„La Stanza“ von Blasercafé

Guten Morgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio!

Vor einigen Wochen hat ein netter Mensch aus der Kaffee-Community mir als Anerkennung für meine Blog-Beiträge 1kg Espresso-Bohnen geschickt, die es nur vor Ort im Café „La Stanza“ in der Innenstadt von Zürich zu kaufen gibt.

Für die, die hier stutzen: Frau Antje schreibt weiterhin keine Gefälligkeitsrezensionen und nimmt daher weiterhin keine Werbegeschenke an. Das wird auch so bleiben. Der erwähnte Kaffeefreund hat weder Verbindungen zur Rösterei der Bohnen noch zum Café La Stanza.

„La Stanza“ heißt auch die Hausmischung des Cafés, geröstet von der Berner Traditionsrösterei Blasercafé, von deren Espresso-Röstungen ich hier bereits mehrere begeistert rezensiert und ausgezeichnet habe. Nun also eine Exklusiv-Röstung, die online nicht zu erwerben ist. Wir können halt doch noch nicht alles jederzeit aus dem Internet herbei bestellen – und das ist aus meiner Sicht auch gut so, selbst wenn ein Teil von mir bedauert, dass ich diese sau-leckere Miscela nicht mal eben nachordern kann. So bleibt sie etwas wirklich Besonderes, Nicht-Alltägliches, wie heimische Himbeeren direkt vom Strauch im Garten, selbst gesammelte Waldheidelbeeren oder Pilze, die es im Januar halt nicht gibt.

Das Mischungsverhältnis Arabica/Robusta soll laut vertrauenswürdigen, inoffiziellen Quellen bei 50:50 liegen. Röstgrad Dark French. Sauberes, gleichmäßig rotstichig röstbraun gefärbtes, dunkles Bohnenbild mit zu vernachlässigend wenigem Bruch.

Wunderbar warmer, weichröstiger Duft beim Öffnen der Tüte. Mir kommen, neben Kakao, Leder, Grapefruitkern und trockenes Herbstlaub in den Sinn.

Ich nehme 14g für einen Ristretto, wähle einen sehr feinen Espresso-Mahlgrad, beziehe am liebsten bei 96ºC.

Siebträgermaschine: Strietman CT2, Mühle: Titus Hybrid.

Was ich beim ersten Schluck sofort assoziiere, ist reiner Nacional Kakao. Da ist eine recht enge, doch deutliche, sehr harmonische Süße und eine Andeutung von Orangenblüte. Etwas Edles, Pointiertes. Bei 93ºC erlebe ich eine winzige Spur von Restsäure, die sich jedoch durch eine Erhöhung der Brühtemperatur auf 95-96ºC ins Unschmeckbare verbannen lässt. Was an (für manche sicherlich interessantem) Säurespiel dadurch verloren geht, wird an Röstaromenverdichtung und Schokoladigkeit gewonnen, was letztlich eine Nuancefrage und  Geschmackssache ist. Die Orangenblüte zeigt sich jedenfalls auch noch bei 95ºC, nur bleibt sie mehr im Hintergrund.

Des weiteren kommen mir, wie anfangs schon erschnuppert, auch beim Schmecken trockenes, warm-aromatisches Herbstlaub und Zitruskern entgegen. Letzterer vielleicht eher von der milderen, süßeren Orange als von der bitteren Grapefruit. Auch Lakritze lugt aus dem Aromenspektrum hervor. Sowie eine klitzekleine Prise weißer Pfeffer, die die Komposition perfekt abrundet.

Alles in Allem ein Traum-Espresso aus der eher wuchtigen Liga! Wer nach Zürich kommt, sollte unbedingt das Café „La Stanza“ aufsuchen und die ausschließlich dort erhältlichen Bohnen kaufen. Die Zubereitung im Café selbst, habe ich mir sagen lassen, werde den Bohnen nicht gerecht. Das habe ich bisher nicht selbst überprüfen können.

Frau Antje verleiht voller Überzeugung ihre Tazzina d’oro.

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„Ocoa“ von Blasercafé

Frau Antje ist lichterloh entflammt für einen Single Estate 100% Arabica aus der Dominikanischen Republik:

Den „Ocoa“ von Blasercafé (ein überraschendes Geschenk von einem Freund).

250g der erlesenen Spezialität kosten … ähm, ja … sie kosten knapp unter 20 Euro. Man reiche mir mein Diadem …

Dunkel geröstete, gleichmäßige Bohnen, die verlockend nach dunklem Kakao, Marzipan, roter Johannisbeere und Mango duften.

Im Mund vielschichtige, üppige, obertonreiche Noten von Marzipan, edelster Dunkelschokolade, Rotwein, Vanille, vollreifer Mango, rotem Johannisbeergelee und einer winzigen Spur von frischem, feuchtem Tabak. 

Geschmeidige, weiche Textur, schöne, beständige Crema. 

Der Ocoa löst eine sanfte, warme, beglückende Weitung innerer Räume aus. Ein endlos erscheinender, facettenreicher, äußerst harmonischer, Nachklang sorgt für ein paradiesisches Gefühl von langanhaltendem Wohlumsorgtsein.

Chapeau und Frau Antjes Tazzina d’Oro nach Bern!

„Rosso e Nero“ von Blasercafé

Ein gutgelauntes Hallo aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio!

Heute im Test: „Rosso e Nero“ von Blasercafé. 80% Arabicabohnen (Indonesien, Brasilien, Kolumbien, Indien) und 20% gewaschener Robusta (Indien – washed Parchment und washed Java).

Nach dem „Marrone“ der zweite Dunkelgeröstete im Sortiment der Berner Rösterei, den ich verkoste. Und der erste Schweizer Espresso, der CSC-zertifiziert wurde. Dieses Zertifikat wird dem Rosso e Nero seit Jahren immer wieder erneut ausgestellt.

>Die italienische Organisation CSC (Caffè Speciali Certificati) wurde 1996 in Livorno gegründet. Sie verpflichtet ihre Mitglieder zu sehr hohen Qualitätskriterien, die einer strengen Kontrolle unterliegen. Diese Kriterien schließen Ernte und Aufbereitung des Rohkaffees, Transport, Lagerung und Endverarbeitung ein. Bei einem Kaffee, der CSC-zertifiziert wurde, handelt es sich mit Sicherheit um einen Spitzenkaffee. Im Jahr 2007 wurde die Firma Blasercafé als erstes Schweizer Unternehmen in die Organisation aufgenommen.

Weitere Mitgliedsunternehmen von CSC sind :

•Barbera 1870 – Messina

•Caffè Agust – Brescia

•Arcaffè – Livorno

•Mondicaffè – Rom

•DiniCaffè – Florenz

•Goppion Caffè – Preganziol (Provinz von Treviso)

•Le Piantagioni del Caffè – Livorno

 •Musetti Caffè – Pontenure (Provinz von Piacenza).

(Es sollen, laut CSC-Homepage 11 sein, aber ich habe nur diese 9, Blasercafé eingeschlossen, gefunden.)

Meine entsprechend hohen Erwartungen an den „Rosso e Nero“ möchte ich nun bewusst zurückstellen und ihn so unvoreingenommen wie möglich mit all meinen Sinnen erleben.

Die Bohnen, die ich erhalten habe, sind leider nicht so frisch, wie erhofft: Röstdatum 15.3.19, also etwas űber 2 Monate alt – das ist sehr hart an der Grenze dessen, was ich für eine Verkostung für tauglich halte, denn die Aromen dűrften bereits etwas an Fűlle verloren haben. Nun gut. Sollte ich diese Espressomischung irgendwann einmal frischer bekommen, werde ich ein Update ertesten  🙂

Aussehen der Bohnen: Samtig esskastanienbraun, verschiedene Größen, kein erkennbarer Bruch.

Duft: Intensiv und warm, herzöffnend, unmittelbar den gesamten Rumpf ausfűllend, vom Brustraum bis hinab in die Beckenschale. Dunkelbeerig, samtig, voll, feurig, schokoladig. Schmeichelnde, geschmeidige, einladende Röstaromen. Wow! Wie der wohl geduftet hat, als er zwei Wochen alt war?!

12,4g. Feiner Mahlgrad (15 Klicks bei meiner Comandante zuhause), das BG-Thermometer zeigt zu Beginn der Präinfusion 76ºC (was wohl einer Brűhtemperatur von 82ºC nahekommt, jedenfalls hat der Rosso e Nero sich bei diesem Anzeigewert toll entfalten können). Präinfusion 12 Sekunden. Bezugszeit ab Hebeldruck: Gezählte 20 Sekunden.

Die ersten Tropfen kommen unter recht kräftigem Druck, danach fließt es schön gleichmäßig und sämig.

Leuchtend karamellbraune Crema.
Es duftet warm dunkelbeerig-schokoladig.

Der erste Schluck bringt sofort das Dunkelbeerige im Bitterschokoladenmantel auf die Zunge. Ich wiege mich zwischen wilder Brombeere und Waldheidelbeere, finde mich eher beim halbschattigen, hochsommerlichen Heidekrautgewächs Heidelbeere ein als beim Rosengewächs Brombeere mit seiner langen Erntezeit. Das Dunkelbeerige, das ich schmecke, hat mehr die fruchtig-herbe, saftig-waldkrautige Frische der Heidelbeere als die warme, erdige, likörige, fast schon am Rand des Modrigen balancierenden Schwere der Brombeere.
Also Waldheidelbeere. Mit ungesűßter, cremiger, dicker Sahne, wie sie sich direkt auf frischer Milch absetzt. Ein Hauch geschälte, geröstete Mandel. Ein Traum! Alle drei Schluck lang.

Im Abgang kommt eine Spur vollreifer, eher sűßer Apfel hinzu. Ein Quäntchen warmes, helles Karamell, das kurz in den Vordergrund tritt, um die Bűhne dann wieder der dunklen Schokolade mit Heidelbeer-Sahne zu űberlassen.

Ich habe den „Rosso e Nero“ mittlerweile 6 mal getrunken. Es ist im ersten Moment kein Kaffee, der meinem Sehnsuchtsschema entspricht, so wie vor kurzem der Marrone.
Und dennoch merke ich zu meinem Erstaunen: Je öfter ich den Rosso e Nero trinke, desto mehr verspűre ich ein kleines Verlangen nach genau diesem Espresso. Er erinnert mich an Wanderungen bei Sommerhitze im Schatten von piemontesischen Maronenwäldern. Es ist hűgelig. Die gleißende Helligkeit des Tages wird gemildert durch den Wald. Bis auf das Knacken unter meinen Füßen, und hier und da Insektengesumm, ist es still. Es duftet nach zerfallenden, warm dahinbröselnden Baumstűmpfen. Nach rötlicher Erde. Nach langsam zerkochenden Frűchten. Ich halte inne. Bűcke mich. Frisch gepflűckte, saftig-warme Heidelbeeren finden sich in meinem Mund ein. Ein Vogel ruft. Da hinten noch einer. Und meine Seele ist einfach nur weit  …

„Marrone“ von Blasercafé

Einen wunderschönen Samstagmorgen aus Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio❣️

Frau Antje ist schockverliebt! 

Es ist ja so: Jeder gute, langsam geröstete Espresso aus hochwertigen Bohnen, die einigermaßen frisch sind, hat seine Reize. Aber manch einer trifft einfach VOLL meinen persönlichen Geschmack. In diesem Fall ein Espresso aus der Schweiz. 

Blasercafés „Marrone“ ist eine Komposition aus 70% Arabica und 30% Robusta-Bohnen. (Und zwar: Brasil Arabica natural, Honduras Arabica washed, India Arabica monsooned Malabar, India Arabica washed Plantation, India Robusta washed Parchment, Indonesia Robusta washed Java)

Die Blaser Café AG, mit Sitz in Bern, ist űbrigens unlängst vom Crema-Magazin zum „Schweizer Röster des Jahres 2019“ gekűrt worden. Zum Gesamtunternehmen gehört die Abteilung für Direkt-Import von Rohkaffee vom jeweiligen Erzeuger, die Blaser Trading AG. Rohkaffee-Import und Rösterei liegen hier sozusagen in einer Hand, was sicherlich ein großer Vorteil für die Qualität der gerösteten Bohnen ist, die schließlich in den Handel kommen. 

Ich habe diese Espressopackung bereits vor einer Woche aufgemacht und den „Marrone“ seither täglich mit gleichbleibender Wonne getrunken. Er ist mir heute, zum Zeitpunkt der offiziellen Verkostung, folglich nicht mehr ganz neu. Ich werde dennoch alles daran setzen, ihn mir sinnlich zu erschließen, als wäre es das erste Mal. 

Ich sehe: Satt und gleichmäßig dunkel geröstete Bohnen verschiedener Größen (logisch, da es sich ja um eine Bohnenmischung handelt). Null Bruch.

Sie duften verlockend nach richtig gutem, frischem Kaffee mit deutlicher Kakaonote. MHD 02/05/20 (Blasercafé gibt ab Röstdatum 12 Monate Mindesthaltbarkeit an!).

Der „Marrone“ braucht eine feine Mahlung, das habe ich inzwischen herausgefunden (Comandante mit RedClix-Tool: 15 Klicks). 12,3g Bohnen. Und er mag es nicht zu heiß. Auf meinem BG-Thermometer (damit habe ich die Temperaturstreifen ersetzt!) passe ich 82ºC ab, das dűrften ca. 10º mehr an tatsächlicher Brűhtemperatur sein: 92ºC, wie von Blasercafé empfohlen. Präinfusion 15 Sek., Bezugszeit 20 Sek. 

Bei so feiner Mahlung habe ich zu Beginn einiges zu drűcken – aber auf diese Weise erziele ich bei DIESEM Espresso die allerleckersten Resultate. Es läuft dickflűssig. Schöne, dichte, mittelblonde Crema. 

Schokoladig-herzöffnend-weicher betörender Duft.

Erster Schluck: Ein eleganter, gleichmäßiger, enorm cremig-samtiger Schmelz dunkler Spitzen-Schokolade. So schokoladig, dass sich in den heißen Espresso etwas Kűhl-Fließendes mischt, das mich an edlen, dunklen Schokoladen-Likör erinnert. Soviel zur Grundnote. Die Aromen-Mitte hat etwas von bestem Marzipan, von gerösteter Mandel. Sűß, einnehmend, die Brust wärmend. Und dann, weiter oben, eine fruchtig-sűße Ahnung von Apfelkompott mit Rosinen, was eine sehr zarte, geradezu anschmiegsame, perfekt sich einfűgende Säure mit sich bringt. 

Dem fűgen die weiteren Schlucke nichts hinzu und ziehen nichts ab. Der „Marrone“ kommt ohne Verzögerung, ist sofort voll da in seiner ganzen Pracht. 

Und er geht mit laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanger Nachklangs-Schleppe. So lang hab ich das nur beim ‚Barbera Mago‘ erlebt bisher. Noch eine Stunde später bin ich erfűllt vom Echo verfeinerter, bratapfeliger Dunkelschokoladigkeit in ihrer höchsten Perfektion! Unglaublich!


Somit bekommt dieser Espresso Frau Antjes höchste Auszeichnung verliehen: 

Das goldene Tässchen, „la tazzina d’oro“!