Frau Antje geht aus

Frau Antje kommt hin und wieder auf die Idee, sich in ein Café zu setzen. Normalerweise bestellt sie dort KEINEN Espresso, weil sie keine Lust hat, für etwas zu bezahlen,  was sie schon nach dem Dranschnuppern, oder spätestens nach einem winzigen Probeschluck, stehen lässt.

Gehört ein Café aber z.B. zu einer Rösterei, dann wagt sie es an mutigen Tagen: „Guten Tag! Ich hätte gerne einen kurzen (Daumen und Zeigefinger zeigen das Zeichen für ‚klein‘) Espresso.“ Manchmal wird Frau Antje dann angeraunzt: „Sie meinen einen ‚Ristretto‘!? “ „Ja, genau.“

Manchmal sagt Frau Antje auch „Guten Tag! Ich hätte gerne einen Ristretto.“ Nicht selten wird sie dann verständnislos angeschaut. Wenn Frau Antje nach ihrer Erklärung „klein – also kurz“ (macht mit Daumen und Zeigefinger das Zeichen für ‚klein‘) dann zu hören bekommt: „Unsere Maschine macht das immer gleich“, winkt sie ab und bestellt lieber ein Mineralwasser oder einen Kräutertee.

In manchen Cafés, besonders denen, die zu einer Rösterei gehören oder die sich ‚Esoresso-Bar‘ nennen, steht schon ‚Ristretto‘ mit an der Tafel. Űber ‚doppelter Ristretto‘.

Also – Frau Antje bestellt manchmal Espresso. Espresso ristretto, um genau zu sein. Es handelt sich meistens um ein großes Wagnis (es sei denn, sie kennt das Café schon und weiß um die seltene Gabe der dortigen Crew, guten Espresso zubereiten zu können. Tolle Espresso-Maschinen stehen in vielen Restaurationsbetrieben. Die Maschinen alleine stellen keine Garantie für guten Espresso dar).

In Ausnahmefällen erlebt Frau Antje in Cafés eine positive Űberraschung: Einen Espresso, der ihr Genuss bereitet. Um solchen Stern-Momenten eine Chance zu geben, wird sie weiterhin Cafés besuchen. Hin und wieder.

Űber ihre Wagnisse, Enttäuschungen und gelegentlichen positiven Űberraschungen möchte Frau Antje hier berichten.