubleshooting:

Trouble? Ja, gab es. Die Mühle wackelte und kippelte beim Kurbeln auf ihrem Fuß herum und ich war genervt. Nach ein paar Wochen des Tanzens mit ihr war ich das Gewackele leid. Ich sah ein, dass es mehr Körperkraft braucht, als mir zur Verfügung steht, um die Mühle beim Mahlen stabil auf der Tischplatte zu halten. Also nahm ich Maß, wandte mich an einen benachbarten Schlosser und ließ der Gräfin eine 12 kg schwere Stahlplatte unter den Fuß schrauben. Und zwar so, dass ich sie jederzeit abschrauben kann.

Seither ist die Zusammenarbeit zwischen uns beiden eine reine Freude.

Und nun zum Wichtigsten, dem Mahlgut:

Im direkten Vergleich zu meiner anderen Lieblings-Handmühle für zuhause, der Apollo von BPlus, kann ich folgendes sagen:

Die HG1 bringt geschmacklich eindeutig mehr Klarheit. Bei gleichem Mahlgrad (Fingerspitzen- und Lupen-Test) hat das Mahlgut der HG1 etwas von einem mit Sternen übersäten Himmel über einem Nachtlager hoch in den Bergen im August. Ich sitze mit dem Schlafsack um die Schultern auf der Isomatte und trinke tiefdunklen, heißen, edlen Kakao, während es um mich herum Sternschnuppen regnet.

Das Apollo-Mahlgut ist qualitativ keineswegs schlechter – aber anders: Hier trinke ich den Kakao eher drinnen am prasselnden Kamin. Der Raum um mich herum ist enger, die Aromen sind dichter gebündelt und funkeln weniger. Der Körper des mit der Apollo gemahlenen Espresso ist schwerer, behäbiger, lulliger und voller, während der Körper des Espresso aus dem HG1-Mahlgut leichter, tänzelnder, weiter und schwingender ist, durchwoben von deutlich mehr Obertönen.

Beides hat seine Reize. Wer Schokolade, Schokolade und immer nur Schokolade will und warmes, gemächliches, süßetrunkenes Strömen dabei, wird mit der Apollo eventuell sogar die bessere Wahl treffen. Die Apollo betont die wuchtigeren, dichteren Kernaromen von Kakao. Ich spreche dabei von Tendenzen und Nuancen! Wie gesagt: Die Apollo ist meine zweite Lieblingsmühle, wenn es nicht ums Reisen geht (dafür ist sie zu schwer) …

Wem es mehr um den unendlichen, atemberaubenden Aromenkosmos geht, um das Klingen und Summen und Glitzern und Aufleuchten der Aromen im ganzen Körper, wird von den Mahlkünsten der HG1 hin und weg sein. Was im übrigen nicht heißt, dass das Schokoladige vor lauter Sternennacht in Vergessenheit geriete. Die Schokoladigkeit zeigt sich durchaus, wenn die Bohnen diese mit sich bringen – und zwar in all ihrem vielhundertfältigen, ausdrucksstarken Aromenreichtum, den richtig guter Kakao nun mal haben kann. Edler Kakao birgt nicht nur wuchtige, schwere, süße Noten in sich, sondern oft eine ganze, himmelfüllende Aromen-Symphonie. Was erst recht für guten, tiefdunkel gerösteten Espresso gilt! 

Fazit:

Frau Antje hat beide Daumen oben. Die HG 1 ist eine Anschaffung, die sich lohnt. Natürlich nur für Handkurbel-Freaks, die nicht darauf aus sind, 18g Kaffeebohnen per Tastendruck in 0,7 Nanosekunden staubfein zu bekommen.

Zum Schluss noch ein paar Maße:

Tiefe: 27 cm

Höhe: 67 cm

Breite: 23 cm

Gewicht: 11.5 kg

 

 

3 Top-Handespressomühlen – Der Vergleich

Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio ist mühlenmäßig ausgestattet mit:

  1. einer Comandante C40 Nitro Blade mit RedClix-Tool,
  2. einem BPlus Apollo Handgrinder und
  3. einer Kinu M47 Phoenix.

Diese drei tollen Handmühlen möchte ich heute miteinander vergleichen. 

Vom Mahlgut her nehmen die drei Mühlen sich nichts – das ist bei allen nicht nur absolut siebträgertauglich, sondern wirklich Spitzenklasse. Um solch eine Mahlgut-Qualität zu erreichen, bräuchte man schon eine elektrische Mühle, die sehr viel teurer ist! Zum Beispiel wurde mir von mehreren Leuten, die eine der drei Handmühlen, sowie eine Niche besitzen, auf meine Nachfrage hin berichtet, dass das Mahlgut der Handmühlen absolut gleichwertig mit dem der viel teureren Niche sei. 

Hochwertige Handmühlen haben folgende Vorteile:

  1. Null Totraum
  2. Sie machen keinen Krach
  3. Es sind Single-Dosing-Mühlen und somit gut geeignet für Menschen, die gerne zwischen mehreren Kaffeesorten wechseln.
  4. Super-homogenes Mahlgut
  5. Strom-unabhängig
  6. Platzsparend
  7. Reisetauglich
  8. Meditativ
  9. Entschleunigend

Ansonsten gibt es zwischen den drei Scharfschnitterinnen ein paar Unterschiede bezgl. Gewicht, Haptik, erforderlicher Muskelkraft, Mahlgeschwindigkeit – und natürlich Aussehen. 

Die Apollo (ganz rechts im Bild) ist die schnellste der drei, aber mensch muss bei ihr am meisten Muskelkraft aufwenden. Ihre schnellere Mahlgeschwindigkeit kommt dadurch zustande, dass die Bohnen, im Gegensatz zur Kinu, stufenlos ins Mahlwerk fallen und dadurch anders gegriffen werden. Es werden mehr Bohnen gleichzeitig gemahlen als bei den anderen beiden Mühlen.  

Die Apollo ist außerdem die schwerste der drei vorgestellten Mühlen.

Auch bei der Comandante (in der Mitte) fallen die Bohnen stufenlos ins Mahlwerk. Allerdings verjüngt sich der Innenraum der Mühle zum Mahlwerk hin deutlich und der Durchmesser des Mahlkegels ist wesentlich kleiner als bei der Apollo. Verglichen mit der Apollo, hat das Mahlwerk der Comandante einen 9mm kleineren Durchmesser. Dadurch mahlt sie wesentlich langsamer als ihre Schwester aus Taiwan. 

Comandante und Phönix sind ungefähr gleich schwer und ähnlich leichtgängig. 

Die Phönix (links im Gruppenbild und im Foto direkt hier drunter) liegt von der Mahlgeschwindigkeit ungefähr zwischen Comandante und Apollo.

Vielleicht ein bisschen mehr Richtung Comandante. Bei der Phönix ist (siehe Foto direkt hier drüber) eine kleine Stufe zwischen Säulen-Innenvolumen und Mahlwerk vorhanden. 

Und die Comandante (meine ist knallrot!) finde ich von allen Spitzen-Handmühlen, die ich kenne, am hübschesten. 

Außerdem fühlt sie sich durch die Holz-Ummantelung wärmer an, als die Metall-Gehäuse der anderen beiden Mühlen.

Die Apollo hat, um das Edelstahl-Innere herum, einen Aluminium-Mantel, der, von der Form her, einer römischen Säule nachempfunden wurde. Der Chef von BPlus und Konstrukteur und Hersteller der Apollo, Arthur Yang (Taiwan), ist ein großer Fan der La Pavoni Handhebelmaschinen. Deswegen befindet sich ein Pavoni-Emblem auf der Apollo-Kurbel, und die römische Säulenform der Apollo ist ist als Widmung an Italien gedacht, weil die Pavoni daher stammt. 

Die Kinu M47 Phoenix hat einen Körper, der vollständig aus Edelstahl ist. Ihr Einfüll-Trichter und der Mahlgut-Auffang-Behälter sind aus ABS-Kunststoff. 

Was für mich bei der Comandante zu einem kleinen Punktabzug führt, ist, dass sie erst dann wirklich espresso-tauglich wird, wenn man noch eine andere Achse für über 40€ kauft und einbaut: Das sogenannte RedClix-Tool. Das lohnt sich sehr! Es handelt sich um ein Gewinde mit doppelt so vielen Mahlgrad-Abstufungen wie das Original-Gewinde, was deswegen Sinn macht, weil der Mahlgrad, der das köstlichste Geschmacks-Erlebnis hervorbringt, häufig zwischen zwei Original-Mahlgrad-Einstellungen liegt. Außerdem ist die Mahlgrad-Einstellung bei der Comandante, ob mit oder ohne RedClix-Tool, ein etwas umständliches Unterfangen: Das Einstell-Drehkreuz liegt an der Unterseite der Mühle, unter dem Mahlwerk.

Man muss, um daran zu gelangen, das Auffang-Glas abschrauben. Der Nullpunkt ist dort, wo, beim Schließen des Mahlwerkes (= Bewegen des Drehkreuzes im Uhrzeigersinn), die Kurbel gerade eben stehen bleibt (also nicht mehr beweglich ist). Die einzelnen Mahlgrade werden, von diesem Nullpunkt aus, in „Klicks“ bemessen. Ein bisschen nervig finde ich, dass man sich die Anzahl der Klicks merken, oder irgendwo notieren muss. Denn es gibt bei der Comandante, im Gegensatz zu ihren beiden Mahl-Schwestern, keine Skala, auf der diese abzulesen wären.

Bei der Apollo, wie auch bei der Kinu M47 Phoenix, liegt die Mahlgrad-Einstellung gut erreichbar oben, unterhalb der Kurbel.

 

Den Nullpunkt bei der Apollo findet man folgendermaßen:

Man dreht das Einstell-Rädchen im Uhrzeigersinn bis dorthin, wo es nicht mehr weiter geht.

Bei meiner Apollo ist das bei der Zahl – (minus) 9 Minuten und 1 Sekunde.

Gelesen: – 9’1“.Von dort aus drehe ich genau 9 Minuten (jeweils à 5 Sekunden) entgegen des Uhrzeigersinnes. Ich lande mit meiner Apollo bei 8’1“. Um diesen Punkt herum sind die Espresso-Mahlgrade zu finden – je nach verwendeter Grammzahl, Bohnensorte und Witterung mal feiner, mal gröber.

Die Kinu M47 Phoenix muss auf keinen Nullpunkt geeicht werden. Sie ist sofort einstell-bereit, nachdem die Kurbel aus der Verpackung genommen und eingesetzt wurde. Für die Mahlgrad-Einstellung dreht man die Konterschraube ca. 2 Umdrehungen weit gegen den Uhrzeigersinn heraus. Dann bewegt man das Einstell-Rädchen bis zur gewünschten Markierung, und dreht die Konterschraube wieder zu.

Die Kinu M47 Phoenix besitzt, als einzige der drei, eine Stufenlos-Mahlverstellung. Ihr Feingewinde hat 50 Unterteilungs-Markierungen von jeweils 0,01mm, die aber nur der Orientierung dienen – es rastet nichts ein.

Für meine Espresso-Bohnen-Menge von ca.13,5-14,5g pro Tasse nehme ich in der Regel Mahlgrade zwischen 2 ganzen Umdrehungen plus 7 Minuten und 2 Sekunden bis 8 Minuten und 3 Sekunden. Gelesen: z.B. 2’7“3“‘.

Gewichte der Mühlen:
(selbst gewogen)

  • Comandante: 631g (mit einem Gummiring zum besseren Greifen)
  • Apollo: 1023g (mit zwei Gummi-Ringen zum besseren Greifen, ohne Abdeckring)
  • Kinu M47 Phoenix: 717g (mit einem Gummiring zum besseren Greifen)

Mahlscheiben (Kegel-Mahlwerke) :

  • Comandante:  39 mm
  • Apollo: 48mm
  • Kinu M47 Ph.:  47mm

Die Mahlwerke sind alle drei super-präzise geschliffen aus gehärtetem, jeweils patentiertem Spezial-Edelstahl. Das nennt sich bei der Comandante „Nitro Blade“, bei der Apollo „High Precision CNC“ und bei der Kinu „63 HRC-Stahl mit Black Fusion Behandlung“. Alle drei produzieren, wie bereits gesagt, hervorragendes, sehr homogenes Mahlgut. 

Der Support für die Comandante und für die Apollo ist jeweils echt großartig. Arthur Yang, für die Apollo, hat mich bereits einmal, per Facebook Messenger, freundlich und lang und breit durch einen Auseinanderbau und eine Wiederzusammensetzung der Mühle gecoacht, weil ich die Bohnen zu sehr bespritzt hatte vor dem Mahlen, so dass das Mahlwerk verklebt war. (2 kurze Sprühstöße reichen! )

Und bei meiner Comandante war der Magnet für die Kurbel rausgefallen, woraufhin ich sofort eine neue Kurbel plus zwei Päckchen Kaffee von Supremo bekommen habe.

Für die Kinu musste ich noch keinen Kundendienst in Anspruch nehmen  insofern kann ich da noch nicht mit persönlichen Erfahrungen aufwarten. Ich habe allerdings gehört, dass er gut sein soll.

Welches ist nun meine persönliche Lieblings-Mühle? 

Es fällt mir wirklich schwer, mich zu entscheiden. Sie haben alle drei ihre Vorzüge.

Die Comandante ist meine Reise-Mühle, da sie die kleinste und leichteste ist.

Für hellere Röstungen (die ich fast nie verwende, weil ich dunkle Röstungen bekanntlich viel lieber mag), finde ich die Apollo nicht so gut geeignet, da ich dafür zu viel Muskelkraft aufwenden müsste.

In meine relativ kleinen Hände passt die Phoenix am besten, weil sie am schlanksten ist. Deswegen, und wegen der stufenlosen, leichten Einstellbarkeit, benutze ich sie am liebsten.

Aber manchmal mag ich gerne diesen schweren, wuchtigen Klotz von Apollo in der Hand haben und richtig schuften beim Mahlen.

Na ja, und die Apollo ist halt die Rennmaus im Studio, trotz all ihrer Schwere und Fülle. Sie ist wirklich schnell. Was mir aber eigentlich schnuppe ist, denn wäre mir Schnelligkeit beim Mahlen wirklich wichtig, hätte ich vermutlich irgendeine rasante Elektromühle.

Empfehlen kann ich guten Gewissens alle drei!