„Amicizia“ vom Bohnendealer

Der Wiener Kaffee- und Espressomaschinenvertrieb „Bohnendealer“ hat seit Neuestem einen herausragend exquisiten, dunklen, echten Neapoletaner im Programm:

Den ‚Amicizia‘ – eine hochwertige Mischung, die sich aus 74% Robusta- und 26% Arabica-Bohnen aus insgesamt 7 Anbaugebieten zusammensetzt: Indien, Uganda, Costa Rica, Kolumbien, El Salvador, Brasilien und Äthiopien.

Eine Italian Roast-Eminenz im allerprunkvollsten Aromen-Ornat!

Bei den tatsächlich in Neapel gerösteten Bohnen handelt es sich um eine sogenannte „Edizione Speciale“, also um eine Sonderedition, die nicht immer erhältlich ist.

„Da von der Bestellung bis zur Anlieferung bei mir und fürs nötige Ausgasen oft einige Wochen vergehen, kann ich nicht immer garantieren, dass sie gerade vorrätig sind“, schreibt Daniel Platzer, der Bohnendealer, dazu.

Er habe, so erzählt er, 7 Jahre gebraucht, um eine gute Lösung mit einer neapoletanischenen Rösterei zu finden. Schließlich sei diese über einen italienischen Kollegen aus der Kaffeebranche zustande gekommen, zu dem sich im Laufe der Jahre eine Freundschaft entwickelt habe. Aufgrund dieser guten zwischenmenschlichen Erfahrungen und als Huldigung an die engen Verbindungen zwischen der österreichischen und der italienischen Kaffeegeschichte, habe er dann den wohlklingenden, bedeutungsschönen Namen gewählt: ‚Amicizia‘ – das italienische Wort für Freundschaft.

Beim Schnuppern an den glänzenden, dunkelbraunen Bohnen und dann beim ersten Schluck erinnert mich der ‚Amicizia‘ mit seiner dunkel-seidigen Geschmeidigkeit zunächst an einen wirklich guten Monsooned Malabar. 

Dann kommen Noten von würzigem Pumpernickel dazu, von flüssiger, frischer Sahne, von süßer Birne, von Buchecker. 

Nein, keine schmeckbare Säure! Eine winzige, herb-aromatische Spur Buchenwalderde scheint durch. Zerlassener brauner Zucker schmiegt sich in viel edlen, samtig-dunklen, geradezu dessertwein-süffigen Arriba-Kakao. Ein kurzes, zartes, bittersüß-zitrusfruchtiges Hereinragen von kandierter Kumquat im Aromen-Mittelfeld. Wunderbar langanhaltender, schokofülliger Aromen-Cluster im Abgang.

In der Körperresonanz zeigt sich eine sahnige Kühle, die zunächst besänftigend und weitend auf den Kehlkopf und die Atemwege wirkt und sich alsdann mit Verzögerung gemäßigt warm und angenehm in Brust und Bauch ausbreitet. Auch das schwingt lange köstlich nach.

Zwischen Woche 4-6 gewinnt die Mischung noch an seidiger Weichheit.

Der ‚Amicizia‘ ist übrigens ausgesprochen anfänger-tauglich in der Zubereitung, da sein Toleranzfenster groß ist, was bedeutet, dass er Zubereitungs-Schwankungen, ohne für Kräuselgesichter zu sorgen, gut wegsteckt: Er schmeckt bei 94-95ºC und verschiedenen Mahlgraden wirklich ausgesprochen lecker.

Natürlich hat er trotzdem einen Sweet Spot, und diesen habe ich bei 94ºC und mittelfeinem Espresso-Mahlgrad gefunden, so dass ich mit 14,2g im 49er-Sieb nach 33 Sekunden einen besonders göttlichen, halbkurzen Ristretto (2 1/2 kleine Schluck) in der Tasse hatte.

Ganz große Klasse!

Frau Antje verleiht hiermit eine zweite, hochverdiente Tazzina d’Oro an den Bohnendealer!

 

„Siena“ von Bohnendealer

Heute möchte ich wieder einmal einen tollen Espresso aus Österreich vorstellen: Den „Siena“ vom Bohnendealer aus Münchendorf bei Wien.

Wien und Umgebung scheint eine Fundgrube für guten, dunklen Espresso zu sein!

Es handelt sich um eine 100% Robusta-Mischung: Zwei verschiedene Hochland-Robusta-Sorten aus Kerala/Indien. Das war’s. Kein Arabica – obwohl die Mischung Aspekte von Klarheit aufweist, die mich zunächst einen geringen Arabica-Anteil haben vermuten lassen.

Röstgrad: French. Also anständig dunkel, aber nicht  napoletanisch-dunkel.

Zum Glück keinerlei Grünnoten im Geschmack.

Frau Antje schnurrt.

14g, 2’8“0 mit der Kinu M47 Phoenix.

Zubereitet sowohl mit einer La Pavoni Handhebelmaschine (mit recht sicher geschätzten 95ºC), als auch mit der Strietman CT2 – aus letzterer mit amtlichen, stabilen 95ºC.

Wie immer 3 Schluck out.

Sehr schön dunkelkaramellig, von der schmelzenden Konsistenz her etwas an Fudge erinnernd. Angenehme, warme, dunkle Kakaonoten, die weit hinten im Rachen ihre Aromen ausbreiten. Zarte Butter-Toastbrotaromen. Dazu kommen feine, fast schon moussierende Anklänge von süßer, kleiner, hellgelber Weintraube. Eine ganz liebliche, weiche, harmonisch eingebundene, klitzekleine Säure rundet die Komposition wunderbar ab.

Der „Siena“ ist unkompliziert in der Zubereitung. Der Sweet Spot hat Spielraum, so dass diese Mischung auch mit einfacheren Espresso-Maschinen ohne PID oder Temperatureinstellbarkeit (wie der La Pavoni Handhebelmaschine) zuverlässig zu guten Ergebnissen führt.

Chapeau, Daniel Platzer ! Ich verleihe dem „Siena“ hiermit Frau Antjes Tazzina d’Oro für herausragende Schmeck-Erlebnisse.