Frau Antje

… lebt in Hamburg.     

Trinkt Kaffee seit ihrem 13. Lebensjahr (Das erste Mal war im Sommer 1974. Filterkaffee mit Milch nach dem Mittagessen auf der Terrasse. Mit ihrer Mutter und der Nachbarin). Regelmäßiger Espressogenuss seit 1991. Also schon ziemlich lange. Seit 1991 ist Frau Antje übrigens auch mit ihrer italienischen Liebsten zusammen. Könnte sein, dass es da einen Zusammenhang gibt.

Zur Espresso-Feinschmeckerin wurde sie ziemlich umgehend, denn billigen, schnell gerösteten Industrie-Espresso findet sie so ekelhaft, dass sie ihn  stehen lässt. Würde sie ihn austrinken (warum, um alles in der Welt, sollte sie das tun?!), bekäme sie zusätzlich zum schlechten Geschmack auch noch Magenschmerzen.
Also geht gar nicht.

Außerdem hat sie einen feinen Geruchs- und Geschmackssinn. Sie riecht und schmeckt so ziemlich ALLES – was Fluch und Segen zugleich ist: Eine Knoblauchzehe oder einen Apfel auf dem Tisch im Nebenraum. Dass ihre Freundin vor Stunden einen Hund gestreichelt hat. Parfum, das jemand im Zug am anderen Ende des Großraumabteils aufgetragen hat. Eine wilde, meist eher unangenehme Mischung von Eau de Toilette, Rasierwässern, Bodylotions, Deos, Körpergerüchen all der Leute, die vorbeigehen …, Schimmel einen Tag, bevor er im Brot sichtbar wird. Magenschmerzengeruch von jemandem, der einfach nur hinter ihr in der Supermarktschlange steht. Jede Spur von irgendwas in einem Gericht. Alles. … Auch sehr wundervolle Nuancen von Dűften, Aromen und Geschmacks-Kompositionen.

Viele Jahre lang war Frau Antje Stammgast in einigen wenigen Cafés, in denen sie den Espresso gut fand.

Dann begann ihre Sturm- und Drangzeit der Espressozubereitung. Ein kleine Odyssee durch das Reich der Handhebler und Handmühlen. 

Zunächst wurde sie hingebungsvolle Besitzerin einer La Pavoni Professional Handhebel-Maschine (Bj. 1998) . Ihrer „Diva“.

Wenig später kam die kleine Schwester der Diva dazu: Eine La Pavoni Europiccola (Bj. 1996), genannt „Die kleine Diva“, die zunächst in der Teeküche von Frau Antjes Arbeitsplatz residierte. Dazu besaß sie eine Comandante C40 MK3 Handmühle in rot und zwischenzeitlich eine zweite. Die Señoras Comandante.

Als nächstes hielt, im November 2019 obendrein eine Apollo Einzug in Frau Antjes Haushalt.

Und später kam als dritte Handmühle eine Kinu M47 Phoenix dazu. Ja, Frau Antje hat einen Handmühlen-Fimmel. 

Irgendwann wurde sie stolze Besitzerin einer „Aram“ – einer kleinen Espressomaschine, die all den benötigten Druck aufbauen kann, um echten Espresso auszuspucken. Und das ganz ohne Strom! Per Handkurbel! Diese Erweiterung von Frau Antjes Espresso-Team hat sie sich gekauft, um damit auf Reisen zu gehen. Die Aram ist nämlich mit ca. 920g ein Espressomaschinen-Leichtgewicht. Wenn Frau Antje nicht reisend unterwegs ist, darf die Aram ihr in der Mittagspause am Arbeitsplatz herausragenden Espresso kredenzen.

Die kleine Diva stand dann eine längere Weile zuhause neben der großen Diva und kam zum Einsatz, wenn dicht hintereinander zwei Espressi zubereitet werden sollten. Denn da die Pavonis alt waren, űberhitzten sie schnell und brauchten eine Weile, um soweit wieder abzukűhlen, dass der nächste Espresso nicht verbrannt schmeckt. Zwei alte Pavonis nebeneinander waren sozusagen optimal, weil Frau Antjes auch manchmal Besuch bekommt, der mit ihr gemeinsam Espresso trinken will. Mit einer neuen, nach der Jahrtausendwende gebauten Pavoni wäre das sicherlich anders gewesen, die schaffen auch mehrere Runden dicht hintereinander. Frau Antje hat aber ein Herz für betagte Wesen, die schnell űberfordert sind und viele Erholungspausen brauchen. Sie will gar keine Hochleistungs-Geräte an ihrer Seite, sondern Geräte-Persönlichkeiten. 

Seit Juli 2020 ist eine Strietman CT2 bei Frau Antje eingezogen. Auch sie eine Maschine mit sehr eigenem Charakter. Mehr über die edle Handheblerin findet ihr im Blog-Bereich unter „Die Strietman“. 

Wenig später vermählte sich Madame Strietman mit der namhaften Stand-Handmühle HG1 aus dem Hause Craig Lyn. Die Liaison war allerdings nur von kurzer Dauer.

Über die HG1 gibt es ebenfalls einen ausführlichen Bericht im Blogbereich.

Die La Pavoni Professional hat Frau Antje irgendwann an einen netten jungen Espresso-Liebhaber verkauft. Die Europiccola residiert jetzt in Frau Antjes Praxis.

Seit April 2021 hat Frau Antje endgültig ihr absolutes Traum-Equipment bei sich zuhause:

Als Ergänzung zu ihrer Strietman war es ihr vergönnt, eine kupferrote Titus, innen wie außen ganz in SSP gewandet, über die Schwelle tragen zu dürfen. Die Mahlkaiserin! (Siehe im Blog unter „Die Kaffeemühlen. 3. Die Mahlkaiserin“) 

Die HG1 zog daraufhin zu einem jungen Mann nach Süddeutschland.

Mit der Strietman und der Titus ist Frau Antjes Heim-Espresso-Altar nun vollendet – mit ihnen möchte Frau Antje alt werden. Das war’s mit der Odyssee. Adieu Sturm und Drang! 

… 

Und der Alltag? 

Mithilfe ihrer beiden wunderschönen Espresso-Equipment-Exotinnen bereitet sich Frau Antje für gewöhnlich zwei bis drei Espressi am Tag zu. Nach dem Frühstück zwei, und, wenn sie mittags zuhause ist, nach dem Mittagessen einen.

Ganz ruhig und beschaulich. 

Sollte jemand sich dafür interessieren, was Frau Antje beruflich so macht, hier ein Link zu ihrer Website: www.antjebrockmueller.de

Das System, nach dem Frau Antje Espresso verkostet

Es gibt keins. Sie kauft Espresso nach Lust und Laune. Dunkle Röstungen sind das, was Frau Antje am besten schmeckt. Also kauft sie vornehmlich dunkle Röstungen. Wenn ein Espresso sie neugierig macht, erwirbt sie davon eine möglichst kleine Menge Bohnen, so frisch es geht. Espressobohnen, deren Geschmack, Aroma und Wirkung im Körper Frau Antje nicht eindeutig glücklich stimmen, werden spätestens nach vier Testbezügen weiterverschenkt.

Frau Antje wiegt die Bohnen für jeden Bezug ab. Aber niemals den fertigen Espresso. Wenn sie mit einer ihrer Handmühlen mahlt, rührt sie das Mahlgut mit einem selbstgebastelten WDT (Weiss Distribution Tool) um, ….

(Das Mahlgut der Titus benötigt kein WDT.) 

…. dann benutzt sie einen Leveler und dann tampt sie mit ca. 10kg Druck. Dafür hat sie lange einen zwischen 8 und 20kg druckverstellbaren Tamper von JoeFrex benutzt. Inzwischen bevorzugt sie den selbstlevelnden Tamper von Malwani.

Sie kuckt beim Bezug nicht auf die Uhr, sondern in die Tasse, während sie Pi mal Daumen in ihrem Kopf Sekunden zählt. Da sie Ristretto mag, also konzentrierteren Espresso mit kürzerer Bezugszeit, zieht sie die Tasse weg, wenn diese maximal zu zwei Dritteln voll ist. Je nach Aussehen. Dann trägt sie die Tasse zu ihrem Espresso-Tischchen, knipst drei Fotos (falls eins verwackelt), rührt um (ohne Zucker) – und genießt.

Selbstverständlich sind Frau Antjes Verkostungsbeschreibungen subjektiv, geprägt von dem, was sie in ihrem Leben kennengelernt und in sich aufgenommen hat.

Da Frau Antje, neben exzellenten dunklen Espressoröstungen, genauso sehr fűr exzellente dunkle Schokoladen schwärmt, ist das wahre Espressoglűck für sie am ehesten dann gegeben, wenn sie aus einem Espresso auch mannigfaltige edle Kakaoaromen herausschmecken kann. Verspricht eine Espressobeschreibung dergleichen und Frau Antje bekommt davon Wind, findet die beschriebene Mischung sehr sicher einen Platz auf ihrer Liste noch zu verkostender Kaffees.

Frau Antje weiß, dass das alles purer Luxus ist.

Der Blog

Frau Antjes Espressoverkostungs-Studio

Hier sollen in loser Folge Frau Antjes Espresso-Verkostungs-Erlebnisse beschrieben werden. Dies mag einzig und allein der Vermittlung von Sinneserleben, assoziierten Bildern und Vergleichen und von Genuss dienen – und damit verbunden dem Wecken von Neugier, Inspiration, Lebensfreude, Glücksgefűhlen, der Lust am Spielen, am Ausprobieren und am Experimentieren.

Was könnte schöner sein, als zu teilen, was Spaß macht?

Übrigens: Nichts von dem, was ich schreibe, ist in Stein gemeißelt. Es sind Impressionen. Sinnliche, beseelte Eindrücke, die ich, als das veränderliche Wesen, das ich bin, mit bestimmten Chargen bestimmter Röstungen, bezogen mit meinen Setups und gefiltertem Stellinger Grundwasser, gesammelt habe. Nehmt sie bitte als poetische, fließende, lebendige Anregungen, nicht als analytisch geprägte Maßgaben. Und sammelt eigene Erfahrungen – auf die Weise, wie nur ihr es könnt. 

Auf Du und Du mit der Diva

Hier wird Frau Antje gelegentlich über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihren beiden La Pavoni Handhebelmaschinen berichten.