3 Top-Handespressomühlen – Der Vergleich

Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio ist mühlenmäßig ausgestattet mit:

  1. einer Comandante C40 Nitro Blade mit RedClix-Tool,
  2. einem BPlus Apollo Handgrinder und
  3. einer Kinu M47 Phoenix.

Diese drei tollen Handmühlen möchte ich heute miteinander vergleichen. 

Vom Mahlgut her nehmen die drei Mühlen sich nichts – das ist bei allen nicht nur absolut siebträgertauglich, sondern wirklich Spitzenklasse. Um solch eine Mahlgut-Qualität zu erreichen, bräuchte man schon eine elektrische Mühle, die sehr viel teurer ist! Zum Beispiel wurde mir von mehreren Leuten, die eine der drei Handmühlen, sowie eine Niche besitzen, auf meine Nachfrage hin berichtet, dass das Mahlgut der Handmühlen absolut gleichwertig mit dem der viel teureren Niche sei. 

Hochwertige Handmühlen haben folgende Vorteile:

  1. Null Totraum
  2. Sie machen keinen Krach
  3. Es sind Single-Dosing-Mühlen und somit gut geeignet für Menschen, die gerne zwischen mehreren Kaffeesorten wechseln.
  4. Super-homogenes Mahlgut
  5. Strom-unabhängig
  6. Platzsparend
  7. Reisetauglich
  8. Meditativ
  9. Entschleunigend

Ansonsten gibt es zwischen den drei Scharfschnitterinnen ein paar Unterschiede bezgl. Gewicht, Haptik, erforderlicher Muskelkraft, Mahlgeschwindigkeit – und natürlich Aussehen. 

Die Apollo (ganz rechts im Bild) ist die schnellste der drei, aber mensch muss bei ihr am meisten Muskelkraft aufwenden. Ihre schnellere Mahlgeschwindigkeit kommt dadurch zustande, dass die Bohnen, im Gegensatz zur Kinu, stufenlos ins Mahlwerk fallen und dadurch anders gegriffen werden. Es werden mehr Bohnen gleichzeitig gemahlen als bei den anderen beiden Mühlen.  

Die Apollo ist außerdem die schwerste der drei vorgestellten Mühlen.

Auch bei der Comandante (in der Mitte) fallen die Bohnen stufenlos ins Mahlwerk. Allerdings verjüngt sich der Innenraum der Mühle zum Mahlwerk hin deutlich und der Durchmesser des Mahlkegels ist wesentlich kleiner als bei der Apollo. Verglichen mit der Apollo, hat das Mahlwerk der Comandante einen 9mm kleineren Durchmesser. Dadurch mahlt sie wesentlich langsamer als ihre Schwester aus Taiwan. 

Comandante und Phönix sind ungefähr gleich schwer und ähnlich leichtgängig. 

Die Phönix (links im Gruppenbild und im Foto direkt hier drunter) liegt von der Mahlgeschwindigkeit ungefähr zwischen Comandante und Apollo.

Vielleicht ein bisschen mehr Richtung Comandante. Bei der Phönix ist (siehe Foto direkt hier drüber) eine kleine Stufe zwischen Säulen-Innenvolumen und Mahlwerk vorhanden. 

Und die Comandante (meine ist knallrot!) finde ich von allen Spitzen-Handmühlen, die ich kenne, am hübschesten. 

Außerdem fühlt sie sich durch die Holz-Ummantelung wärmer an, als die Metall-Gehäuse der anderen beiden Mühlen.

Die Apollo hat, um das Edelstahl-Innere herum, einen Aluminium-Mantel, der, von der Form her, einer römischen Säule nachempfunden wurde. Der Chef von BPlus und Konstrukteur und Hersteller der Apollo, Arthur Yang (Taiwan), ist ein großer Fan der La Pavoni Handhebelmaschinen. Deswegen befindet sich ein Pavoni-Emblem auf der Apollo-Kurbel, und die römische Säulenform der Apollo ist ist als Widmung an Italien gedacht, weil die Pavoni daher stammt. 

Die Kinu M47 Phoenix hat einen Körper, der vollständig aus Edelstahl ist. Ihr Einfüll-Trichter und der Mahlgut-Auffang-Behälter sind aus ABS-Kunststoff. 

Was für mich bei der Comandante zu einem kleinen Punktabzug führt, ist, dass sie erst dann wirklich espresso-tauglich wird, wenn man noch eine andere Achse für über 40€ kauft und einbaut: Das sogenannte RedClix-Tool. Das lohnt sich sehr! Es handelt sich um ein Gewinde mit doppelt so vielen Mahlgrad-Abstufungen wie das Original-Gewinde, was deswegen Sinn macht, weil der Mahlgrad, der das köstlichste Geschmacks-Erlebnis hervorbringt, häufig zwischen zwei Original-Mahlgrad-Einstellungen liegt. Außerdem ist die Mahlgrad-Einstellung bei der Comandante, ob mit oder ohne RedClix-Tool, ein etwas umständliches Unterfangen: Das Einstell-Drehkreuz liegt an der Unterseite der Mühle, unter dem Mahlwerk.

Man muss, um daran zu gelangen, das Auffang-Glas abschrauben. Der Nullpunkt ist dort, wo, beim Schließen des Mahlwerkes (= Bewegen des Drehkreuzes im Uhrzeigersinn), die Kurbel gerade eben stehen bleibt (also nicht mehr beweglich ist). Die einzelnen Mahlgrade werden, von diesem Nullpunkt aus, in „Klicks“ bemessen. Ein bisschen nervig finde ich, dass man sich die Anzahl der Klicks merken, oder irgendwo notieren muss. Denn es gibt bei der Comandante, im Gegensatz zu ihren beiden Mahl-Schwestern, keine Skala, auf der diese abzulesen wären.

Bei der Apollo, wie auch bei der Kinu M47 Phoenix, liegt die Mahlgrad-Einstellung gut erreichbar oben, unterhalb der Kurbel.

 

Den Nullpunkt bei der Apollo findet man folgendermaßen:

Man dreht das Einstell-Rädchen im Uhrzeigersinn bis dorthin, wo es nicht mehr weiter geht.

Bei meiner Apollo ist das bei der Zahl – (minus) 9 Minuten und 1 Sekunde.

Gelesen: – 9’1“.Von dort aus drehe ich genau 9 Minuten (jeweils à 5 Sekunden) entgegen des Uhrzeigersinnes. Ich lande mit meiner Apollo bei 8’1“. Um diesen Punkt herum sind die Espresso-Mahlgrade zu finden – je nach verwendeter Grammzahl, Bohnensorte und Witterung mal feiner, mal gröber.

Die Kinu M47 Phoenix muss auf keinen Nullpunkt geeicht werden. Sie ist sofort einstell-bereit, nachdem die Kurbel aus der Verpackung genommen und eingesetzt wurde. Für die Mahlgrad-Einstellung dreht man die Konterschraube ca. 2 Umdrehungen weit gegen den Uhrzeigersinn heraus. Dann bewegt man das Einstell-Rädchen bis zur gewünschten Markierung, und dreht die Konterschraube wieder zu.

Die Kinu M47 Phoenix besitzt, als einzige der drei, eine Stufenlos-Mahlverstellung. Ihr Feingewinde hat 50 Unterteilungs-Markierungen von jeweils 0,01mm, die aber nur der Orientierung dienen – es rastet nichts ein.

Für meine Espresso-Bohnen-Menge von ca.13,5-14,5g pro Tasse nehme ich in der Regel Mahlgrade zwischen 2 ganzen Umdrehungen plus 7 Minuten und 2 Sekunden bis 8 Minuten und 3 Sekunden. Gelesen: z.B. 2’7“3“‘.

Gewichte der Mühlen:
(selbst gewogen)

  • Comandante: 631g (mit einem Gummiring zum besseren Greifen)
  • Apollo: 1023g (mit zwei Gummi-Ringen zum besseren Greifen, ohne Abdeckring)
  • Kinu M47 Phoenix: 717g (mit einem Gummiring zum besseren Greifen)

Mahlscheiben (Kegel-Mahlwerke) :

  • Comandante:  39 mm
  • Apollo: 48mm
  • Kinu M47 Ph.:  47mm

Die Mahlwerke sind alle drei super-präzise geschliffen aus gehärtetem, jeweils patentiertem Spezial-Edelstahl. Das nennt sich bei der Comandante „Nitro Blade“, bei der Apollo „High Precision CNC“ und bei der Kinu „63 HRC-Stahl mit Black Fusion Behandlung“. Alle drei produzieren, wie bereits gesagt, hervorragendes, sehr homogenes Mahlgut. 

Der Support für die Comandante und für die Apollo ist jeweils echt großartig. Arthur Yang, für die Apollo, hat mich bereits einmal, per Facebook Messenger, freundlich und lang und breit durch einen Auseinanderbau und eine Wiederzusammensetzung der Mühle gecoacht, weil ich die Bohnen zu sehr bespritzt hatte vor dem Mahlen, so dass das Mahlwerk verklebt war. (2 kurze Sprühstöße reichen! )

Und bei meiner Comandante war der Magnet für die Kurbel rausgefallen, woraufhin ich sofort eine neue Kurbel plus zwei Päckchen Kaffee von Supremo bekommen habe.

Für die Kinu musste ich noch keinen Kundendienst in Anspruch nehmen  insofern kann ich da noch nicht mit persönlichen Erfahrungen aufwarten. Ich habe allerdings gehört, dass er gut sein soll.

Welches ist nun meine persönliche Lieblings-Mühle? 

Es fällt mir wirklich schwer, mich zu entscheiden. Sie haben alle drei ihre Vorzüge.

Die Comandante ist meine Reise-Mühle, da sie die kleinste und leichteste ist.

Für hellere Röstungen (die ich fast nie verwende, weil ich dunkle Röstungen bekanntlich viel lieber mag), finde ich die Apollo nicht so gut geeignet, da ich dafür zu viel Muskelkraft aufwenden müsste.

In meine relativ kleinen Hände passt die Phoenix am besten, weil sie am schlanksten ist. Deswegen, und wegen der stufenlosen, leichten Einstellbarkeit, benutze ich sie am liebsten.

Aber manchmal mag ich gerne diesen schweren, wuchtigen Klotz von Apollo in der Hand haben und richtig schuften beim Mahlen.

Na ja, und die Apollo ist halt die Rennmaus im Studio, trotz all ihrer Schwere und Fülle. Sie ist wirklich schnell. Was mir aber eigentlich schnuppe ist, denn wäre mir Schnelligkeit beim Mahlen wirklich wichtig, hätte ich vermutlich irgendeine rasante Elektromühle.

Empfehlen kann ich guten Gewissens alle drei!

 

 

Divenkauf und Divenzubehör

Divenkauf:

Meine erste Diva habe ich bei Ebay ersteigert. Ich hatte Glűck: Sie war in einem sehr guten Zustand. 

Falls ihr űberlegt, euch eine gebrauchte La Pavoni Handhebelmaschine zu kaufen, vielleicht sogar eine alte, und wenn ihr sie nicht bei Ebay ersteigern und dann gegebenenfalls selbst dran rumfrickeln wollt, sondern eine sucht, die, mit Garantie, top űberarbeitet und sofort betriebsfertig ist – dann empfehle ich euch als gute Bezugsadresse den Max Haunstetter in München . Seine Firma heißt „max.macchina.a.leva“. Bei ihm habe ich meine kleine Diva (Bj. 1996) gekauft und bin total zufrieden damit. 

Meine Zubehörs-Liste:

1. Drei Zweiersiebe von Edesia – Anfang 2020 ersetzt durch IMS-Siebe von Strietmann (18g und 14g) inkl. IMS-Duschsiebe. Eine sehr lohnende Investition, wobei die Edesia-Siebe schon ein lohnendes Upgrade im Vergleich zu den Originalsieben waren. 

2. Tamper: JoeFrex (ø 49mm), druckverstellbar zwischen 8 und 20kg

 

3. Leveler von Scarlet (ø 49mm)

4. Einfülltrichter aus Alu (www.bplus.biz)

5. Eine aufgebogene Büroklammer bzw. ein selbstgebasteltes WDT (Weiss Distribution Tool) 

6. Temperaturstreifen für die Brühgruppe aus Taiwan (www.bplus.biz) – gibt’s so ähnlich auch bei www.pavoni-hamburg.de, der Preis kommt auf’s Gleiche raus,  trotz der hohen Shippingkosten von Taiwan nach Deutschland 

7. (ersetzt 6.) Heatsink (sieht aus wie eine mittelalterliche Halskrause, siehe Foto) mit digitalem Thermometer für die Brühgruppe – verhindert ein Überhitzen (gilt nur für La Pavoni Handhebelmaschinen, die vor der Jahrtausendwende gebaut wurden, die sogenannten „Premills“ = Premillenniums. Seit dem Jahr 2000 wird serienmäßig ein Überhitzungsschutz eingebaut.)

Das digitale Thermometer im Alurahmen wird mitgeliefert.

Ich habe den Heatsink eine Weile ausprobiert und dann wieder abgebaut. Er funktioniert – doch ohne gefällt mir die Diva besser. Und ich komme ohne ihn wunderbar klar. 

Bezugsquelle: Imsung Yoo in Süd-Korea (limamike03@gmail.com)
Kostet 120 USD + 40 USD Versandkosten

8. Ein Einer-Auslauf für den Siebträger

(Ich habe es bisher nicht geschafft, dass der Espresso gleichmäßig auf beiden Seiten des Doppelauslaufes herausfloss. Entweder es floss sehr ungleichmäßig, d.h. viel auf einer Seite, kaum was auf der anderen. Oder es floss űberhaupt nur auf einer Seite heraus. Daran hat auch eine Ausrichtung der Diva mithilfe von Wasserwaage und Unterlegmaterial nichts geändert.

Espressobezüge mit dem Doppelauslauf bleiben vorerst ein Projekt, das ich auf die lange Bank geschoben habe 🙂 )

Update: Seit einiger Zeit arbeite ich nur noch mit dem gerade geschnittenen (!) bodenlosen Siebträger, den ich von Max Haunstetter erstanden habe. Macht meinfach mehr Spaß, weil ich besser sehen kann, wie der Espresso herausläuft. 

9. Ein Sprűhfläschchen, mit dem ich die Bohnen etwas besprűhe, bevor ich sie mahle. Das sorgt dafür, dass die Műhle ziemlich sauber bleibt und nicht verklebt (was v.a. bei dunklen, öligen Espresso-Bohnen sonst schnell passiert.

10. Zuhause: Eine Espresso-Waage von Hario

Auf der Arbeit: Eine Műnz-Waage von Leuchtturm

11. Ein grűner Murano-Glas-Aschenbecher, der mir als Siebträgerhalter dient (der Einer-Auslauf kann ohne Stűtze nicht stehen! 

12. Eine abgeschnittene Plastikdose, in der ich die Bohnen abwiege. Update: Inzwischen benutze ich zum Abwiegen ein Shotglas. 

13. Die Kaffeeműhle! Señora Comandante, auch genannt „die rote Sonja“. Eine Handműhle, die es, was die Mahlergebnisse angeht, spielend mit  elektrischen Műhlen im mittleren Preissegment aufnimmt. Genauer gesagt: Ich hab zwei davon. Señora Comandante 1 und 2. Eine fűr zuhause  eine für die Arbeit.

Für Espresso ist das „RedClix-Tool“ wichtig. Damit sind Mahl-Zwischenschritte möglich, die der Feinabstimmung auf die jeweiligen Bohnen dienen. Ein Klick mehr oder weniger mit dem Red-Clix-Tool kann statt eines nur mäßig interessanten Espresso eine geschmackliche Offenbarung bewirken. Echt wahr!

14. Nach und nach haben zwei weitere Handmühlen bei mir Einzug gehalten: Eine BPlus Apollo und eine Kinu M47 Phoenix. Mehr dazu unter „Die Handmühlen“.